Fresenius ist Adelsanwärterin

Gesundheitskonzern erhöht seit 24 Jahren die Dividende - Ausschüttungsrekorde auch im MDax

Fresenius ist Adelsanwärterin

Wer seine Ausschüttung mindestens 25 Jahre in Folge erhöht hat, bekommt in den USA den Titel “Dividenden-Aristokrat” verliehen. Der Gesundheitskonzern Fresenius ist als einziges deutsches Unternehmen Adelsanwärter im kommenden Jahr. Rekordausschüttungen gibt es auch im MDax.swa Frankfurt – Es kommt nicht allein auf die Höhe an, sondern auch auf die Zuverlässigkeit. Noch schöner ist es für den Aktionär, wenn beides zusammenkommt. Die Vorreiterrolle nehmen hierzulande der Gesundheitskonzern Fresenius und dessen Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) ein. Die Muttergesellschaft hat seit 24 Jahren in Folge die Ausschüttung erhöht, während die Tochter auf 19 Jahre kommt. Sonderausschüttungen sind dabei nicht berücksichtigt.Nach einer Analyse der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der FOM Hochschule in Essen ist eine lange Kontinuität an Aufstockungen hierzulande eher die Ausnahme. Nur sieben Firmen überspringen die Hürde von zehn Erhöhungen in Serie, erläutert der Autor der Studie, Christian W. Röhl vom Institute für Strategic Finance an der FOM. In den USA wird Firmen, die mindestens ein Vierteljahrhundert kontinuierliche mehr an ihre Anteilseigner verteilen, der Adelstitel verliehen. Auf Platz 3 der Anwärter liegt Fuchs Petrolub, die seit 14 Jahren die Spendierhosen anhat. Quoten sinkenWenn auch nicht mit stetigen Aufstockungen, aber mit Stabilität können deutlich mehr Firmen punkten. 52 Unternehmen haben seit mindestens zehn Jahren die Dividende konstant gehalten, elf sogar seit einem Vierteljahrhundert oder länger. An der Spitze liegt SAP gefolgt von Münchener Rück, Henkel, Siemens und Beiersdorf. Aber auch außerhalb der Dax-Familie zeigen hier Gesellschaften Flagge, wie die Nürnberger Beteiligungs-AG, Gelsenwasser, Paul Hartmann oder Mainova.Die Ausschüttungsquoten waren mit der Gewinnverwendung des Jahres 2015 rückläufig (siehe Grafik). Für die Aktionärsvereinigung DSW bleiben zu viele Konzerne hinter ihren Möglichkeiten. “Wir werden nicht müde, immer wieder zu fordern, dass rund 50 % des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden”, unterstreicht DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Das sei natürlich kein Dogma. In der Wachstumsphase einer Gesellschaft sei selbst ein Komplettausfall der Dividende verkraftbar, wenn die Mittel für die Expansion eingesetzt werden müssten. Röhl hält es für angeraten, Polster aus guten Zeiten in weniger erfolgreichen Jahren zu nutzen. Als positives Beispiel wird der Chemiekonzern BASF genannt, der diesmal trotz Ertragsdelle die Dividende aufstockt.Im Dax dürfte die Ausschüttungssumme wegen der erwarteten Kürzung oder Nullrunde von Volkswagen leicht unter dem Vorjahreswert ankommen. Gleichwohl sei es ein guter Dividendenjahrgang. Denn VW hatte zuletzt mehr als 2 Mrd. ausgekehrt. Zudem fehlen 1,6 Mrd. Euro durch die Ausfälle bei RWE und Deutscher Bank. Immerhin 24 von 30 Unternehmen stocken auf, davon 14 im zweistelligen Prozentbereich. Der Vorschlag von VW wird am 28. April erwartet.Kräftig aufgetischt wird im MDax, wo 48 der 50 Firmen ausschütten und das Volumen um 13 % auf 7,3 Mrd. Euro klettert. Abstinenzler sind Zalando und Bilfinger. Die Top-Zahler auf dem Treppchen haben ihre Position verteidigt mit Airbus an der Spitze gefolgt von Hannover Rück und Evonik (siehe Tabelle). Der Neuzugang Steinhoff dürfte sich nach dem Börsengang in Deutschland sogleich in die Führungsriege schieben, einen offiziellen Dividendenvorschlag gibt es allerdings noch nicht. Auch die Börsenneulinge Covestro und Deutsche Pfandbriefbank schütten von Anfang an aus.Im TecDax geht den größeren Firmen etwas die Luft aus, das Ausschüttungsvolumen für 2015 steigt nur um 4 % auf 1,45 Mrd. Euro. Die Schwergewichte Telefónica Deutschland, Freenet und Drillisch heben die Dividende nicht oder nur marginal an. Telefónica, die mit 714 Mill. Euro die Hälfte des Ausschüttungsvolumens aller TecDax-Werte stemmt, greift das zweite Mal in Folge in die Substanz. Schaeffler glänztIm SDax setzt sich der Börsenneuling Schaeffler in Szene. Der Zuwachs der Ausschüttungssumme aller Werte von 22 % auf 979 Mill. Euro geht zur Hälfte auf das Konto des Zulieferers, der 83 Mill. verteilt. Nachdem Hella in den MDax aufgestiegen ist, rückt Rational im SDax auf Platz 1 mit 85 Mill. Euro. Mehr als ein Viertel der Firmen lässt seine Aktionäre indes leer ausgehen, darunter die 2015 an die Börse gegangenen Hapag-Lloyd und Scout24.