Flöther befürchtet Insolvenzwelle

Börsen-Zeitung, 24.4.2020 jh München - Eine der negativen Folgen der Coronakrise könnte eine Welle von Insolvenzen sein. "Die Bugwelle baut sich gerade auf", sagte der Insolvenzverwalter Lucas Flöther in einer Videokonferenz des Clubs...

Flöther befürchtet Insolvenzwelle

jh München – Eine der negativen Folgen der Coronakrise könnte eine Welle von Insolvenzen sein. “Die Bugwelle baut sich gerade auf”, sagte der Insolvenzverwalter Lucas Flöther in einer Videokonferenz des Clubs Wirtschaftspresse München. Ob diese Welle im Herbst oder erst im nächsten Jahr abfließe, lasse sich nicht vorhersagen.Flöther ist Sprecher des “Gravenbrucher Kreises” der führenden Insolvenzverwalter. Einer seiner bekanntesten Fälle ist Air Berlin, aktuell ist er Sachwalter von Condor.Dass die Bundesregierung wegen der Coronakrise die Insolvenzantragspflicht vorerst bis Ende September ausgesetzt hat, ist nach Flöthers Ansicht nur eine Beruhigungspille für Firmen. “Trotzdem muss ein Unternehmen durchfinanziert sein und zahlungsfähig”, betonte er. Ob dies trotz KfW-Krediten und staatlichen Bürgschaften allen gelinge, sei fraglich. Flöther sagte, die üblicherweise geltende Antragspflicht habe einen guten Grund: “Das schützt vor Unternehmenszombies, die den Markt verzerren.” In der Autoindustrie etwa gibt es nach seiner Meinung solche Zombies: Zulieferer, die nicht den Wandel zur Elektromobilität mitmachen.Flöther wies zudem darauf hin, dass auch Kredite vom Staat Nachteile hätten: “Die bloße Darlehensaufnahme bläht die Passivseite von Unternehmensbilanzen auf.” Das senke die Eigenkapitalquote und habe somit negative Folgen für künftige Finanzierungen. “Ich habe die Sorge, dass später ein böses Erwachen kommt”, fügte der Insolvenzverwalter hinzu. Banken könnten deshalb Kredite ablehnen.