Fremdfinanzierter Dividendenreigen

Privat-Equity-Firmen lassen sich ihre Ausschüttungen wieder öfter über Kreditaufnahmen finanzieren

Fremdfinanzierter Dividendenreigen

Das niedrige Zinsniveau im High-Yield-Markt hat US-Unternehmen in privater Hand in steigendem Umfang kreditfinanzierte Dividenden ausschütten lassen. Nach einem Spitzenwert 2012 sieht es so aus, als ob die kreditfinanzierten Ausschüttungen 2013 noch weiter zulegen.Von Sebastian Schmid, New YorkDie aktuell niedrigen Zinsen reizen Private-Equity-Firmen offenbar, sich bei den von ihnen gehaltenen Unternehmen über gesteigerte Kreditaufnahme an höheren Dividendenausschüttungen zu laben. Aus Daten von S & P Capital IQ Leveraged Commentary & Data geht hervor, dass Gesellschaften in Hand von Private Equity (PE) im zu Ende gehenden Monat deshalb mehr als 12 Mrd. Dollar aufnehmen wollen – so viel wie nie zuvor in einem einzigen Monat.Die meisten Unternehmen in PE-Besitz sind dem Hochzinsbereich zuzurechnen, müssen also relativ hohe Renditen versprechen. Aufgrund des länger anhaltenden Niedrigzinsumfelds werden die Hochzinsanleihen bei vielen Investoren allerdings immer beliebter, da sie zumindest etwas Rendite über der Inflationsrate versprechen. Die gestiegene Nachfrage wiederum hat indes auch bei den High-Yield-Kreditnehmern für sinkende Zinsen gesorgt und damit die Kreditaufnahme zur Ausschüttung von Dividenden attraktiver werden lassen.Sowohl der Barclays US High Yield Index als auch der Bank of America Merrill Lynch High Yield Master II Index sind Anfang Mai unter die 5-Prozent-Marke gefallen. Noch Ende 2011 lagen sie zeitweise über 8%. Während die Rendite von US-Staatsanleihen zuletzt wieder gestiegen ist, sank die Rendite der Hochzinsanleihen noch weiter – im High Yield Master II etwa bis Dienstagabend auf 4,44%. Für klassische Hochzinskreditnehmer bedeutet das historisch günstige Fremdkapitalbeschaffungsmöglichkeiten.Allerdings ist die Schuldenaufnahme, um davon Ausschüttungen an die Aktionäre zu finanzieren, in erster Linie eine Erhöhung des Leverage – anders als viele akquisitionsbedingte Kredite. Gerade bei Firmen in Private-Equity-Hand ist aber die Verschuldung ohnehin schon erhöht. Damit riskierten einige Unternehmen ihre Bonität, wie Mitarbeiter von Moody’s und S & P bestätigen. “Die Verschuldung zu erhöhen, nur um eine Dividende zu finanzieren, schwächt das Kreditprofil des Unternehmens”, sagte Moody’s-Analyst Lenny Ajzenman der Nachrichtenagentur Bloomberg.Das Verhältnis von Schulden zu Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ist bei den US-Firmen der Spekulationsklasse laut S & P Capital IQ binnen eines Monats von 4,1 auf 4,8 im Mai gestiegen. Der Tiefpunkt nach der Finanzkrise war im Februar 2009 bei 3,5 markiert worden. Im Gesamtjahr 2013 wurden bereits mehr als 33 Mrd. Dollar an Fremdkapital in der Spekulationsklasse eingeworben, um als Dividenden ausgeschüttet zu werden. Damit zeichnet sich ein erneutes Rekordjahr ab, nachdem im Vorjahr mit mehr als 60 Mrd. Dollar bereits der Bestwert seit der Finanzkrise markiert worden war. Allerdings könnte der sprunghafte Anstieg im Mai auch darauf hindeuten, dass viele Firmen die Kreditaufnahme durchziehen wollen, ehe der Markt im Sommer schwieriger wird.Jüngstes Beispiel einer privat gehaltenen Firma, die Fremdkapital aufnehmen will, um eine Ausschüttung vorzunehmen, ist Sedgwick CMS – ein Produktivitätsmanagement-Spezialist im Besitz von Stone Point Capital und Hellman & Friedman, der laut S & P Capitol IQ mehr als 1 Mrd. Dollar einsammeln will, unter anderem für eine Dividenden- Refinanzierung. Auch der Kopfhörerproduzent Beats Electronics von Rap-Produzent Dr. Dre und Interscope Geffen A & M Chairman Jimmy Iovine will immerhin 700 Mill. Dollar aufnehmen. Während Beats sich von Barclays, Citigroup und J. P. Morgan Chase unterstützen lässt, sind bei Sedgwick BAML, Barclays, Deutsche Bank und MCS Capital Markets mit an Bord. Auch der IT-Dienstleister StoneRiver, der aktuell 670 Mill. Dollar aufnehmen will, plant 260 Mill. Dollar als Dividende auszuschütten.