„Es ist der Dreiklang aus Krypto, Sammeln und Spielen“
Stefan Paravicini
Herr Miele, haben Sie mal ein Panini-Album mit Fußball-Sammelbildern vollgeklebt?
Das habe ich tatsächlich gemacht. Als ich ein kleiner Junge war, musste mein Vater, immer wenn er mit mir einkaufen gegangen ist, zwei oder drei Päckchen mitnehmen. Ohne ging es da nicht. Wir haben damals auch wild getauscht in der Schule.
Als Partner der Venture-Capital-Gesellschaft Headline sind Sie mehr an Non-Fungible Tokens (NFT) interessiert. Was hat Sie 2020 bewogen, bei der französischen Sorare einzusteigen, die NFT-Sammelbildchen anbietet?
Wir haben uns schon seit dem Release der Ethereum-Blockchain 2015 sehr strukturiert angeschaut, was jenseits von Bitcoin passiert. Als die frühesten NFT-Projekte wie zum Beispiel die „Crypto Kitties“ auftauchten, haben wir schnell verstanden, dass der Besitz von digitalen Gütern im Netz ein interessantes Thema ist. Das Web 1.0 und das Web 2.0 sind hier nur auf Krücken gelaufen, wie die Musik- und Filmpiraterie im Netz zeigten. Wir wussten also, dass Ownership irgendwie sinnvoll ist. Den konkreten Nutzen eines Crypto Kitties haben wir allerdings vermisst.
Wo liegt denn der Nutzen eines NFT von Sorare?
Sorare gibt dem Besitzer eines Sammelbilds die Möglichkeit, das NFT an jedem Spieltag einzusetzen, um gegen andere Spieler anzutreten. Ich kenne diese Fantasy-Football-Komponente noch aus Studentenzeiten, weil ich früher selbst Communio gespielt habe und dafür meine Mannschaft zusammengestellt habe. Der Besitz eines NFT von Sorare schafft einen konkreten Nutzen, ich kann damit Punkte generieren und sogar Geld verdienen. Hinzu kam für uns als Investor eine extrem starke und aktive Community als Beweis dafür, dass der Besitz eines digitalen Gutes von Sorare sinnvoll ist. Schließlich sitzt Sorare in Europa, wo auch das Herz des Fußballs schlägt.
Ist Sorare für Headline ein Investment in Krypto oder in Gaming?
Wenn man es ganz stark verkürzen will, ist es der Dreiklang aus Krypto, Sammeln und Spielen. Das sind die drei Komponenten, die hier zusammengebracht werden. Vor der Investmententscheidung haben wir uns den Fantasy-Football-Markt und den Collectibles-Markt angeschaut. Zwischen beiden Märkten haben wir eine Schnittmenge gesehen, die bei Sorare durch Krypto vernäht wird. So ergab sich unsere Einschätzung, dass der Markt auch wirklich groß genug ist. Wir haben am Anfang auch gedacht, dass ein digitales Panini-Album nicht weltbewegend ist. Aber wenn man ein bisschen tiefer reingeht und die Ownership-Thematik bedenkt, weil digitale Güter hier ganz anders verwaltet werden können als bisher, ist es viel mehr.
Wann treten Fußball-NFTs auch im Metaverse gegeneinander an?
Ich habe mir gerade zwei Oculus-VR-Brillen bestellt, weil ich mich mit dem Thema genauer befassen will. Deswegen ist es für mich noch zu früh, eine Aussage darüber zu treffen, ob NFT und das Metaverse den Urknall im Internet auslösen werden. Persönlich habe ich ein Bauchgefühl, das mir sagt, dass es keinen Grund gibt, warum NFT nicht auch im Metaverse eingesetzt werden sollen. Ich sehe aber auch nicht, dass damit große Innovationskraft entfaltet würde. Der Plan von Sorare ist erst einmal, vom Desktop auf das mobile Endgerät zu gehen und hier mit einer guten User Experience zu überzeugen. Es geht darum, in den Massenmarkt reinzugehen. Wenn sich die Fußballfans und Sammler irgendwann im Metaverse tummeln, wird es technologisch kein Problem sein, die NFT da hinüberzuholen.
Erste Profisportler haben eigene NFT-Plattformen lanciert. Wie beobachten Sie die Entwicklung?
Als unabhängiger Investor stelle ich erst einmal fest, dass der NFT-Markt seit unserem Einstieg bei Sorare explodiert ist. Da sind auch Projekte mit dabei, die mal mehr und mal weniger sinnvoll sind. Wir befinden uns auf dem absoluten Höhepunkt des NFT-Craze und es wird auch wieder ein Cool-down geben. Im Board von Sorare haben wir uns darauf eingestellt, dass Sorare ihr Produkt und den Markt mit ihrer Vision entwickelt und sich nicht von dem Hype links und rechts irritieren lässt. Den Hype nehmen wir wahr und er hilft, neue User auf die Plattform zu bringen. Aber das, was gerade im NFT-Bereich passiert, ist nicht repräsentativ. Es gibt noch viel zu wenig User im gesamten Kryptouniversum, als dass wir davon sprechen könnten, dass dieser Hype proportional zur tatsächlichen Nutzung der Blockchain läuft.
Rechnen Sie demnächst mit Crashs im NFT-Sportuniversum?
Ich gehe davon aus, dass ein Teil der NFT-Projekte es nicht schaffen wird, weil die Aspekte Community und Utility, die bei Sorare extrem stark sind, nicht immer stimmen. Ich bin aber auch überzeugt dass es andere Projekte geben wird, die sich durchsetzen werden, weil sie wie Sorare fundamental gesunde Metriken mitbringen.
Hängt der Erfolg davon ab, ob man neben Kryptofans auch Sportfans begeistern kann?
Der Massenmarkt kommt am Ende über die Fans. In der ersten Welle haben Kryptoenthusiasten eine große Rolle gespielt, weil sie frühzeitig erkannt haben, welche Potenziale sich mit der Blockchain auf so ein Modell übertragen lassen. Aber ein nachhaltiges Geschäftsmodell lässt sich mit einer NFT-Plattform wie Sorare nur aufbauen, wenn Fußballfans weltweit Spaß daran haben.
Ein NFT von Erling Haaland hat gerade einen Preis von mehr als 600000 Euro erzielt. Den Dauerkarteninhaber in der Fankurve spricht man damit nicht an, oder?
Man muss es schaffen, bei der Preisfindung der NFT unterschiedliche Gruppen anzusprechen. Dazu hat das Team von Sorare gerade eine neue Edition mit jeweils 1000 Karten pro Spieler eingeführt. Da ist der durchschnittliche Preis pro Karte schon signifikant nach unten gegangen, sodass auch Spielerinnen und Spieler mit einem niedrigeren Budget angesprochen werden. Die können auf Sorare genauso viel Spaß haben wie jemand, der eine einzigartige Haaland-Karte ersteigert.
Wo rechnen Sie mit der nächsten Torchance für Investoren in NFT?
Ich habe mit großem Interesse die Entwicklung rund um das Blockchain-Computerspiel Axie Infinity verfolgt. Es gab in Südostasien stellenweise eine Kündigungswelle von Leuten, die das gespielt haben. Ich glaube dass neue Möglichkeiten, NFT miteinander zu verschmelzen und auf unterschiedlichen Plattformen einzusetzen, die nächste Phase einläuten könnten. Die Portabilität von NFT ist neu. Wenn wir sehen, dass auch diese Innovation einen Nutzen stiftet, werden wir da ganz genau hinschauen.
Das Interview führte
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