Erneute Insolvenz

Galeria Karstadt Kaufhof stellt Insolvenzantrag

Nach 2020 und 2022 ist Galeria Karstadt Kaufhof erneut in einem Insolvenzverfahren. Die kriselnde Kaufhauskette sucht nun einen neuen Eigentümer.

Galeria Karstadt Kaufhof stellt Insolvenzantrag

Galeria will sich aus Signa-Umklammerung lösen

Dritter Insolvenzantrag nach 2020 und 2022 – Warenhauskette sucht neuen Investor

sar/hek Frankfurt

Der fortschreitende Zerfall des Benko-Imperiums trifft nun auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof: Das Unternehmen muss erneut den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Nachdem sich Galeria 2020 und 2022 jeweils über eine Insolvenz in Eigenverwaltung saniert hat, durchläuft sie dieses Mal ein Regelinsolvenzverfahren, bei dem ein Verwalter das Steuer übernimmt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Stefan Denkhaus bestellt. Das Galeria-Management mit CEO Olivier van den Bossche sowie CFO und Arbeitsdirektor Guido Mager soll die erneute Restrukturierung "aktiv begleiten".

Denkhaus sucht nun einen neuen Eigentümer für die Kette. Galeria Karstadt Kaufhof habe das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 über dem Vorjahresquartal abgeschlossen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Die "zahlreichen Insolvenzen der Signa-Gruppe" hätten Galeria jedoch "massiv" geschädigt. Die Entwicklungsmöglichkeiten seien "durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen" eingeschränkt.

Galeria will sich von Signa lösen

Galeria ist rechtlich Teil der in der Schweiz angesiedelten Signa Retail Selection des österreichischen Unternehmers René Benko, die Ende November Gläubigerschutz beantragt hat. Mit diesem Vorstoß wollte die Zwischenholding sich vom Insolvenzstrudel abkoppeln, in den die österreichische Signa-Gruppe des Immobilien- und Kaufhaustycoons René Benko mittlerweile geraten ist. Seitdem steht Galeria de facto zum Verkauf.

Verwalter will keine Zerschlagung

Als potenzieller Kaufinteressent gilt die Central Group des thailändischen Unternehmers und Benko-Geschäftspartners Tos Chirathivat. Signa und Central machen bereits bei den KaDeWe-Luxuskaufhäusern und der britischen Luxuskette Selfridges gemeinsame Sache, wobei Central jeweils Hauptgesellschafter ist. Die Schweizer Handelskette Globus gehört ihnen je zur Hälfte.

Galeria sagt lediglich, es seien Gespräche mit "potenziellen Investoren", die Galeria weiterführen könnten, angelaufen. Namen nennt das Unternehmen nicht. Das Warenhausgeschäft von Galeria in deutschen Innenstädten und Einkaufsmetropolen sei "nach einem solchen Befreiungsschlag hoch attraktiv", heißt es. Verwalter Denkhaus will Galeria dabei als Ganzes erhalten und nicht im Einzelverkauf veräußern: "Eine Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens.“

Fokus auf lokale Ausrichtung

Derweil setzt sich die Implosion der strauchelnden Signa-Gruppe fort. Nach der Signa Holding Ende November rutschten auch die größte Immobilientochter Signa Prime, das Kernstück der Gruppe, und der Bauträger Signa Development kurz vor dem Jahreswechsel in die Insolvenz. Zuletzt haben die Prime-Tochter Signa Real Estate Management und die Servicegesellschaft Signa REM Beteiligung GmbH ein Konkursverfahren beantragt. Im Zuge der jüngsten Galeria-Sanierung, die im Frühjahr 2023 abgeschlossen wurde, hatte Signa eigentlich noch 200 Mill. Euro für die Sanierung der Warenhauskette zugesagt.

15.000 Beschäftigte betroffen

Aus dem Griff des Eigentümers Signa kann sich Galeria mit dem Insolvenzverfahren ein gutes Stück weit befreien. Das Verfahren bietet erweiterte Möglichkeiten, um unliebsame Verträge zu kündigen. Die vom Galeria-Management eingeschlagene Strategie einer stärkeren lokalen Ausrichtung habe sich in den vergangenen Monaten bewährt und soll fortgesetzt werden, teilte der Konzern mit.

Galeria hat seinen Warenhausbestand in den vergangenen Sanierungsrunden bereits deutlich reduziert, allein in der zweiten Insolvenz wurde das Aus für 40 Filialen beschlossen. Derzeit arbeiten etwa 15.000 Beschäftigte für das Unternehmen, die der Bundesagentur für Arbeit zufolge erneut Anspruch auf das drei Monate laufende Insolvenzgeld haben.

Für Galeria ist es der dritte Versuch eines Neustarts. Bereits der zweite Anlauf wurde von heftigen Debatten begleitet. Der Staat hat Galeria 2021 und 2022 mit insgesamt rund 680 Mill. Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds unter die Arme gegriffen, von diesen Mitteln wird aus Warenverwertungen wohl nur ein kleiner Teil zurückfließen.

Nach Daten der Restrukturierungsberatung Falkensteg waren die beiden bisherigen Galeria-Eigenverwaltungen sowohl nach Anzahl der Mitarbeiter als auch nach Umsatzvolumen betrachtet die größten Einzelhandelsinsolvenzen in Deutschland in den zurückliegenden fünf Jahren. Auf Rang drei liegt die kürzlich gestartete Eigenverwaltung von Real. Auch die Düsseldorfer Modekette Peek & Cloppenburg hat sich 2023 über ein Schutzschirmverfahren saniert. Unter den Unternehmen ab 10 Mill. Euro Umsatz gab es laut Falkensteg 2023 260 Insolvenzen, davon entfielen 22 auf Einzelhändler.


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