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Evotec bereitet sich auf Abwehrkampf vor

Evotec bereitet sich auf einen Abwehrkampf gegen die unerbetene Milliardenofferte von Halozyme vor. Der Wirkstoffentwickler aus Hamburg hat dafür die Investmentbanker von Morgan Stanley engagiert.

Evotec bereitet sich auf Abwehrkampf vor

Evotec bereitet sich auf Abwehrkampf vor

Vorstand des Hamburger Wirkstoffentwicklers lässt sich bei Reaktion auf Milliardenofferte des US-Konzerns Halozyme durch Morgan Stanley beraten

Die Milliardenofferte des kalifornischen Biopharmaziekonzerns Halozyme für den deutschen Wirkstoffentwickler Evotec ist beim Vorstand des Hamburger Unternehmens nicht willkommen. Um die Abwehr zu organisieren, hat Vorstandschef Christian Wojczewski die Investmentbank Morgan Stanley engagiert. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Evotec sei insbesondere missgestimmt darüber, dass der Vorstand von Halozyme vor Veröffentlichung der unverbindlichen und 2 Mrd. Euro schweren Offerte keinerlei Versuche unternommen habe, mit dem Vorstand von Evotec zu sprechen. Die Strategie der Eigenständigkeit von Evotec sei erfolgreich.

Offiziell wollte Evotec auf Anfrage keine Stellung zu der eigenen Abwehrhaltung nehmen. Zuvor hatte es am Freitag in einer dürren Mitteilung nur geheißen: „Die Gesellschaft wird diese Interessenbekundung sorgfältig analysieren, über weitere Schritte entscheiden und den Kapitalmarkt entsprechend den rechtlichen Anforderungen weiter informieren.“

Unterdessen hat Halozyme die bisher unverbindliche Offerte von 11 Euro für jede Evotec-Aktie, die einem Gesamtbetrag von 2 Mrd. Euro entspricht, weiter präzisiert. Während Halozyme auf die Verabreichung von Medikamenten spezialisiert ist, kümmert sich Evotec um die Entdeckung von Medikamenten. In einer Mitteilung vom Montag strich Halozyme-CEO Helen Torley die Stärken beider Unternehmen heraus und warb erneut für den Zusammenschluss. Es entstünde „ein innovatives Pharma-Dienstleistungsunternehmen, das für alle Beteiligten erheblichen Mehrwert schafft“.

Biopharma-Firmen als Partner

Die Wirkstoff-Forschungsplattform von Evotec sei ein etabliertes Tool mit einer starken Erfolgsbilanz und mehr als 500 Biopharma-Unternehmen als Partnern sowie mehr als 140 eigenständig oder in Partnerschaft entwickelten Wirkstoffkandidaten. Die Unternehmenseinheit „Just – Evotec Biologics“ sei ein Vorreiter in der „End-to-End“-Fertigung von Biologika mit zehn Produkten in der späten Entwicklungsphase und klinischen Herstellung sowie 50 Produkten in der Frühphase.

Halozyme macht sein Hauptgeschäft mit der Arzneimittelverabreichungstechnik „Enhanze“. Sie erleichtert die Verabreichung von großvolumig injizierten biologischen Arzneimitteln. Diese Verabreichungstechnik sei derzeit für acht Produkte in mehr als 100 Märkten weltweit zugelassen. In naher Zukunft würden weitere Zulassungen erwartet und es bestehe eine robuste Entwicklungspipeline sowie neue Geschäftsmöglichkeiten.

„Umsatz und Ergebnis würden steigen“

Ein Zusammenschluss würde den Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von Halozyme „bis weit in das nächste Jahrzehnt diversifizieren und steigern", hieß es von dem Unternehmen. Man schaffe ein diversifiziertes Portfolio von Pharmadienstleistungen mit einem erwarteten Jahresumsatz von 2 Mrd. Dollar für 2025. Der Umsatz werde bis 2028 jährlich um 15 bis 20% wachsen. Die bereinigte Ebitda-Marge werde bis 2026 rund 50% erreichen.

Keine Kapitalerhöhung geplant

Das Barangebot würde laut Halozyme von bestehenden Kreditgebern unterstützt. Der geplante Nettoverschuldungsgrad würde innerhalb von zwei Jahren nach Vollzug bei weniger als dem Zweifachen des Ebitda liegen. Halozyme verfüge über erhebliche Liquiditätsreserven und eine robuste Bilanz mit einem prognostizierten Barbestand von mehr als 800 Mill. Dollar zum Jahresende 2024.

Keine Kapitalerhöhung geplant

Halozyme arbeite bereits an einer Finanzierungsstruktur. Eigenkapital – also eigene Aktien – werde nicht zur Finanzierung der Transaktion verwendet. Dabei würde die Nettoverschuldung in der Bilanz zum Vollzugstermin der Transaktion etwa 3 Mrd. Dollar betragen. Ein erheblicher Teil wäre vorzeitig rückzahlbar. Der Nettoverschuldungsgrad bei Vollzug des Deals würde voraussichtlich unter dem 4,75-Fachen des Ebitda liegen.

Die Evotec-Aktie legte am Montag um 0,8% auf 10,48 Euro zu. Damit hat sich der Börsenwert seit August knapp verdoppelt auf 1,8 Mrd. Euro, aber seit Jahresbeginn halbiert. Haupteigentümer sind neben dem Finanzinvestor Triton mit 9,9% auch die dänische Pharmagruppe Novo Holdings mit 8,4% sowie der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi mit 6,5%.

cru Frankfurt
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