GRENZEN DES WACHSTUMS

Flexibilität ist Trumpf bei Logistikern und Reedereien

Transportbranche geht 2019 mit Zuversicht an

Flexibilität ist Trumpf bei Logistikern und Reedereien

Von Carsten Steevens, HamburgDie Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten Donald Trump werde massive Auswirkungen auf die weltweite Logistikbranche haben, “America first” treffe den Sektor in einer Phase, in der die Globalisierung ein Plateau erreicht habe und Protektionismus in vielen Teilen der Welt wieder salonfähig werde. Branchenanalysen wie von der Beratungsfirma KPMG gingen kurz nach Antritt der Trump-Administration davon aus, dass sich die weltweiten Logistikströme weiter verschieben dürften. Zu den Gewinnern im Transport- und Logistiksektor könne nur gehören, wer Agilität und Flexibilität oben auf die Tagesordnung setze. Wie stark haben sich nun Lage und Einschätzungen führender international tätiger Branchenunternehmen aus Deutschland zwei Jahre später verändert? “Nicht dramatisieren” Zunehmende externe Risiken rufen im deutschen Logistik- und Transportsektor aktuell offenbar keine großen Sorgen hervor. So erklärt beispielsweise die Deutsche Post DHL, die potenziellen Auswirkungen der Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China auf die Weltwirtschaft seien zwar nicht zu ignorieren. “Gleichzeitig sollten wir die Situation nicht vorschnell dramatisieren.” Entscheidend sei, Unsicherheiten wachsam zu beobachten und sich vorzubereiten, um rasch auf Veränderungen reagieren zu können. “Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Fähigkeiten gezielt weiterentwickelt, auf Veränderungen im Umfeld dynamisch zu reagieren: etwa mit einer flexiblen Steuerung unserer Investitionen und Kapazitäten”, heißt es bei den Bonnern.Für 2019 rechnet das Dax-Unternehmen mit einer Fortsetzung des robusten Wachstums der Weltwirtschaft. Gleichwohl hält man es bei dem global agierenden Logistikdienstleister aber “für wichtiger denn je”, sich für mehr Freihandel und internationalen Austausch einzusetzen. Ähnlich sieht man es auch bei Europas führendem privaten Waggonvermieter VTG in Hamburg. Derzeit seien aus unterschiedlichen Gründen Gegenbewegungen zu den Entwicklungen der Globalisierung zu beobachten, die dämpfend wirkten. Ob dies von Dauer sein werde oder nur ein momentaner Rücksetzer bis zu noch weitergehender weltweiter Integration der Lieferketten, sei heute kaum verlässlich abzuschätzen. “Dennoch wird weltweiter Handel und Warenaustausch unverzichtbar für Erhalt und Ausbau der Wohlstandsniveaus der entwickelten Welt und der Schwellenländer bleiben.” “Gut geübte Routine”Mit einer Abkehr von der Globalisierung rechnen auch die großen Containerreedereien nicht. Viele Märkte seien heute international und global verwoben, das werde sich nicht komplett um 180 Grad wenden oder die Globalisierung umkehren, heißt es etwa bei Hapag-Lloyd. Handelsströme könnten sich aber im Ergebnis von Handelskonflikten oder bedingt durch protektionistische Maßnahmen neu ausrichten. Auf volatile Entwicklungen und geopolitische Verwerfungen müsse man als global agierendes Unternehmen agil reagieren und sich kontinuierlich anpassen. Dies sei “ein integraler Teil unserer DNA”, so die Linienreederei.Auch der Konkurrent Hamburg Süd, seit Ende 2017 Teil des dänischen Weltmarktführers Mærsk, verweist hier auf “gut geübte Routine”. Das Prinzip der globalen Arbeitsteilung hält die frühere Oetker-Reederei nicht für gefährdet. Durch die Digitalisierung ergäben sich Möglichkeiten, die den Handel vereinfachen und neue Wachstumspotenziale schaffen könnten. Auch das Argument, der zunehmende Einsatz von 3-D-Druckern werde zu einer Reduzierung des weltweiten Transportvolumens führen, gelte nur begrenzt, da große Ladungsgruppen in der Schifffahrt wie Chemikalien, Lebensmittel und viele Bekleidungsartikel gar nicht im 3-D-Druck hergestellt werden könnten. Für 2019 erwarten die Reedereien mit Verweis auf ein vom IWF prognostiziertes Weltwirtschaftswachstum von erneut 3,7 % steigende Transportvolumina.Auch die sogenannten “Logistikweisen”, ein Kreis von Branchenexperten, zeigen sich mit Blick auf den deutschen Logistik- und Transportsektor im neuen Jahr zuversichtlich. Negative Effekte durch den Handelsstreit zwischen den USA und China seien für die meisten deutschen Unternehmen nicht zu erwarten. Die Unternehmen reagierten mit Produktionsverlagerungen und Anpassungen ihrer Lieferketten.