Restrukturierung

Erneut Riesenverlust für Swiss Steel

Die angeschlagene Swiss Steel (vormals: Schmolz + Bickenbach) hat 2020 erneut einen dreistelligen Millionenverlust verbucht.

Erneut Riesenverlust für Swiss Steel

ak Köln

 Die angeschlagene Swiss Steel (vormals: Schmolz + Bickenbach) hat 2020 erneut einen dreistelligen Millionenverlust verbucht. Die Pandemie hat den Spezialstahlhersteller, der bereits 2019 restrukturieren musste und damals eine halbe Mrd. Euro Nettoverlust einfuhr, voll erwischt. Der Konzernfehlbetrag summierte sich im vergangenen Jahr auf 310 Mill. Euro. Die dramatisch rückläufige Nachfrage europäischer Automobilhersteller führte sogar auf Ebene des bereinigten Ebitda zu tiefroten Zahlen. Nach Angaben von CEO Clemens Iller waren sowohl Mengen als auch Preise rückläufig, der Umsatz brach um knapp ein Viertel auf 2,3 Mrd. Euro ein.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es im vierten Quartal. Iller sprach in einer Telefonkonferenz von „vorsichtigen Anzeichen einer Erholung“. Der Auftragsbestand lag gut ein Drittel höher als ein Jahr zuvor, die Absatzmenge stieg um 15%. Die Preise sind allerdings weiter unter Druck, so dass der Umsatz auch in den letzten drei Monaten 2020 im Jahresvergleich leicht zurückging (–2,3%). Das bereinigte Ebitda drehte indes ins Plus. Auf dieser Ergebnisebene will Swiss Steel 2021 schwarze Zahlen schreiben, wenn das konjunkturelle Umfeld so bleibe. Der Vorstand rechnet aber weiter mit einem negativen Nettoergebnis.

Swiss Steel kämpft jetzt mit einer weiteren Kapitalerhöhung ums Überleben. Am kommenden Montag soll der Emissionsprospekt veröffentlicht werden, der Konzern peilt einen Bruttoerlös von 200 Mill. Euro an. Die Hauptversammlung hatte der Kapitalerhöhung im Dezember zugestimmt. Die Großaktionärin Liwet Holding (25%), hinter der der russische Milliardär Viktor Vekselberg steht, war juristisch gegen den Beschluss vorgegangen, hatte jedoch vor wenigen Wochen vor Gericht eine Niederlage einstecken müssen. Größter Aktionär von Swiss Steel ist mit knapp 50% die vom Schweizer Unternehmer Martin Haefner kontrollierte Bigpoint.

Ambitionierte Sparziele

Das im Herbst noch einmal nachgeschärfte Restrukturierungsprogramm soll insgesamt bis 2025 Einsparungen von 300 Mill. Euro bringen. Im vergangenen Jahr hatte Swiss Steel die Kosten um 110 Mill. Euro reduziert, die Hälfte davon ist nach Vorstandsangaben aber auf Einmaleffekte wie Kurzarbeit entfallen. Im laufenden Jahr will der Konzern einen weiteren dreistelligen Millionenbetrag einsparen.

Swiss Steel
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz2 2882 981
Ebitda− 99− 12
Bereinigtes Ebitda− 6951
Abschreibungen und Wertberichtigungen174413
Konzernergebnis− 310− 521
Free Cash-flow− 101− 8
Eigenkapitalquote (%)9,79,6
Börsen-Zeitung