"Es gibt keine Gehälter-Zauberformel"

Berater Kramarsch: Transparenz erlaubt kritische Diskussion über Vergütung - CEO-Saläre legen 14 Prozent zu

"Es gibt keine Gehälter-Zauberformel"

Die Rekordgewinne vieler großer Konzerne spiegeln sich in den Managergehältern. Die ausgezahlte durchschnittliche Vergütung für Vorstandschefs im Dax kletterte 2016 deutlich um 14 % auf 7,1 Mill. Euro. An der Spitze steht SAP-CEO Bill McDermott mit gut 15 Mill. Euro. Investoren schauen sich die Saläre zunehmend kritisch an.swa Frankfurt – Die Zahlen könnten die Debatte über Managergehälter weiter anheizen. Die durchschnittliche Vergütung der Vorstandsvorsitzenden im Dax ist 2016 um knapp 14 % auf 7,1 Mill. Euro geklettert. Dies geht aus einer Aufstellung der Unternehmensberatung HKP Group hervor, die sich auf die im Geschäftsjahr zugeflossene Gesamtvergütung bezieht, einschließlich Altersvorsorge und Nebenleistungen. Berücksichtigt sind ganzjährig amtierende CEO. Nach zahlreichen Wechseln sind das diesmal nur 22 Manager. SAP an der SpitzeNachdem in den vergangenen Jahren Automobil- oder Bankmanager zu den höchstbezahlten Vorstandsvorsitzenden zählten, hat sich diesmal der CEO des Softwarekonzerns SAP, Bill McDermott, mit gut 15 Mill. Euro an die Spitze gesetzt und seinen Kollegen bei Daimler, Dieter Zetsche, überholt. Beide Manager verdienen zweistellige Millionenbeträge, und auch der Chef von Heidelberg Cement kommt mit 9,99 Mill. Euro aufgerundet auf diese Höhe. Gut 11 Mill. Euro hat ebenfalls der Ende Juni 2016 ausgeschiedene Fresenius-CEO Ulf M. Schneider eingestrichen, indem er aus der Ausübung von Aktienoptionen vor seinem Wechsel an die Nestlé-Spitze rund 9,5 Mill. Euro erlöste. Schneider war 2015 mit 13,9 Mill. Euro auf Rang 2 der Top-Verdiener hinter Zetsche.Bis auf BMW nutzen inzwischen alle Dax-Unternehmen die im Corporate-Governance-Kodex vorgeschlagenen Mustertabellen. BMW schließt sich noch nicht an, zeigt aber auch eine Übersicht der zugeflossenen Gehälter. Merck hat nun auf Kodex-Vorgaben umgestellt, wobei deutlich wird, dass der ehemalige CEO Karl-Ludwig Kley 2015 gut 12 Mill. Euro erhalten hat und nicht wie zuvor geschätzt 9,5 Mill. Euro. Für acht Monate 2016 strich Kley nun noch gut 7 Mill. Euro ein.Vergütungsexperte Michael Kramarsch, Managing Partner der HKP Group, unterstrich, dass die hohe Transparenz erst die kritische Diskussion über die Vergütung ermögliche. Aus Sicht des Beraters gibt es “keine Zauberformel” für die Festlegung der Vorstandsvergütung. Die Verantwortung muss laut Kramarsch in den mitbestimmten Aufsichtsräten bleiben und sollte nicht der Hauptversammlung übertragen werden. Was passiere, “wenn Hedgefonds auf den Cayman Islands über Vergütungen entscheiden”, könne man an den ausufernden Entlohnungen in Großbritannien und den USA sehen, sagte Kramarsch. Hierzulande sei die Bezahlung wie gefordert erfolgsorientiert und langfristig ausgerichtet. Damit zeigten sich die guten Geschäftsergebnisse der vergangenen Jahre nun auch in der Vergütung.Die Debatte in Politik und Öffentlichkeit reibt sich aus Sicht von Kramarsch an Einzelfällen auf. Der Berater räumte ein, dass es sich bei dem umstrittenen Bonusprogramm mit Performance-Aktien für den Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter um eine Vergütung handelt, die in Deutschland “ungewöhnlich” sei. Dass ein Manager mit eigenem Geld ins Risiko gehe, finde er aber “passabel” – “ob es der richtige Zeitpunkt war, lasse ich außen vor”. Kramarsch hält es für sinnvoll, absolute Gehaltsobergrenzen festzulegen – wie es Volkswagen nun plant. Denn Vorstände seien Angestellte des Unternehmens, meint der Berater.Fondsvertreter und Investoren haben angekündigt, dass Vergütung ein zentrales Thema in der Hauptversammlungssaison sein wird. BMO Global Asset Management hat jüngst bekräftigt, dass die Vergütungspolitik ganz oben auf der Aktionärsagenda stehe. Der Vermögensverwalter habe 2016 in Europa in mehr als 52 % der Fälle gegen den Vergütungsvorschlag der Verwaltung gestimmt.