Evotec brechen nach Ausblick ein
Die Hamburger Biotech-Firma Evotec hat 2023 infolge des schweren Cyberangriffs einen Gewinneinbruch verbucht. Bei einem Umsatzplus von 4% auf 781,4 Mill. Euro sank das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auf 66,4 (Vorjahr: 101,7) Mill. Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die Cyberattacke hatte die Produktivität eines gesamten Quartals im Frühjahr 2023 beeinträchtigt, weil die IT-Systeme den April über abgeschaltet blieben. Erst im Juni erreichte die Produktivität wieder 80%.
Interims-Chef Mario Polywka betonte: „Unser zentrales Ziel für 2024 ist es, unsere starke Bilanz zu schützen und das Unternehmen wieder auf profitables Wachstum auszurichten.“ Er kündigte für das laufende Jahr sowohl für den Umsatz wie auch für das bereinigte Ebitda ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich an. Zusätzliches Potenzial sollen Effizienzverbesserungen liefern. Eine konkretere Prognose werde mit dem neuen Konzernlenker Christian Wojczewski erarbeitet.
Die Gewinnaussichten von Evotec überzeugen die Anleger nicht. Der operative Gewinn fiel noch schlechter aus als von Analysten befürchtet. Die Aktien des Biotech-Konzerns brechen am Mittwoch zeitweise um knapp 35% ein, so stark wie noch nie. Mit 9,27 Euro markieren sie dabei den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. „Der Ausblick hat die Erwartungen nicht erfüllt“, sagte ein Händler.
Neuausrichtung geplant
Evotec plant nun bisher nicht näher genannte Anpassungen in der Größe und bei den Standorten. So will der MDax-Konzern künftig weniger Geld in die eigene Forschung stecken und sich stattdessen noch stärker auf Schlüsselkompetenzen wie etwa das Biologika-Geschäft konzentrieren. Evotec sprach in ihrer Mitteilung von einem „herausfordernden Umfeld“ und einer „sich verändernden Marktnachfrage“. Hierauf wolle der Konzern durch die Optimierung seiner Geschäfte reagieren. Auch die bisherige Berichtsstruktur werde gestrafft und überarbeitet: Künftig will Evotec ihre Zahlen getrennt nach der US-Tochter Just Evotec Biologics und dem Segment „Shared R&D“ ausweisen, das die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit Partnern umfasst.
In der jüngeren Vergangenheit hatte Evotec unter anderem mit hohen Kosten für den Aufbau zweier neuer Biologika-Anlagen zu kämpfen. Im Zusammenhang mit der Erholung von der Cyberattacke fielen Einmaleffekte von 15,9 Mill. Euro an. Konkret soll die geplante Restrukturierung nun einen jährlichen Beitrag zum bereinigten Ebitda von mehr als 40 Mill. Euro bringen. Die Ausgaben für hauseigene Forschungs- und Entwicklungsprojekte sollen 2024 im mittleren einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich sinken.
Nachfolger für Lanthaler
Evotec hatte am Dienstag bekannt gegeben, für ihren langjährigen Vorstandschef Werner Lanthaler den ehemaligen Linde-Manager Christian Wojczewski als Nachfolger gefunden zu haben. Er werde ab Juli den Posten übernehmen. Lanthaler hatte zu Jahresbeginn nach 15 Jahren an der Spitze von Evotec überraschend seinen Rückzug erklärt. Kurz darauf ging der Aufsichtsrat öffentlich auf Distanz zu dem Österreicher: Er hatte millionenschwere Geschäfte mit Evotec-Aktien erst mit bis zu drei Jahren Verspätung gemeldet und sich diese nicht vorab genehmigen lassen.
Evotec brechen nach Ausblick ein
Interims-Chef Polywka will Bilanz schützen und den Konzern wieder auf profitables Wachstum ausrichten
Reuters/dpa-afx Düsseldorf
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