ASERBAIDSCHAN

Europas Energie-Hoffnungsträger

est - Aserbaidschan verfügt über eine reiche Tradition in der Rohstoffförderung. Bereits im 19. Jahrhundert haben die frühen Pioniere der Brüder Nobel und Rothschild im Land am Kaspischen Meer nach Öl gebohrt und in dieser Zeit die Hälfte der...

Europas Energie-Hoffnungsträger

est – Aserbaidschan verfügt über eine reiche Tradition in der Rohstoffförderung. Bereits im 19. Jahrhundert haben die frühen Pioniere der Brüder Nobel und Rothschild im Land am Kaspischen Meer nach Öl gebohrt und in dieser Zeit die Hälfte der weltweiten Ölproduktion abgedeckt. Nach dem Austritt aus der Sowjetunion vor 21 Jahren allerdings fand sich Aserbaidschan in einer geografischen Isolation wieder. Mit Armenien ist das Land in einen heillosen Territorialkonflikt verstrickt, auch mit Iran, wo mehr Azeris leben als in Aserbaidschan selbst, herrscht diplomatische Eiszeit. Und selbst mit Russland, wohin lange Zeit die einzige Ölexportroute führte, ist das Verhältnis nicht friktionsfrei.Erst als BP und Socar 2005 die Ölpipeline BTC von Baku zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan und eine parallele Gaspipeline (BTE) in die Türkei eröffnet hatten, begann man sich etwas aus der Abhängigkeit zu befreien.Bis heute kommt der Löwenanteil der Einnahmen aus dem Ölexport. So deckt Aserbaidschan etwa mehr als ein Drittel des Ölbedarfs der Schweiz, Socar hält dort eine Handelstochter Socar Trading und hat im Vorjahr das dortige Tankstellennetz von Esso gekauft. Für Deutschland ist Aserbaidschan sechstgrößter Öllieferant. Im Vorjahr hat das Land 45,6 Mill. Tonnen produziert – weniger als die geplanten 50 Mill. Tonnen, aber doch dreimal so viel wie noch 2002. Laut dem von BP herausgegebenen “Statistical Energy Review” 2011 verfügt Aserbaidschan über 0,5 % der weltweit nachgewiesenen Ölreserven und liegt damit gleichauf mit Norwegen. Gasexport als ZukunftDie große Zukunftsstory ist der Export von Gas nach Europa. Von allen potenziellen Exportländern der Region ist Aserbaidschan am schnellsten mit der EU handelseinig geworden. Dies hat auch damit zu tun, dass die zweite Förderphase für das riesige Gasfeld Schah-Deniz Anfang 2018 startet. Sie soll dem jetzigen Fördervolumen von 9 Mrd. Kubikmeter (Schah-Deniz I) 16 Mrd. cbm (Schah-Deniz II) hinzufügen, wobei 6 Mrd. cbm davon für die Türkei vorgesehen sind, der Rest für Westeuropa.Mit diesem Gas wird also die jetzt diskutierte neue Pipeline nach Europa befüllt werden. Neben BP und Socar sind noch weitere sechs Konzerne an Schah-Deniz II beteiligt. Das Investitionsvolumen allein für die Förderung beträgt 25 Mrd. Dollar.Schah-Deniz ist nicht das einzige Großfeld. Gerade in jüngerer Zeit wurde eine Reihe großer Lagerstätten entdeckt, allen voran “Absheron”, das von Total, Socar und GDF Suez betrieben wird und mit seinen Reserven von 350 Mrd. cbm Deutschland dreieinhalb Jahre lang versorgen könnte.Insgesamt sitzt Aserbaidschan laut “BP Statistical Review of World Energy” auf 1,3 Bill. cbm Gas und damit auf 0,7 % der weltweit nachgewiesenen Gasreserven (zum Vergleich: Norwegen: 1,1 %), wobei neueste Funde nicht berücksichtigt sind. Aserbaidschan selbst spricht von 3,55 Bill. cbm an Reserven. Im Vorjahr wurden insgesamt 25,8 Mrd. cbm an Gas im ganzen Land gefördert, fünfmal so viel wie noch vor zehn Jahren. Bis 2025 will Aserbaidschan die Gasproduktion auf jährlich 55 Mrd. cbm verdoppeln.Ein Teil der Einnahmen Aserbaidschans aus dem Ölgeschäft wird vom staatlichen Ölfonds (Sofaz) verwaltet, dessen Vermögen zu Jahresbeginn auf 30 Mrd. Dollar beziffert wurde.