Europas IPO-Markt wächst am stärksten
Europas IPO-Markt wächst am stärksten
Emissionsvolumen der Börsengänge zuletzt gleichauf mit USA – China fällt im Vergleich deutlich zurück
cru Frankfurt
Global ist die Stimmung für Börsengänge in der ersten Hälfte des Jahres noch immer verhalten gewesen. Doch Europa schneidet mit einer Verdreifachung des Emissionsvolumens auf 15 Mrd. Dollar im weltweiten Vergleich gut ab und lag im zweiten Quartal beim Volumen mit 9 Mrd. Dollar sogar gleichauf mit den USA. Sechs der zehn größten Börsengänge in diesem Jahr stammten aus Europa. Das sind Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY.
Auch wenn zuletzt der Finanzinvestor Permira den Börsengang der Luxusturnschuhmarke Golden Goose abgeblasen hat – es sind in Europa einige größere Milliarden-Börsengänge gelungen: Die größten drei Erstnotierungen waren die spanische Kosmetik- und Parfümgruppe Puig Brands in Madrid, der Schweizer Hautpflegekonzern Galderma in Zürich und die britische Private-Equity-Firma CVC in Amsterdam. Mit 2,9 Mrd. Dollar Emissionserlös war Puig bis dato auch weltweit das größte IPO.
In Deutschland gab es keinen Börsenneuzugang im zweiten Quartal. Insgesamt gab es in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 neben dem IPO der Parfümeriekette Douglas mit der Privatplatzierung des Panzergetriebeherstellers Renk Group an der Frankfurter Wertpapierbörse und dem IPO der Elaris AG an der Börse München drei Börsengänge mit einem kumulierten Platzierungsvolumen von rund 1,4 Mrd. Euro.
Rund um die Welt wagten im ersten Halbjahr nur 551 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – und damit 12% weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch das Emissionsvolumen schrumpfte – und zwar um 16% auf 52,2 Mrd. Dollar. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Blick auf die Zahlen für das abgelaufene Quartal: Bei der Zahl der IPOs ist weltweit ein Rückgang um 15% auf 271 Firmen zu verzeichnen, und beim Volumen ist der Rückgang noch deutlicher mit einem Minus von 31% auf 27,8 Mrd. Dollar.
Auch im zweiten Quartal haben sich die IPO-Aktivitäten weiter verschoben: Der traditionell weltweit führende asiatische IPO-Markt musste erneut Rückgänge verzeichnen, und der Marktanteil Asiens sank von 60% auf 39%. „Das Bild wird vor allem getrübt durch die Entwicklung in China“, kommentieren die Analysten von EY. In der Volksrepublik wurden nur noch 74 Börsengänge gezählt – ein Rückgang um zwei Drittel. Auch das Emissionsvolumen schrumpfte deutlich auf nur noch 6,3 Mrd. Dollar – ein Minus von 80%. Dagegen ging es in Europa bei der Zahl der IPOs um 10% auf 69 und beim Emissionsvolumen mit 15,2 Mrd. Dollar auf das Dreifache nach oben. Auch der US-Markt entwickelte sich im ersten Halbjahr deutlich besser als im gleichen Zeitraum des Vorjahres: Die Zahl der IPOs stieg um 27% auf 80, und das Emissionsvolumen kletterte um 75% auf 17,8 Mrd. Dollar.
Die höchsten Anteile am weltweiten Emissionsvolumen im ersten Halbjahr von rund 52 Mrd. Dollar entfielen erneut auf die Branchen Technologie (10,8 Mrd.) und Health/Life Science (8,9 Mrd.). „Die globalen IPO-Märkte zeigen eine deutliche regionale Verschiebung der IPO-Aktivität“, beobachtet Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. „Während Asien Rückgänge zu verzeichnen hat, präsentieren sich Europa und die USA mit starken Ergebnissen im ersten Halbjahr.“ Das Momentum für einen Fortgang der höheren IPO-Aktivitäten im zweiten Halbjahr sei gut.
Europas Finanzplätze stehen bei Börsengängen im globalen Vergleich besser da, als man vermuten könnte. Das Emissionsvolumen der europäischen IPOs hat sich in der ersten Hälfte des Jahres verdreifacht und lag im zweiten Quartal gleichauf mit dem Volumen an den US-Börsen. China dagegen fällt zurück.