Europäische Autobranche wächst 2018 nur wenig

Verband fordert dreijährige Brexit-Übergangszeit

Europäische Autobranche wächst 2018 nur wenig

ahe Brüssel – Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) erwartet in diesem Jahr deutliche Bremsspuren beim Wachstum. Wie Verbandspräsident Carlos Tavares, der Chef des französischen PSA-Konzerns, in Brüssel mitteilte, ist 2018 nur noch mit einem Wachstum des Pkw-Marktes in der EU von rund 1 % zu rechnen. 2017 hatte die Branche noch mehr als 15 Millionen verkaufte Pkw gezählt, was einem Marktwachstum von 3,4 % entspricht.Tavares verwies darauf, dass die europäische Autoindustrie bei den Pkw-Verkäufen und den Produktionszahlen jetzt nach einer Dekade wieder langsam auf das Vorkrisenniveau käme. Die Erholung sei wegen der politischen Risiken bei den Themen CO2 und Brexit aber äußerst fragil. “Wir müssen daher die Anstrengungen intensivieren, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie abzusichern”, betonte er. Diesel-Pkw verlieren AnteileVor allem die kürzlich von der EU-Kommission vorgestellten Pläne zur weiteren Begrenzung des Kohlendioxid-Ausstoßes in zwei Etappen 2025 und 2030 bringen nach Einschätzung der ACEA die Wettbewerbsfähigkeit der Branche in Gefahr. Tavares bemängelte in diesem Zusammenhang, die Strategie der EU-Kommission zur Förderung emissionsarmer Fahrzeuge sei nicht wie vorgegeben technologieneutral, sondern bevorzuge Elektroautos. Dabei komme es auf das Ergebnis und nicht auf die Technologie an. Zum Push der Elektromobilität fehlt nach Einschätzung des Verbandes vor allem ein dichtes Netz an Ladestationen. Hier sieht die Branche die öffentliche Hand in der Pflicht. “Wir können unsere Kunden nicht zwingen, ein Produkt zu kaufen, das sie nicht laden können.”Tavares verwies auf einen raschen Verlust von Marktanteilen von Diesel-Fahrzeugen. Dieser gefährde die CO2-Ziele. In Gefahr seien nicht nur die mittelfristigen Klimaziele für 2030, sondern bereits die kurzfristigen, die 2021 erreicht werden sollten. Nach jüngsten Zahlen des Analysehauses IHS Markit hatte der Diesel in der EU im vergangenen Jahr nur noch einen Marktanteil von rund 44 %. Im Jahr 2011 waren es noch 55 % gewesen. IHS-Prognosen zufolge wird der Marktanteil des Diesel bis 2020 auf unter 40 % gefallen sein und 2025 nur noch weniger als 32 % betragen.Der Brexit stellt die europäischen Automobilhersteller wegen ihrer tiefen Integration vor weitere Herausforderungen. Tavares forderte von der Politik eine Übergangsperiode von rund drei Jahren – und damit deutlich mehr als die von der EU-27 aktuell geplanten höchstens 21 Monate. Wenn nicht schnell klar sei, wie die künftigen Rahmenbedingungen aussähen, würden auch keine Investitionen mehr getätigt, warnte der ACEA-Präsident. Bereits 2017 hatten die politischen Unsicherheiten zu einem Rückgang der Pkw-Verkäufe in Großbritannien von 5,7 % und in Irland von 9,7 % geführt.