Flugbranche rechnet mit langsamer Erholung
wü Paris – Einige Länder wie Deutschland und Dänemark beginnen bereits, die angesichts der Coronavirus-Pandemie verhängten Beschränkungen wieder zu lockern. Dennoch dürfte die Erholung der Luftverkehrsindustrie nur sehr langsam erfolgen, warnt der Branchenverband IATA (International Air Transport Association). Die erwartete Rezession dürfte das für eine Erholung notwendige Vertrauen der Verbraucher auch im dritten Quartal noch belasten, meint Chefökonom Brian Pearce. Immerhin haben in einer kürzlich von dem Verband durchgeführten Umfrage 40 % der Befragten angegeben, sie könnten sechs Monate oder mehr warten, bevor sie nach Aufhebung der Beschränkungen wieder anfangen zu reisen. Entsprechend bescheiden dürfte die Erholung ausfallen.Die Zahl der weltweiten Inlandsflüge ist wegen der Pandemie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 70 % eingebrochen, der Flugverkehr insgesamt um rund 80 %. Letzten Samstag etwa wies der Flughafen Frankfurt laut Eurocontrol gerade mal 210 An- und Abflüge aus, während er im ersten Quartal 2019 im Schnitt auf 648 Abflüge täglich kam. Die größeren Flughäfen London-Heathrow und Paris Roissy – Charles de Gaulle verbuchen derzeit sogar noch weniger Flüge. Flughafenbetreiber Fraport zählte an Deutschlands größtem Airport letzte Woche 37 015 Fluggäste: 97,3 % weniger als im Vorjahreszeitraum.Wegen des starken Einbruchs des weltweiten Flugverkehrs hat die IATA erst letzte Woche ihre Verlustprognose für Airlines ein zweites Mal angehoben. Der Branchenverband erwartet nun, dass die Umsätze im weltweiten Passagiergeschäft in diesem Jahr wegen der Coronavirus-Pandemie um 314 Mrd. Dollar einbrechen. Das entspräche einem Rückgang um 55 %. Viele Fluggesellschaften verhandeln deshalb derzeit so wie Lufthansa und Air France-KLM über staatliche Hilfen.Sollten Fluggesellschaften jetzt dazu gezwungen werden, Maßnahmen zur räumlichen Trennung von Passagieren einzuführen und etwa den Mittelsitz freizulassen, bleibt ihnen nach Ansicht von IATA-Chef Alexandre de Juniac kaum eine andere Wahl, als die Ticketpreise zu erhöhen, wenn sie nicht noch mehr Verluste einfliegen wollen. Um mindestens 50 %, sagte er während einer Videokonferenz. “Die Zeit des billigen Reisens wird vorbei sein”, so die Hoffnung. Der Branchenverband will diese Woche mit Regierungsvertretern und Fluggesellschaften aus den verschiedenen Regionen beraten, wie die Zeit nach Aufhebung der Reisebeschränkungen vorbereitet werden kann.