Jungunternehmen

Finanzierungs­rekord für deutsche Start-ups

Die Finanzierungssummen für deutsche Jungunternehmen explodieren. Im ersten Halbjahr haben so viele Startups frisches Kapital erhalten wie nie zuvor.

Finanzierungs­rekord für deutsche Start-ups

Die Finanzierungsrunden für deutsche Start-ups haben im ersten Halbjahr einen Rekordwert erreicht. Mit 7,6 Mrd. Euro floss dreimal so viel frisches Eigenkapital an hiesige Jungunternehmen wie im Vorjahreszeitraum – und zugleich mehr als im gesamten Jahr 2020. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden stieg sprunghaft – um 62% auf 588. Das geht aus dem Start-up-Barometer der Unternehmensberatung EY hervor. Berücksichtigt wurden Unternehmen, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

Größte einzelne Transaktionen waren die Finanzierungsrunden des Datenanalysespezialisten Celonis aus München (830 Mill. Euro), des Online-Brokers Trade Republic aus Berlin (747 Mill. Euro) und des Insurtech Wefox aus Berlin (539 MIll. Euro). Berlin baut dabei den Vorsprung als wichtigster Standort aus: In der Bundeshauptstadt kletterte die Zahl der Finanzierungsrunden um 74 % auf 263. Das Investitionsvolumen hat sich sogar von 1,2 Mrd. auf 4,1 Mrd. Euro mehr als verdreifacht. Ebenfalls mehr als verdreifacht hat sich die Finanzierungssumme in Bayern: von 773 Mill. auf 2,5 Mrd. Euro – bei 120 Finanzierungsrunden (plus 43%).

Die beiden Standorte stehen für zwei Drittel der Finanzierungsrunden und für 90% des investierten Kapitals sowie 18 der 20 größten Finanzierungsrunden. „Berlin und Bayern sind eindeutig die international sichtbarsten Start-up-Standorte Deutschlands“, kommentiert EY-Partner Thomas Prüver. Die übrigen Bundesländer folgen mit großem Abstand, konnten aber zumeist ebenfalls deutlich gestiegene Finanzierungsvolumina vorweisen – allen voran Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen.

Die Zahl der Transaktionen mit einem Volumen von mehr als 100 Mill. Euro steigt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von zwei auf 15 – die meisten davon in Berlin und Bayern –, die Zahl der mittelgroßen Finanzierungsrunden zwischen 50 Mill. und 100 Mill. Euro verdoppelte sich von acht auf 16. Doch entfällt der Großteil der Finanzspritzen auf sehr kleine Deals. Im laufenden Jahr beliefen sich 71% der Deals, bei denen Angaben zum Finanzierungsvolumen gemacht wurden, auf höchstens 5 Mill. Euro.

„Die Finanzierungsaktivitäten und -summen explodieren geradezu“, sagt EY-Partner Prüver. „Im ersten Halbjahr haben so viele Startups frisches Kapital erhalten wie nie zuvor. Vor allem aber fließen inzwischen Summen in einzelne Jungunternehmen, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wären.“ Die Digitalisierung habe im Pandemiejahr einen riesigen Schritt nach vorn gemacht hat. Der Knoten sei geplatzt, und „neue, disruptive Geschäftsmodelle werden jetzt mit ganz anderen Augen gesehen als vor der Pandemie“.

Die meisten Finanzierungsrunden wurden ersten Halbjahr 2021 wie schon im Vorjahr im Bereich Software & Analytics gezählt: Ihre Zahl stieg von 112 auf 206. Das Investitionsvolumen hat sich sogar mehr als verdreifacht – von 501 Mill. Euro auf 1,8 Milliarden Euro. Einen noch stärkeren Anstieg des Volumens verzeichnete – dank einiger sehr großer Transaktionen – der Fintech-Sektor: Hier stieg die Finanzierungssumme von 313 Mill. auf 2 Mrd. Euro. Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg in diesem Segment von 26 auf 62.