Flughafen-Chaos setzt Wizz Air zu
lis Frankfurt
Das Chaos an den Flughäfen macht auch der Billigfluggesellschaft Wizz Air zu schaffen. Der Vorstand erwartet im ersten Quartal des am 1. April gestarteten Geschäftsjahres einen Betriebsverlust, wie Wizz Air am Mittwoch mitteilte. Firmenchef József Váradi betonte, die Airline sei „voll ausgelastet“ und das Problem liege nicht an der eigenen Personalausstattung, sondern daran, dass die Flughäfen nicht über genügend Fluglotsen und Sicherheitspersonal verfügten, was zu Flugverzögerungen führe. „Wir setzen zusätzliche Ressourcen ein, um Störungen so gering wie möglich zu halten, und fordern alle anderen Beteiligten auf, dasselbe zu tun und dabei stets die Interessen der Kunden im Auge zu behalten“, so Váradi.
Nach der Pandemie mit starken Reisebeschränkungen und einer Entlassungswelle in der Luftfahrtbranche leiden die Flughafenbetreiber unter Personalmangel, was in den vergangenen Tagen zu langen Schlangen und Wartezeiten führte. Lufthansa und ihre Tochter Eurowings werden deshalb ihren Flugplan im Ferienmonat Juli zusammenstreichen, wie gestern Abend bekannt wurde. Lufthansa hat für Juli 900 Flüge innerhalb Deutschlands und Europas an den Drehkreuzen in Frankfurt und München aus dem System genommen, wie die Fluggesellschaft mitteilte.
Schwierige Kostenkontrolle
Für das am 31. März zu Ende gegangene Geschäftsjahr meldete Wizz Air einen Verlust von 642,5 Mill. Euro nach einem Minus von 576 Mill. Euro im Vorjahr. Grund für den höheren Verlust waren unter anderem die nach wie vor unter dem Vorkrisenniveau liegenden Passagierzahlen. Allerdings registrierte Wizz Air wie der Rest der Branche ein sich „verbesserndes Handelsumfeld“. Der Ausbruch des Ukraine-Krieges hatte branchenweit nur eine kleine Nachfragedelle zur Folge.
Für die kommende Sommersaison hat sich Wizz Air daher ein starkes Wachstum auf die Fahnen geschrieben. Im laufenden Quartal ist ein Zuwachs von 30% bei den Kapazitäten geplant, für den Zeitraum von Juli bis September ist von plus 40% die Rede. Gleichzeitig sollen die Kosten unter Kontrolle bleiben, was den Airlines indes angesichts des hohen Ölpreises derzeit schwerfällt.
Wizz Air war zuletzt in die Kritik geraten, weil man anders als viele Konkurrenten kaum gegen Treibstoffkostenschwankungen abgesichert war. Seit März haben sich die Ungarn Hedgings zugelegt, diese Aktivitäten sollen laut Váradi ausgebaut werden – allerdings steigen in Zeiten rekordhoher Ölpreise auch die Preise für die Treibstoffkostenabsicherung. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Wizz Air zwar 87% mehr für Kerosin ausgegeben als im Vorjahr, allerdings fiel der Zuwachs damit im Vergleich zum Umsatzplus von 125% unterproportional aus.
Eine detaillierte Prognose für das laufende Jahr gibt die ungarische Fluglinie nicht ab. Die Buchungen zeigen aber nach Angaben des CEO einen deutlichen Aufwärtstrend, wobei die durchschnittlichen Flugpreise im Vergleich zu Anfang 2020 im niedrigen einstelligen Bereich gestiegen sind und die Auslastung im Quartal bei rund 85% liegt. Für das zweite Fiskalquartal werden Flugpreise erwarten, die im oberen einstelligen Prozentbereich über dem Vergleichszeitraum 2020 liegen und eine Auslastung von über 90% erwartet. Váradi geht davon aus, dass Billigfluggesellschaften wie Wizz Air davon profitieren, wenn die Verbraucher angesichts der hohen Inflation verstärkt aufs Geld schauen.
Wizz Air | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2022* | 2021* |
Umsatz | 1663 | 739 |
Ebitda | −19 | −183 |
Ebitda-Marge (%) | −1,1 | −24,7 |
Operat. Ergebnis | −465 | −528 |
Nettoergebnis | −643 | −576 |
Kosten je Sitzplatz-kilometer (CASK) ohne Fuel in Cent | 2,81 | 3,86 |
Liquidität | 1379 | 1617 |
Marktkap. (8.6.2022) | 3040 | |
*) Geschäftsjahr endet am 31. März Börsen-Zeitung |