Energiepreise

Französische Unternehmen drosseln Produktion

Wie der Nahrungsmittelhersteller Cofigeo haben bereits mehrere Firmen in Frankreich ihre Produktion vorübergehend gestoppt. Das ruft auch die Regierung auf den Plan.

Französische Unternehmen drosseln Produktion

wü Paris

In Frankreich hat mit dem Nahrungsmittelkonzern Cofigeo ein weiteres Unternehmen seine Produktion wegen der hohen Energiepreise vorübergehend gestoppt. Vier Werke des für Marken wie William Saurin, Raynal et Roquelaure, Zapetti und Garbit bekannte Hersteller von Dosen- und Fertiggerichten, der auch in Lizenz für Marken wie Panzani und Weight Watchers produziert, stehen still. Weitere französische Unternehmen könnten folgen.

Einige Branchen fürchten, dass sich die Situation in den kommenden Wochen und Monaten verschlimmern wird und sie für Energie wesentlich mehr bezahlen müssen. Das ruft inzwischen auch die Regierung auf den Plan.

Premierministerin Elisabeth Borne kündigte Dienstag gegenüber dem Radiosender Franceinfo an, dass Unternehmen, die wegen der hohen Energiepreise in Schwierigkeiten geraten, einen Aufschub für die Zahlung von Steuern und Sozialabgaben beantragen können. Sie appellierte auch an Energieversorger, Firmen, die mit Problemen kämpfen, zu ermöglichen, ihre Rechnungen über mehrere Monate verteilt zahlen zu können. Die Mehrheit der Unternehmen müsse Rechnungen zahlen, die dem realen Verbrauch in einem Monat entsprächen, während für die meisten Privathaushalte in Frankreich der Energieverbrauch eines Jahres in gleichen Raten auf die Monate verteilt werde, sagte Borne. Deshalb fielen für viele Unternehmen zu Beginn des Jahres, wenn geheizt werden muss, hohe Rechnungen an.

Eines davon ist Cofigeo. Wegen des starken Anstiegs der Energiepreise haben sich seine Energiekosten verzehnfacht. Mit einer Energierechnung, die von 4 Mill. Euro auf 40 Mill. Euro jährlich steige, sei die Entscheidung, die Produktion vorübergehend zu stoppen, unvermeidbar geworden, erklärte Cofigeo-Präsident Mathieu Thomazeau. Die betroffenen Werke sichern 80 % der Produktion des Nahrungsmittelherstellers und beschäftigen dafür 800 Mitarbeiter. Cofigeo will die Produktion spätestens Ende des Monats wieder aufnehmen.

Zuvor hatten bereits der Trinkglashersteller Duralex, der Glasgeschirrproduzent Arc, Stahlkonzern Arcelor Mittal und Aluminium Dunkerque ihre Produktion in Frankreich wegen den hohen Energiekosten gedrosselt oder vorübergehend gestoppt. Mehrere Unternehmen aus der Textilindustrie wollen ihre über die Feiertage unterbrochene Produktion erst in zwei Wochen wieder aufnehmen, um wieder kostendeckend arbeiten zu können. Bei dem dem Wirtschaftsministerium unterstehenden Komitee für industrielle Restrukturierung Comité interministériel de restructuration industrielle sollen sich bereits 400 größere Unternehmen gemeldet haben, weil sie Schwierigkeiten haben. Nach Angaben der Vereinigung kleinerer und mittlerer Unternehmen Confédération des petites et moyennes entreprises fürchten 9 % ihrer Mitglieder, wegen den angestiegenen Energiekosten ihre Produktion wie Cofigeo vorübergehend stoppen zu müssen.

Frankreich hatte bereits im Herbst 2021 einen Preisdeckel für Energie eingeführt, der für Haushalte greift und 2023 fortgesetzt werden soll. Er gilt inzwischen auch für sehr kleine Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern. Laut Premierministerin Borne kann der Staat im Rahmen anderer Hilfen bis zu 40 % der Stromrechnungen von kleinen und mittleren Unternehmen übernehmen, für die der Preisdeckel nicht greift.