French Tech

Französisches Vorzeige-Start-up Ynsect beantragt Schutzverfahren

Für das französische Foodtech Ynsect hat die letzte Finanzierungsrunde nicht ausgereicht, den finanziellen Bedarf eines verzögerten Projekts zu decken.

Französisches Vorzeige-Start-up Ynsect beantragt Schutzverfahren

Vorzeige-Start-up Ynsect muss Schutzverfahren beantragen

Verzögerte Inbetriebnahme einer Insektenfarm belastet

wü Paris

Es ist eines der Vorzeige-Unternehmen der französischen Start-up-Szene. Und ein Vorreiter für Tierfutter, das aus Insektenproteinen hergestellt wird. Deshalb sorgte die Nachricht, dass Ynsect ein Sicherungsverfahren beantragen musste, in Frankreich für Schrecken. Das Handelsgericht Evry hat im Rahmen des Schutzverfahrens die Schulden des Start-ups für sechs Monate eingefroren, um den finanziellen Druck für das 2011 gegründete Unternehmen zu verringern. Es hat Hélène Bourbouloux als Insolvenzverwalterin eingesetzt.

Seit der Gründung hat das Foodtech in Finanzierungsrunden insgesamt rund 600 Mill. Euro eingesammelt und dank gut gefüllter Auftragsbücher versprochen, bald schwarze Zahlen zu schreiben. In einigen Rankings der French Techs wurde es zuletzt als Einhorn gewertet, in anderen als eines der nächsten Einhörner. Doch 2022 verkaufte Ynsect gerade mal für 568.000 Euro fertige Produkte. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 90 Mill. Euro an. Das Start-up, das in Frankreich mit Innovafeed und Agronutris konkurriert, hatte deshalb letztes Jahr angekündigt, sich nur noch auf margenstarke Märkte wie Tierfutter zu konzentrieren und 20% der Belegschaft zu reduzieren.

Verzögerte Inbetriebnahmen

Damit nicht genug, denn die Inbetriebnahme einer riesigen Insektenfarm in Poulainville in der Nähe von Amiens verzögerte sich um zwei Jahre. Mittelfristig soll sie 95% der Produktion von Ynsect ausmachen. Doch wegen der Verspätung hoffte das Start-up zuletzt, dass sie 2024 auf 20% der Produktionskapazität kommen wird. Ynsect hat zudem erst Anfang des Jahres eine lange ersehnte Erlaubnis bekommen, auf Basis der Proteine von Würmern hergestelltes Hundefutter in den USA zu vertreiben.

Die letzte Finanzierungsrunde hat nicht ausgereicht, um den finanziellen Bedarf des Projekts in Polainville zu decken. Sie hatte 160 Mill. Euro eingebracht. Angesichts des dringenden Finanzierungsbedarfs konnte das Foodtech nicht das Wagnis eingehen, eine neue Finanzierungsrunde abzuwarten. Nach eigenen Angaben ist es derzeit in Gesprächen mit mehreren Investoren.

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