Finanzinvestor PAI kauft Mehrheit von Motel One
Finanzinvestor PAI kauft Motel One
Bewertung von rund 3,5 Mrd. Euro – Gründerfamilie Müller behält ein Fünftel
jh München
Die europäische Private-Equity-Gesellschaft PAI Partners will 80% der Anteile der Hotelkette Motel One übernehmen. „Gemeinsam werden wir die internationale Expansion von Motel One weiter beschleunigen“, kommentierte Gründer Dieter Müller die Transaktion. Sie soll bis Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein. Müller bleibt Aufsichtsratschef, sein Sohn Daniel und Stefan Lenze Vorsitzende der Geschäftsführung. In einer Mitteilung wird der Deal als Partnerschaft bezeichnet, nicht als Verkauf. 20% der Anteile behält ein Konsortium um Dieter Müller.
Motel One wird mit etwa 3,5 Mrd. Euro bewertet, wie in der Finanzbranche zu hören ist. Im April vor einem Jahr hatte das Unternehmen seinen Wert mit 4,1 Mrd. Euro beziffert. Damals hatte die von Dieter Müller geführte Gesellschaft einen Anteil von 35% von dem Finanzinvestor Proprium Capital Partners zurückerworben. In der damaligen Bewertung von 4,1 Mrd. Euro war allerdings das Immobiliengeschäft enthalten. Das inzwischen abgespaltene Segment werde Dieter Müller „unabhängig von der Partnerschaft“ mit PAI weiterentwickeln, heißt es jetzt.
Früherer CFO von Knorr-Bremse
Mit der Aussage, Motel One bereite sich intensiv auf den Kapitalmarkt vor, hatte Müller im vergangenen Herbst Börsenfantasie geweckt. Jetzt liege der Fokus auf der strategischen Partnerschaft mit PAI und dem Wachstum, sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Montag. „Das Thema Börse ist aber nicht vom Tisch.“
PAI mit Hauptsitz in Paris und einem verwalteten Vermögen von rund 27 Mrd. Euro hat bereits Erfahrungen in der Hotel- und Tourismusbranche. Von 2016 bis 2019 gehörte die Kette B&B-Hotels zum Portfolio, von 2016 bis 2020 Roompot, ein Betreiber von Ferienunterkünften in Europa. 2021 erwarb PAI die European Camping Group mit Plätzen in mehreren europäischen Ländern. Einer der Partner ist seit 2020 Ralph Heuwing, der im Oktober 2018 als Finanzvorstand Knorr-Bremse an die Börse geführt hatte.
Nettoverlust in neun Monaten
Heuwing wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert: „Wir wollen das aktuelle Momentum des Unternehmens nutzen und die nächste Wachstumsphase begleiten.“ Die im Jahr 2000 gegründete Motel-One-Gruppe betreibt 99 Hotels in zwölf europäischen Ländern sowie in den USA. 2023 hatte das Unternehmen – noch mit dem Immobiliengeschäft – den Umsatz auf 852 (i.V. 639) Mill. Euro gesteigert. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres legte der Erlös um 15% auf 720 Mill. Euro zu.
In einer Pro-forma-Rechnung weist Motel One von Januar bis September ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 81 (63) Mill. Euro aus. Wegen erheblicher Refinanzierungskosten und Zinsen steht unter dem Strich ein Verlust von 51 (55) Mill. Euro.