swa Frankfurt – Im deutschen Apothekenmarkt werden die Spielregeln neu gesetzt. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) verstößt die Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneien für Versandapotheken mit Sitz im EU-Ausland gegen Unionsrecht. Die Regelung sei eine nicht gerechtfertigte Beschränkung des freien Warenverkehrs. Die Richter sehen in der Preisbindung eine Behinderung ausländischer Apotheken beim Zugang zum deutschen Markt. Gerade für Versandapotheken sei die Preisgestaltung ein wichtiger Wettbewerbsfaktor im Vergleich zu ortsansässigen Anbietern.Hintergrund des Verfahrens ist ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen der Deutschen Parkinson Vereinigung und der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs. Die Patientenvereinigung hatte mit der niederländischen Versandapotheke Doc Morris einen Bonus beim Kauf von rezeptpflichtigen Medikamenten ausgehandelt. Die Bundesregierung hat den sogenannten “Rezept-Bonus” für ausländische Versandapotheken dann im Herbst 2012 verboten. Beim Weg durch die Instanzen leitete das Oberlandesgericht Düsseldorf schließlich die Klärung auf europäischer Ebene ein.Während der deutsche Apothekenverband ABDA das Urteil harsch kritisiert, spricht Doc Morris von einem “guten Tag für Patienten” und kündigt verschärften Preiswettbewerb an. Versandapotheken konzentrierten ihr Geschäft bislang weitgehend auf frei verkäufliche Arznei, wo sie unterdessen im deutschen Markt auf 14 % Marktanteil kommen – an der Spitze rangiert die gerade an die Börse gegangene Shop Apotheke. Im rezeptpflichtigen Segment, wo niederländische Versandapotheken wie Doc Morris oder Europa Apotheek auch aktiv sind, liegt der Anteil der Versender erst bei 3 %.Von dem Urteil benachteiligt fühlen sich die deutschen Apotheken, die auch im Versandhandel Geschäft machen. Ihr Bundesverband pocht auf Gleichbehandlung. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kündigte an, das Urteil auszuwerten und auf rechtliche Konsequenzen zu prüfen. Pharmahersteller erwarten mehr Preisdruck.—– Bericht Seite 9