Frankreich sichert sich Garantien von Sanofi und Clayton Dubilier & Rice
Spartenverkauf
Frankreich erhält Garantien von Sanofi und CD&R
Französischer Staat will bei Opella-Sparte als Minderheitsaktionär einsteigen – Abkommen über Standorte und Arbeitsplätze
Sanofi bestätigt die Kooperation mit CD&R. Der Fonds soll 50% an der Sparte für rezeptfreie Medikamente übernehmen, Frankreich 1% bis 2%. Durch ein Abkommen mit Sanofi und CD&R will Frankreich Standorte, Produktion und Arbeitsplätze schützen. Die Bewertung der Sparte fällt etwas höher aus als gedacht.
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Sanofi und Clayton Dubilier & Rice (CD&R) verbünden sich, um Opella, die Sparte des französischen Pharmariesen für rezeptfreie Medikamente, gemeinsam fit für die Zukunft machen. Sie verhandeln exklusiv über den Einstieg des amerikanischen Investmentfonds. Allerdings ist bei den Verhandlungen mittlerweile auch der französische Staat als Überraschungsgast mit an Bord. Er will über die staatliche Investmentbank Bpifrance eine Minderheitsbeteiligung von 1% bis 2% an Opella übernehmen und sich so ein Mitspracherecht sichern. In einem Abkommen haben sich Sanofi und CD&R bereits zu umfangreichen Standortgarantien gegenüber Frankreich verpflichtet.
Der US-Fonds will eine Mehrheitsbeteiligung an Opella in Höhe von 50% übernehmen. Dadurch wird Opella mit rund 16 Mrd. Euro bewertet. Das entspreche dem 14-Fachen des erwarteten Betriebsgewinns (Ebitda) für 2024, erklärte Sanofi. Der Pharmakonzern wird zunächst mit 48% bis 49% an der Sparte beteiligt bleiben, die mit ihren 11.00 Mitarbeitern zuletzt auf einen Umsatz von 5,2 Mrd. Euro kam. Es gebe aber noch keinen Zeitplan, wie lange man bei Opella mit an Bord bleiben werde, sagte Sanofi-Chef Paul Hudson. „Wir gehen aber davon aus, dass wir für lange Zeit beteiligt und partnerschaftlich verbunden sein werden.“
Doliprane-Verkauf schlägt hohe Wellen
Der geplante Verkauf der Beteiligung an CD&R soll frühestens im zweiten Quartal 2025 über die Bühne gehen. Die Exklusiv-Verhandlungen mit dem US-Fonds hatten in Frankreich hohe Wellen geschlagen, als sie vor anderthalb Wochen bekannt wurden. Denn zu den rund 100 rezeptfreien Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminpräparaten der Sparte gehört auch das Schmerzmittel Doliprane, das in Frankreich meistverkaufte Medikament. Für Opella hatte auch der französische Investmentfonds PAI geboten. Er hatte sein Angebot letzte Woche noch einmal aufgestockt.
In französischen Apotheken gehen jedes Jahr mehr als 400 Millionen Packungen Doliprane über die Ladentheke. Deshalb genießt Opella in Frankreich einen besonderen Status, auch wenn die Sanofi-Sparte dort gerade mal 10% ihres Umsatzes macht. Entsprechend hatten Oppositionsparteien wie die linksextreme Gruppe La France Insoumise – Nouveau Front Populaire gefordert, Opella müsse verstaatlicht werden, nachdem der geplante Verkauf an CD&R bekannt wurde.
Bpifrance sichert sich Mitspracherecht
Frankreichs neuer Wirtschaftsminister Antoine Armand gab nun bekannt, mit Sanofi und CD&R ein Abkommen unterzeichnet zu haben, um Garantien für den Erhalt von Arbeitsplätzen, Produktion, Firmensitz und Investitionen abzusichern. „Wir werden im Verwaltungsrat des Unternehmens präsent sein“, kündigte Bpifrance-Chef Nicolas Dufourcq während einer Pressekonferenz an. Die staatliche Investmentbank dürfte seinen Angaben zufolge 100 bis 150 Mill. Euro in Opella investieren.
In dem nun mit dem französischen Staat geschlossenen Abkommen verpflichten sich Sanofi und CD&R, die Produktion an den beiden Opella-Standorten in Lisieux in der Normandie und Compiègne nördlich von Paris fünf Jahre lang auf einem nicht präzisierten Minimum zu garantieren. Sollte die Produktion dort eingestellt werden, wird eine Strafzahlung von bis zu 40 Mill. Euro fällig. Sollte die Produktion von Doliprane, dem für Magen- und Speiserröhrenprobleme eingesetzten Mittel Lanzor und dem Schmerzmittel Aspegic in Frankreich unter ein Mindestvolumen fallen, sind ebenfalls Geldstrafen fällig.
Strafzahlungen bei Entlassungen
Der Pharmariese und der Fonds verpflichten sich zudem, Firmensitz und Forschung der Sparte in Frankreich zu belassen, weiter mit den französischen Zulieferern Opellas zusammenzuarbeiten und die Wiederansiedlung der Paracetamol-Produktion von Séquens in Frankreich zu unterstützen. Sollte letzteres nicht eingehalten werden, drohen Strafzahlungen bis zu 100.000 Euro. Strafzahlungen von 100.000 Euro sollen ebenfalls für jeden entlassenen Mitarbeiter fällig werden, sollten Sanofi und CD&R aus wirtschaftlichen Gründen Stellen bei Opella in Frankreich abbauen.
Sollte die Mehrheit Opellas an CD&R abgegeben werden, dürfte das die Ergebnisse Sanofis je Aktie um geschätzte 10% verwässern, meinen die Analysten von Jefferies. Etwaige Aktienrückkäufe mit dem zufließenden Geld seien da aber noch nicht berücksichtigt. Der Pharmakonzern selber hat nun die Prognose für den bereinigten Gewinn pro Aktie (EPS) angehoben. Ohne Opella werde er mindestens im niedrigen einstelligen Prozentsatz bei konstanten Wechselkursen wachsen, erklärte er.