Frauen werden zur Pflicht im Vorstand
wf Berlin
– Die Vorstände großer börsennotierter Unternehmen werden künftig weiblicher. Union und SPD haben sich im parlamentarischen Verfahren auf Änderungen im Führungspositionen-Gesetz verständigt. Damit ist der Weg frei, um die Novelle für eine Mindestbeteiligung von Frauen im Vorstand Anfang Juni in der nächsten Sitzungswoche im Bundestag zu beschließen. Der in der Koalition lang umstrittene Entwurf war im Januar ins Parlament eingebracht worden.
In der nun gefundenen Einigung zwischen den Koalitionspartnern wurde eine längere Übergangsfrist für die Bestellung von weiblichen Vorstandsmitgliedern vereinbart. Anstelle von acht Monaten läuft die Frist nun ein Jahr, bis Frauen in den Vorstand einziehen müssen. Der Industrieverband BDI begrüßte die längere Frist, zeigte sich aber insgesamt nicht sehr glücklich mit der Neuregelung. „Für Unternehmen bleibt die Einführung einer festen Quote für den Vorstand eine große Herausforderung“, erklärte Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. Für einen Wandel in der Unternehmenskultur sei auch die Politik aufgefordert, die Ursachen für die niedrige Zahl von Frauen in Vorständen anzugehen.
Nach der gesetzlichen Geschlechterquote von 30% im Aufsichtsrat für börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen wird mit der Novelle nun eine Mindestbeteiligung von Frauen im Vorstand in diesen Unternehmen eingeführt. Vierköpfige oder größere Vorstände müssen mindestens eine Frau im Gremium haben. Auslöser der gesetzlichen Pflicht war, dass viele Unternehmen bei der freiwilligen Vorgabe eine Zielquote von „null“ für Frauen im Vorstand angegeben hatten. Von den 66 Unternehmen, die unter die Neuregelung fallen, haben 25 Firmen bislang keine Frau im Vorstand. Dies hat die Initiative Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte) im gerade vorgelegten Women-on-Board-Index ermittelt.
Im Dax-Börsensegment muss laut WoB-Index noch MTU eine Frau in den Vorstand berufen, Heidelberg Cement hat das gerade getan. Delivery Hero, Deutsche Wohnen und Linde haben laut WoB-Index zwar keine Frau im Vorstand, fallen aber nicht unter die Regelung. Ihre Vorstände haben weniger als vier Mitglieder, oder die Unternehmen sind nicht paritätisch mitbestimmt. Sechs Konzerne – Adidas, Bayer, Eon und Infineon im Dax sowie Fielmann und Südzucker im SDax – reagierten schon auf den Gesetzentwurf beriefen Frauen in den Vorstand.