Private-Equity-Deals

Finanzinvestoren im Kaufrausch

Die großen Beteiligungsgesellschaften haben im Januar und Februar so viele milliardenschwere Deals in Europa angebahnt wie nie zuvor. Übervolle Kassen und günstige Finanzierungen treiben die Deals.

Finanzinvestoren im Kaufrausch

cru Frankfurt – Finanzinvestoren geben ihre Zurückhaltung aus der Pandemie auf und investieren aus ihren mit 2,5 Bill. Dollar übervollen Kassen derzeit so viel in Unternehmensbeteiligungen wie niemals zuvor im Januar und Februar. Private-Equity-Häuser haben in diesem Jahr bis dato Übernahmen von europäischen Unternehmen im Wert von 29 Mrd. Dollar angekündigt – laut Bloomberg-Daten ein Anstieg von 60% gegenüber dem Vorjahr. Getrieben werden die Deals von den guten Gelegenheiten, die sich in Branchen wie Reise und Hotels aus der Coronakrise ergeben, sowie von Krediten zu niedrigen Zinsen und willigen Verkäufern, die Kasse machen. Laut Analysehaus Preqin haben Private-Equity-Fonds 234 Mrd. Dollar für Käufe in Europa in der Kasse.

„Es ist viel Liquidität für M&A vorhanden. Insbesondere in Form von Dry Powder bei den Private-Equity-Fonds. Das Vertrauen in die Wirtschaftsentwicklung kehrt zurück. Anders als zur Zeit unmittelbar nach der Finanzkrise sind die Finanzierungskonditionen für M&A-Deals sehr günstig. Der Markt erwartet für 2021 eine hohe Transaktionsaktivität, auch von großen Unternehmen, die die Trennung und Veräußerung von Nicht-Kernaktivitäten in Erwägung ziehen oder aktiv vorantreiben“, sagte Clive Gregory, Head of Corporate Advisory bei der japanischen Bank MUFG in London, der Börsen-Zeitung. Insgesamt ist das allgemeine M&A-Volumen in Europa im Januar und Februar gegenüber dem Vorjahr um fast die Hälfte auf annähernd 75 Mrd. Dollar gestiegen.

Der größte Private-Equity-Deal in Deutschland seit der Übernahme der Thyssenkrupp-Aufzüge durch Advent, der sich derzeit anbahnt, ist der mehr als 4 Mrd. Euro schwere Verkauf des Familienunternehmens Birkenstock. Gleich zwei Beteiligungsgesellschaften liefern sich um den Sandalenhersteller aus Linz in diesen Tagen einen Bieterwettbewerb, der von der Investmentbank Goldman Sachs organisiert wird.

CVC gegen L Catterton

Bis vor kurzem verhandelte CVC-Deutschlandchef und Ex-Goldman-Sachs-Banker Alexander Dibelius mit der Birkenstock-Familie und hat auch ein Angebot abgegeben. Inzwischen scheint jedoch die Private-Equity-Gesellschaft L Catterton die Nase vorn zu haben. An dem US-Finanzinvestor ist mit einer Minderheit der Luxuskonzern LVMH des reichsten Franzosen Bernard Arnault beteiligt. Sowohl L Catterton als auch LVMH kennen sich mit gehobenen Verbrauchermarken aus. Zum Portfolio, das L-Catterton-CEO Michael Chu zusammengekauft hat, gehören der Jeanshersteller Pepe Jeans, die Trainingsbekleidungsmarke Sweaty Betty, die Kosmetikfirma Bliss und der Online-Händler Everlane. Durch das eigene Netzwerk könnte L Cattertoon den Birkenstocks die Expansion in Asien erleichtern.

Der zweite große Deal, der sich in Deutschland anbahnt, ist der Verkauf des Industriedienstleisters Bilfinger, dessen Börsenwert sich seit September auf 1,4 Mrd. Euro verdoppelt hat. Auch um das Unternehmen aus Mannheim, das zu einem Viertel dem schwedischen aktivistischen Investor Cevian gehört, wird ein Bieterkampf geführt. Zunächst schien nur Clayton Dubilier & Rice an dem Verkauf interessiert, der von Perella Weinberg organisiert wird. Jetzt ist der französische Bilfinger-Konkurrent Altrad des französisch-syrischen Unternehmers Mohed Altrad dazugekommen.

Pause ist zu Ende

Die Milliardendeals kommen nach vergleichsweise ruhigen Monaten, in denen viele große Käufer wie Blackstone und CVC eher als Beobachter aktiverer Konkurrenten wie KKR zuschauten oder sich darauf konzentrierten, dringend benötigtes Kapital in ihre Portfoliounternehmen zu leiten. Steigende Kurse am Aktienmarkt haben zwar die Preise für Unternehmensbeteiligungen außerhalb der Börse nach oben gezogen. Doch die Private-Equity-Branche schwelgt im Luxus, über eine Rekordmenge an Dry Powder zu verfügen.

Kürzlich haben TDR Capital und I Squared Capital Gespräche über eine mögliche Übernahme des britischen Stromerzeugers Aggreko für 2,25 Mrd. Pfund aufgenommen. Blackstone und Global Infrastructure Partners haben sich außerdem zusammengetan, um ein 4,7 Mrd. Dollar schweres Angebot für Signature Aviation, einen Betreiber von Privatjet-Basen, abzugeben.

Buy-out-Firmen fangen sogar an, strategische Käufer zu übertrumpfen, die traditionell in der Lage sind, mehr zu bieten, weil sie Synergien mit den Zielunternehmen finden können. Im heiß umkämpften Rennen um die Spezialchemie des Schweizer Pharmazulieferers Lonza konnten sich Bain und Cinven gegen Chemieunternehmen wie Lanxess und Petronas mit einem 4,2 Mrd. sfr schweren Deal durchsetzen.

In Frankreich könnten Ardian und GIP 11,3 Mrd. Euro für den französischen Wasserversorger Suez bieten, der versucht, einen Übernahmeversuch des Erzrivalen Veolia Environnement abzuwehren. Buy-out-Firmen haben auch das Teegeschäft von Unilever und Teile des französischen Energieversorgers Engie im Visier. Mit einem Vorstoß, der zu einem der größten Deals 2021 werden könnte, hat EQT laut Bloomberg die niederländische Royal KPN mit 15 Mrd. Dollar Wert für eine potenzielle Übernahme angesprochen.