Silver Lake verkauft Kerngeschäft der Software AG an IBM
IBM kauft Kerngeschäft der Software AG
Silver Lake gibt zwei Sparten für 2,1 Mrd. Euro an US-IT-Konzern ab – Finanzinvestor nimmt Firma bald von der Börse
cru Frankfurt
Kaum hat Silver Lake die Software AG ganz unter Kontrolle gebracht, da wird ein Teil vom Kerngeschäft des Darmstädter Unternehmens auch schon verkauft. Die beiden Sparten Streamsets und Webmethods gehen an IBM. Der US-IT-Konzern bezahlt dafür 2,1 Mrd. Euro, wie die Software AG am Montagmorgen mitteilte.
Das sogenannte "Super iPaaS"-Geschäft, das jetzt veräußert wird, ist nach Unternehmensangaben eine durch künstliche Intelligenz (KI) gestützte Integrationsplattform, die unter anderem Programmierschnittstellen (API), Applikationen und Daten zusammenführt. Bestimmte Verwaltungsfunktionen, die die beiden verkauften Geschäftsbereiche betreuen, sollen bei der Software AG verbleiben. Der Aufsichtsrat, der vom Silver-Lake-Manager Christian Lucas als Vorsitzendem geführt wird, habe der entsprechenden Entscheidung des Vorstandes zugestimmt. Das Geschäft soll im zweiten Quartal 2024 abgeschlossen werden.
Der Kurs der Software-AG-Aktie reagierte mit einem Plus von zeitweise über 2% auf 32,54 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des Unternehmens seit der Ankündigung der Übernahme durch Silver Lake und dem Bieterkampf mit Bain Capital ab Februar um zwei Drittel auf 2,4 Mrd. Euro erhöht.
32 Euro je Aktie geboten
Silver Lake will die Software AG von der Börse nehmen. Im Zuge des Delisting-Angebots sollen die verbliebenen Minderheitsaktionäre 32 Euro je Anteilschein erhalten, teilte die für die Übernahme gegründete Zweckgesellschaft Mosel Bidco am Montag in München mit. Das Gebot entspricht damit genau dem Stückpreis, den Silver Lake bereits bei der Übernahme von fast 85% der Software-AG-Anteile bezahlt hat. Laut Internetseite des Softwareanbieters hat Silver Lake die Beteiligung inzwischen auf mehr als 93% ausgebaut. Laut Mosel Bidco wird das Delisting-Angebot keine Vollzugsbedingungen enthalten. Die Annahmefrist beträgt vier Wochen.
Mit der Akquisition der Software-AG-Sparten will sich IBM weiter konzentrieren – auf Hybrid Cloud und künstliche Intelligenz. Sanjay Brahmawar, CEO der Software AG, hält die Transaktion für "eine Bestätigung unserer Strategie". "Angesichts der globalen Größe von IBM und deren Fokus auf die hybride Cloud und KI bekommt unser Team eine tolle Chance, das Super-iPaaS-Angebot mit dem neuen Eigentümer weiterzuentwickeln.“ Was im Unternehmen bleibt, sind die Produktgruppen Aris, Alfabet, Cumulocity und IoT. Von den 5.000 Beschäftigten wechseln fast 2.000 zu IBM, darunter kaum welche aus Deutschland. Mit dem Deal hat Silver Lake das bisher eingesetzte Kapital schon fast wieder vollständig herausgeholt.
Take Privates breiten sich aus
Unter den bisherigen Take Privates dieses Jahres in Deutschland lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: Mal geht es um Finanzinvestoren, die nach einem zeitlich missglückten Börsengang ihres Portfoliounternehmens mit ihrer Beteiligung bei fallendem oder dahindümpelndem Kurs feststecken und die Kehrtwende mit einem Re-Take Private vollziehen. Beispiele dafür waren Cinven und EQT bei Suse und Synlab. In etlichen anderen Fällen geht es um Übernahmen von gelisteten Unternehmen, die der Finanzinvestor als unterbewertet ansieht. Beispiele dafür sind die Übernahme der EQS AG durch Thoma Bravo oder der Kauf der Software AG durch Silver Lake und von Software One durch Bain Capital.
Die Software AG verkauft zwei ihrer Kernsparten an IBM. Der US-IT-Konzern bezahlt dafür 2,1 Mrd. Euro. Mehrheitsaktionär Silver Lake treibt derweil das beabsichtigte Delisting voran. Bei dem Investment in die Software AG hat der Finanzinvestor seinen Einsatz schon fast komplett wieder herausgeholt.