Fachkräftemangel belastet jedes zweite Unternehmen
sar Frankfurt
Fast 46% der Unternehmen in Deutschland geben in einer aktuellen Auswertung des KfW-Ifo-Fachkräftebarometers an, dass ihre Geschäftstätigkeit durch fehlendes Fachpersonal behindert werde. Betroffen sind nahezu alle Branchen und Wirtschaftszweige. In der Rechts- und Steuerberatung sowie der Wirtschaftsprüfung fühlen sich sogar 68% der Unternehmen durch Fachkräftemangel eingeschränkt, mehr als die Hälfte sind es etwa bei den Architektur- und Ingenieurbüros sowie in Verkehrs- und Telekommunikationsbetrieben, im Beherbergungsgewerbe und bei Informationsdienstleistern. Weniger stark betroffen sind die chemische Industrie sowie die Papier- und Pappehersteller, bei denen nur etwa jedes fünfte Unternehmen unter dem Engpass leidet. Der Grund liegt jedoch vorwiegend darin, dass die Produktion in vielen dieser Betriebe zuletzt stark gedrosselt wurde, weil steigende Material- und Energiekosten auf die Erträge drücken.
Wer zurzeit auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist, muss einen langen Atem mitbringen. Per Ende Oktober lag die abgeschlossene Vakanzzeit bei gemeldeten offenen Stellen bei 154 Tagen, das sind rund fünf Monate. So lange dauerte es im Durchschnitt, bis eine freie Stelle besetzt werden konnte. Die Vakanzzeit nimmt seit Jahren in der Tendenz zu, in der Coronakrise war dieser Trend dann jedoch kurzzeitig gestoppt worden. Seit Beginn dieses Jahres steigt die Vakanzzeit nun wieder steil an. Vor einem Jahr dauerte es im Schnitt noch vier Monate, bis ein Stellenangebot besetzt war, im Jahr 2010 konnten offene Posten sogar schon nach durchschnittlich zwei Monaten besetzt werden. Unter den Menschen, die aktuell auf Jobsuche sind, finden Arbeitgeber häufig nicht die passenden Kräfte. Das Qualifikationsniveau driftet vielfach auseinander: 52 % der Arbeitslosen sind laut Fachkräftebarometer Hilfskräfte, auf dieses Segment entfallen jedoch nur 23 % der offenen Stellen. 57 % der Stellenangebote richten sich an Fachkräfte, weitere 20 % an Höherqualifizierte, etwa mit Hochschulabschluss oder Meistertitel.
Unter den Beschäftigten zeigt sich ein Trend zu sinkenden Arbeitszeiten: Im Schnitt arbeiten die Erwerbstätigen pro Kopf weniger Stunden als vor der Coronakrise. Die sinkende Arbeitszeit drückt auch auf die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen, die zuletzt nahezu stagnierte.
Demgegenüber legte die Arbeitsproduktivität je geleistete Erwerbstätigenstunde im Durchschnitt der letzten fünf Jahre pro Quartal im Vorjahresvergleich um 0,8% zu. Dies führen die Studienautoren auf Innovationen und Investitionen zurück.
Die KfW mahnt, eine stagnierende Arbeitsproduktivität könne in Kombination mit der durch den demografischen Wandel sinkenden Erwerbstätigenzahl ernste Folgen haben: Halte diese Entwicklung an, könne bereits in drei bis vier Jahren eine Phase eines dauerhaft schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts einsetzen.
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