Finanzinvestor EQT wird zum Weltverbesserer
cru Frankfurt
Der schwedische Finanzinvestor EQT – dem in Deutschland Beteiligungen an Unternehmen wie dem Blockheizkraftwerkbetreiber G+E Getec, der Deutschen Glasfaser, der Wirtschaftsauskunftei Schufa und dem Börsenkandidaten Ottobock gehören – will sich zum Weltverbesserer entwickeln. Das börsennotierte Private-Equity-Haus aus Stockholm, das 71 Mrd. Euro Vermögen verwaltet, startet dazu das Fundraising für einen „Zukunftsfonds“, der ungefähr 4 Mrd. Euro Volumen erreichen soll und bereits mehr als 1 Mrd. Euro gesammelt hat.
Die Besonderheit des neuen EQT-Fonds ist neben der längeren Haltedauer die Liste der Auswahlkriterien für die Unternehmensbeteiligungen: Zum Portfolio sollen nur solche Firmen gehören, die Umwelt, Klima und Gesundheit verbessern oder zur Chancengleichheit beitragen. An die Erreichung dieser Ziele ist erstmals auch 20% der Gewinnbeteiligung („Carried Interest“) der EQT-Manager geknüpft – unter anderem an die Reduktion der Treibhausgasemissionen der Portfoliounternehmen im Einklang mit der Science Based Targets Initiative (SBTi). Erstmals wird dieses wissenschaftsbasierte Zielbündel zur Basis eines Impact-Fonds gemacht.
Bei voller Erreichung der Ziele erreicht die Gewinnbeteiligung von EQT, die bei diesem Fonds nur mindestens 10% anstatt der üblichen 20% beträgt, bis zu 12,5%.
Mit dem neuen Fonds reiht sich EQT in die wachsende Zahl von Private-Equity-Häusern ein, die auf das so genannte Impact Investment setzen – auch wenn EQT Future nicht unter diesem Titel laufen soll. Bei der Analyse des Impact Investing Marktes stößt man laut Branchenverband Bundesinitiative Impact Investing auf Definitions- und Abgrenzungsprobleme: „Diese Probleme werden besonders dann sichtbar, wenn bisherige Quellen für Deutschland innerhalb weniger Jahre ein Marktvolumen zwischen einem zweistelligen Millionenbetrag und 8 bzw. 13 Mrd. Euro nennen, heißt es im Marktbericht für 2020.
Jedenfalls kommt das neue weltverbessernde Investmentfeld in Mode. Auch der kleinere EQT-Konkurrent Golding Capital Partners, der 11 Mrd. Euro verwaltet, treibt gerade den strategischen Ausbau der eigenen Impact-Sparte voran und startet seinen ersten institutionellen Impact-Dachfonds, der 300 Mill. Euro einsammeln soll. „Das Hauptmotiv für die Investoren in unserem Impact-Fonds liegt darin, dass sie Gutes tun wollen. Künftig dürfte jedoch auch der regulatorische Druck in diese Richtung zunehmen“, sagt Golding-Partner Andreas Nilsson, der vorher für EQT arbeitete.
„Top-Renditen“ erhofft
Auch EQT betont neben der Absicht, „Top-Renditen“ zu erzielen, den Wunsch, selbst zum Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beizutragen. „Jedes Investment, das im Rahmen von EQT Future getätigt wird, muss eine klare Wirkungsabsicht haben“, erklärt EQT-Manager Andreas Aschenbrenner. EQT Future werde für alle Portfoliounternehmen einen individuellen Plan („Impact Acceleration Plan“) erstellen, der die Unternehmen bei der Erreichung ehrgeiziger Nachhaltigkeitsziele unterstützen soll. Konkret handelt es sich bei diesen Zielen um die Reduktion von Treibhausgasemissionen im Einklang mit der SBTi sowie verbessertes „Mitarbeiterwohlbefinden“ durch Erreichen eines eNPS (employee Net Promoter Score) im oberen Quartil der jeweiligen Branche und eine erhöhte Geschlechterdiversität, wobei eine Quote von 50% bei den oberen 20% der Führungskräfte in jedem Unternehmen angestrebt wird.
Den Vorsitz des EQT Future Mission Board, das sich mit strategischer und wirkungsorientierter Beratung einbringen soll, übernehmen UN-Nachhaltigkeitsbotschafter Paul Polman, ehemaliger CEO von Unilever, und Jacob Wallenberg, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Investor AB – dem Investmentunternehmen der Familie Wallenberg und mit 18% Haupteigentümer von EQT.
EQT Future werde in etablierte Unternehmen mit marktgestaltendem Wirkungspotenzial investieren, deren Transformation einen längeren Anlagehorizont erfordert. Investitionen werden mit dem Fokus auf drei Hauptziele getätigt: „Planet“ (regenerativer Ressourceneinsatz und Klimaschutz), „People“ (Verbesserung der mentalen und körperlichen Gesundheit) sowie „Prosperity“ (Förderung von Diversität und Chancengleichheit).
Teil des Portfolios sind bereits Anteile an dem schwedischen Schädlingsbekämpfungsspezialisten Anticimex aus Stockholm mit einem Transaktionswert von 7,3 Mrd. Dollar inklusive Schulden. Hier geht es um die Biozid-freie Sicherung der Ernährung. Getötet werden die Schädlinge mit Elektroschocks anstatt mit Chemikalien.