Touristikkonzern

Gebremste Reiselust verschreckt Tui-Aktionäre

Beim Touristikriesen Tui ist die Buchungsdynamik schwächer als noch im Dezember erwartet. Auch das umsatzstarke Veranstaltergeschäft belastet das Ergebnis.

Gebremste Reiselust verschreckt Tui-Aktionäre

Gebremste Reiselust verschreckt Tui-Aktionäre

Buchungsdynamik unter ursprünglichen Erwartungen – Veranstaltergeschäft von Umbau belastet – Operatives Ergebnis steigt

hei Frankfurt

Das hochprofitable Hotel- und Kreuzfahrtgeschäft hat sich für die Tui im ersten Geschäftsquartal als verlässliche Ergebnisstütze erwiesen. Die Sparte „Urlaubserlebnisse“, die noch den neuen Bereich Tui Musement umfasst – der ein beinahe ausgeglichenes bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erzielte – glich die Verluste des Veranstaltergeschäfts mehr als aus, so dass der Reisekonzern insgesamt einen deutlichen Sprung beim bereinigten operativen Gewinn von 51 (6) Mill. Euro zeigen kann.

Aktie verliert 10 Prozent

Die Anleger senkten dennoch den Daumen, weil die Buchungsdynamik gegenüber dem vergangenen Jahr nachgelassen hat, anders als das Tui-Management selbst noch im Dezember erwartet hatte. Das MDax-Unternehmen rechnet nun jeweils mit einem Anstieg um 2% sowohl für die gesamte Wintersaison als auch für den kommenden Sommer. Im Dezember war der Vorstand für den Winter noch von einem Plus von 4% und für die wichtige Sommersaison sogar von +7% ausgegangen. Die Tui-Aktie sackte im Xetra-Handel in der Spitze um 10% ab.

Der Touristikriese, der mit einem Fitch-Rating von „BB“ zum Vor-Pandemie-Niveau zurückgekehrt ist, bestätigte seine Jahresziele eines Umsatzanstiegs in der allerdings breiten Spanne von 5 bis 10% sowie eines um 7 bis 10% erhöhten bereinigten Ebit. Vorstandschef Sebastian Ebel sieht den Geschäftsverlauf in den an sich eher reiseschwachen Monaten Oktober bis Dezember als Bestätigung dafür, dass Tui „auf dem Weg zu weiterem Wachstum im Gesamtjahr“ sei. „Der Fahrplan ist klar: Wir beschleunigen unsere Transformation und wollen global wachsen. Dafür haben wir im vergangenen Geschäftsjahr die Weichen gestellt und werden in 2025 weiter konsequent liefern“, so Ebel. Der Konzernumsatz kletterte um 13% auf 4,9 Mrd. Euro, der den Tui-Aktionären zuzurechnende Verlust unterm Strich konnte auf 85 (-122) Mill. Euro gegenüber dem Vorjahresquartal eingedämmt werden.

Nettoverschuldung stabil

Das Veranstaltergeschäft (Märkte & Airlines) wirft allerdings einen Schatten auf das Zahlenwerk, denn die Sparte, die für 85% des Konzernumsatzes steht, hat ihre Verluste (in bereinigter Rechnung) auf 125 (-94) Mill. Euro ausgeweitet. Grund sind vor allem die schlecht laufenden Geschäfte in der Region Nord, zu der neben Skandinavien vor allem der wichtige britische Markt zählt. Dies konnte auch von „der anhaltend höheren Nachfrage ... nach dynamischen Paketen in einem wettbewerbsintensiven Umfeld“ nicht aufgefangen werden. Das Segment befindet sich der Tui zufolge im Umbau. Die Verluste seien auch die Folge höherer Investitionen für den Sommer.

Während der operative Cashflow im Konzern mit -1,74 Mrd. Euro gegenüber der Vorjahresperiode in etwa stabil blieb, sank der Adjusted Free Cashflow nach Dividenden auf -2,14 (-1,98) Mrd. Euro, weil die Investitionen hochgedreht wurden. Die Nettoverschuldung, bei der Leasingverbindlichkeiten der dickste Brocken sind, blieb mit 4,1 (4) Mrd. Euro ebenfalls stabil. Unter Analysten stießen die Quartalszahlen auf geteiltes Echo. Die Experten von UBS beließen die Aktie auf „Neutral“, während Barclays das Papier mit Underweight einstuft.

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