Fluggesellschaften droht Gewinneinbruch

Verband IATA warnt vor Folgen des Handelskriegs - Ölpreis und fehlende Infrastruktur bremsen Wachstum

Fluggesellschaften droht Gewinneinbruch

wü Seoul – Zunehmende Handelsspannungen und steigende Kosten bescheren der Luftverkehrsindustrie stärkeren Gegenwind als noch vor ein paar Monaten erwartet. Der internationale Branchenverband IATA (International Air Transport Association) senkte deshalb seine im Dezember veröffentlichten Prognosen für das laufende Jahr um ein Fünftel. Er erwartet nun statt eines Gewinnanstiegs einen Rückgang der Ergebnisse. IATA-Chefökonom Brian Pearce warnte zudem, dass der Airline-Sektor wieder Werte für Investoren zerstören könnte, wenn die Fluggesellschaften in den nächsten 20 Jahren wie erwartet 6 Trill. Dollar zusätzlich aufbringen müssten, um ihre Flotten zu erneuern.”Die Airline-Industrie dürfte in dem Jahr bei Investoren erneut für Wertzuwächse sorgen, aber gerade so eben”, sagte er auf der IATA-Hauptversammlung in Seoul. Es gäbe kein einfaches Geld zu verdienen, mahnte auch Verbandschef Alexandre de Juniac. Die Gewinnmargen gerieten durch steigende Kosten für Treibstoff, Arbeitskräfte und Infrastrukturen unter Druck. Die IATA geht nun davon aus, dass Fluggesellschaften weltweit in diesem Jahr einen Nettogewinn von insgesamt 28 Mrd. Dollar einfliegen dürften. Im Dezember war der Branchenverband noch von 35,5 Mrd. Dollar ausgegangen. Er senkte nun auch die Gewinnschätzung für das letzte Jahr erneut, von zuletzt 32,3 Mrd. Dollar auf 30 Mrd. Dollar.IATA-Chefökonom Pearce korrigierte auch die Umsatzprognose um 20 Mrd. Dollar auf 865 Mrd. Dollar nach unten. Die Kosten der Fluggesellschaften dürften unter anderem wegen der anziehenden Ölpreise um 7,4 % zulegen und damit stärker steigen als der Umsatz, der sich um 6,5 % verbessern dürfte. Als Folge davon dürften die Nettomargen in diesem Jahr von 3,7 % auf 3,2 % sinken, der Gewinn pro Fluggast von 6,85 Dollar auf 6,12 Dollar und die Kapitalrendite von 7,9 % auf 7,4 %. Der Nettogewinn europäischer Fluggesellschaften nach Steuern dürfte von 9,4 Mrd. Dollar im letzten Jahr auf 8,1 Mrd. Dollar zurückgehen, der von Airlines aus der Asien-Pazifik-Region von 7,7 Mrd. Dollar auf 6,0 Mrd. Dollar. Fluggesellschaften aus dem Mittleren Osten dürften ihren Verlust leicht auf 1,1 Mrd. Dollar ausweiten, während nordamerikanische Airlines ihren Nettogewinn von 14,5 Mrd. Dollar auf 15 Mrd. Dollar steigern dürften.Das Frachtgeschäft, das Ende 2018 wegen der zunehmenden Handelsspannungen einen erheblichen Rückgang verbuchte, dürfte in diesem Jahr stagnieren. Bisher bleibt das Passagiergeschäft robust. Doch eine Ausweitung der Handelsspannungen könnte auch dort die Nachfrage dämpfen, warnte IATA-Chef de Juniac: “Die Luftfahrt braucht Grenzen, die offen für Menschen und Handel sind.”Airbus-Verkaufschef Christian Scherer sprach angesichts der steigenden Handelsspannungen von dunklen Wolken Für die Branche am Horizont. Die von den USA angedrohten Zölle auf Flugzeuge von Airbus könnten einen Dominoeffekt haben und zu einer Erhöhung der Zölle auf Boeing-Produkte führen, mahnte er. Das wiederum könnte zu einem Anstieg der Flugpreise und deshalb letztendlich zu einer sinkenden Nachfrage im Flugverkehr führen. – Personen Seite 16