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Frankreich könnte kleine Bahnhöfe liberalisieren

Französische Regionen könnten bestimmte Dienstleistungen in kleineren Bahnhöfen an andere Betreiber übertragen. Ausgenommen sind jedoch die großen TGV-Bahnhöfe in Großstädten wie Paris, Lyon und Marseille.

Frankreich könnte kleine Bahnhöfe liberalisieren

wü Paris

Nach Regionalzug- und TGV-Hochgeschwindigkeitsstrecken muss sich die französische Bahn SNCF darauf einstellen, dass künftig auch die Bahnhöfe in Frankreich für andere Betreiber geöffnet werden. Ein Erlass, der das ermöglichen würde, ist im letzten Juli verabschiedet worden. Doch noch zögern die Regionen, das Dekret tatsächlich umzusetzen. Denn das Thema ist äußerst komplex.

So befinden sich die rund 3000 französischen Bahnhöfe nicht im Besitz der 1937 gegründeten SNCF (Société Nationale des Chemins de Fer Français). Sie ist jedoch über ihre Tochter Gares & Connexions für die Verwaltung zuständig. Künftig sollen die auftraggebenden Organisationen, also die Regionen, einige Dienstleistungen in den Bahnhöfen selbst anbieten oder einem neuen Zugbetreiber übertragen können.

Das Dekret betrifft allerdings nur Bahnhöfe, in denen fast das gesamte Passagiergeschäft als Konzession betrieben wird, etwa durch Regionalzüge, die von Regionen finanziert werden. Laut Informationen von „Les Echos“ trifft das auf rund 2600 Bahnhöfe zu, nicht jedoch auf die großen TGV-Bahnhöfe, die wie der Gare Montparnasse in Paris, Part-Dieu in Lyon oder Saint-Charles in Marseille von nationalem Interesse sind. Bei 1600 der 2600 von der möglichen Liberalisierung betroffenen Bahnhöfe soll es sich jedoch nur um einfache Haltestellen ohne Kiosk und andere Verkaufsstände handeln.

Bei den Dienstleistungen, die dort von anderen Betreibern übernommen werden könnten, soll es sich vor allem um Reinigungs-, Wartungs-, Überwachungs- und Aufbewahrungsarbeiten handeln. Die SNCF scheint bisher nicht davon auszugehen, dass darum ein großer Konkurrenzkampf ausbrechen wird. Kein Privatinvestor werde Geld in die Bahnhöfe stecken, da die Bezahlung dort durch die Transportregulierungsbehörde festgelegt werde und sehr niedrig sei, erklärte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou kürzlich vor dem Senat.

Fünf Regionen (Île-de-France, Provence-Alpes-Côte d’Azur, Hauts-de-France, Grand Est, Pays de la Loire) haben die Öffnung der Regionalzugstrecken für die Konkurrenz eingeleitet. Die Bourgogne-Franche-Comté will nun folgen. Nach der italienischen Staatsbahn Trenitalia, die seit Ende 2021 TGV-Verbindungen zwischen Paris und Lyon anbietet, stehen für dieses Jahr weitere Bahnbetreiber für TGV- und Intercity-Strecken in den Startlöchern.