Pharmaforschung

Erneuter Rückschlag belastet Merck

Die Aktie des Pharmakonzerns Merck hat am Dienstag deutlich nachgegeben. Zuvor mussten die Darmstädter mitteilen, dass ein Hoffnungsträger in der Krebstherapie das Ziel wohl nicht erreichen wird.

Erneuter Rückschlag belastet Merck

Erneuter Rückschlag in der Forschung belastet Merck

Studie zu Krebsmittel gestoppt – Aktie gibt kräftig nach

Reuters Frankfurt

Die Pechsträhne für Merck in der Arzneimittelforschung nimmt kein Ende. Bei der Entwicklung eines neuen Krebsmedikaments muss der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern erneut einen herben Rückschlag verkraften. Die Aktien fielen daraufhin am Dienstag im Dax zeitweise um mehr als 10% auf 149,05 Euro. Merck hatte zuvor mitgeteilt, dass sein Krebsmittel Xevinapant in einer entscheidenden klinischen Studie der Phase-3 das primäre Ziel der Untersuchung voraussichtlich nicht erreichen wird. Die Studie wird nicht fortgesetzt, ebenso wie eine weitere Phase-3-Studie mit dem Mittel.

Im Handelsverlauf erholte sich die Merck-Aktie etwas. Der Schlusskurs von 157,50 Euro spiegelte aber immer noch ein heftiges Minus von 5,7%.

Xevinapant zählte zuletzt zu den größten Hoffnungsträgern in der Pharmapipeline von Merck, Vorstandschefin Belen Garijo traute ihm Milliardenumsätze zu. Es wurde in der Phase-3-Studie in Kombination mit einer Radiochemotherapie an Patienten mit fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren erprobt und war neben dem Krebsmittel Pimicotinib der einzige Wirkstoff, der im späten Stadium der Entwicklung steht. Die restliche Pipeline befindet sich in einem frühen bis mittleren Stadium und ist noch weit von einer möglichen Marktzulassung entfernt.

Zweiter Rückschlag binnen weniger Monate

Bei der Entwicklung neuer Medikamente musste Merck auch bei dem Mutiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib einen Rückschlag hinnehmen, das im Dezember in der Phase-3-Studie floppte. Auch diesem Mittel hatte Garijo Milliardenumsätze zugetraut. Die Pharma-Pipeline will sie nun mit Einlizenzierungen und Zukäufen stärken.

Bei Xevinapant ergab eine Zwischenanalyse der Studie, dass das primäre Ziel einer Verlängerung des ereignisfreien Überlebens der Patienten wohl nicht erreicht wird. Merck betonte, dass es sich um eine schwierig zu behandelnde Tumorart handelt, bei der die Radiochemotherapie seit Jahrzehnten die Standardbehandlung ist.

Merck beendet weitere Phase-3-Studie

„Auch wenn wir über diese Ergebnisse enttäuscht sind, halten wir unbeirrt an unserem Anspruch fest, innerhalb unseres Onkologieportfolios bahnbrechende Arzneimittel für Krankheitsgebiete mit hohem ungedecktem Bedarf zu entwickeln“, sagte Danny Bar-Zohar, Leiter Forschung und Entwicklung im Pharmageschäft. Merck beschloss angesichts der Daten allerdings, auch eine weitere Phase-3-Studie mit Xevinapant in Kombination mit Strahlentherapie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren zu beenden.

Für den Konzern ist es ein erneuter Tiefpunkt im Pharmageschäft, in dem Merck eine längere Durstrecke hinter sich hat. 2017 konnte das Unternehmen mit der Krebsimmuntherapie Bavencio erstmals seit neun Jahren wieder ein neues Medikament auf den Markt bringen. Insgesamt schafften es in den vergangenen 15 Jahren nur drei Merck-Medikamente bis zur Zulassung, neben Bavencio noch das Multiple-Sklerose-Mittel Mavenclad, ebenfalls 2017, sowie 2020 das Krebsmittel Tepmetko.