Gehälter der Dax-Chefs legen deutlich zu

Konzerngewinne treiben Vorstandssaläre - Auszahlung übersteigt oft gewährte Jahresvergütung - Mehr Transparenz

Gehälter der Dax-Chefs legen deutlich zu

Im Einklang mit Ergebnissteigerungen haben sich die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden im Dax 2014 deutlich nach oben geschraubt. Spitzenverdiener ist wieder VW-Chef Martin Winterkorn. Erstmals werden die Auszahlungen im Jahr sichtbar.swa Frankfurt – Die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden im Dax 30 sind 2014 im Durchschnitt spürbar gestiegen. Für die 22 Unternehmen, die bislang ihre Vergütungstabellen zeigen und deren Chefs ganzjährig an Bord waren, errechnet sich ein durchschnittliches Plus in der Direktvergütung um 12 % auf rund 5,4 Mill. Euro, heißt es bei der Unternehmensberatung HKP Group. In der Direktvergütung sind Zuführungen zur Altersversorgung nicht enthalten und aktienbasierte Bestandteile zum Wert bei Gewährung angesetzt.Mit BMW und Commerzbank, die gestern veröffentlichten, liegen bislang Angaben von 24 Firmen vor. Bei Lufthansa und Linde sind 2014 neue Chefs angetreten, so dass sie in der Statistik außen vor bleiben.Helmuth Uder, Vergütungsexperte und Geschäftsführer der Personalberatung Towers Watson, unterstreicht, dass die Managergehälter im Großen und Ganzen im Einklang mit der Ergebnisentwicklung geklettert sind. Zudem zeigten die Unternehmen mit den höchsten Betriebsergebnissen (Ebit) auch die höchsten Saläre. So liegt VW-Chef Martin Winterkorn mit 15 Mill. Euro gewährter Vergütung an der Spitze, der Wolfsburger Automobilkonzern erzielt im Dax mit 12,7 Mrd. Euro auch das höchste operative Ergebnis.Der gleiche Zusammenhang bei Daimler: Der Konzern liegt bei Vergütung und Ergebnis auf Rang 2. Für Vorstandschef Dieter Zetsche wird 2014 eine Direktvergütung von 8,4 Mill. Euro genannt, die wie das operative Ergebnis auf Vorjahreshöhe verharrte. Allerdings hat der Daimler-Chef dank Zahlungen aus virtuellen Aktien einen Barbetrag von 14,4 Mill. Euro eingestrichen. Dies war keine Eintagsfliege, hat er doch 2013 ebenfalls zweistellig 13,7 Mill. Euro kassiert (siehe Tabelle). Zetsche sorgt zudem mit einem auf 39 Mill. Euro gesprungenen Barwert für seine Pensionszusagen für Furore.Die Zuflusstabellen sollen nach einer neuen Empfehlung des Corporate Governance Kodex erstmals für 2014 gezeigt werden, woran sich bislang alle bis auf Merck und BMW halten. Die Auszahlungstabellen lassen erkennen, was aus aktienbasierten Zusagen verdient wird. Dabei können innerhalb eines Turnus Aktienoptionen aus mehreren Jahren cash-wirksam werden. So hat Martin Brudermüller, Asienvorstand und stellvertretender Vorstandschef der BASF, 2013 mit den Zuflüssen aus Optionsrechten sein Salär auf 13,5 Mill. Euro gehievt, so dass er in dem Jahr mehr verdiente als BASF-Chef Kurt Bock. Zweistellig in Cash ging auch der ausgeschiedene Linde-Chef Wolfgang Reitzle in seinem letzten vollen Amtsjahr 2013 nach Hause mit einer Auszahlung von 10,3 Mill. Euro, während in alter Darstellung für ihn 7,7 Mill. gezeigt werden. “Zeitenwende”Michael Kramarsch, Managing Partner der HKP, charakterisiert das Geschäftsjahr 2014 angesichts der neuen Transparenz als “Zeitenwende in der deutschen Vorstandsvergütung. “Ab sofort sind Fakten zu beurteilen, nicht mehr nur Vermutungen”, erklärt der Berater und betont, dass nicht nur die Zuflüsse sichtbar werden, sondern erstmals auch die jährlichen Zuführungen zur Altersversorgung, die in manchem Konzern mehr als 1 Mill. Euro betragen.Die Familienunternehmen Merck und Henkel fallen aus der Systematik einer Korrelation von Vergütung und Ergebnishöhe heraus. Die Konzernlenker beider Firmen sind auf Rang 3 und 4 der Gehälterskala, liegen aber in der absoluten Ergebnishöhe unterhalb der auf dem Treppchen folgenden Kollegen von Siemens und Allianz. Am unteren Ende des Rankings sind Infineon und das Schlusslicht K+S eingruppiert. Es gibt allerdings auch Unternehmen wie die Deutsche Lufthansa, wo die Auszahlung den gewährten Verdienst von Vorständen deutlich unterschreitet. Die neue Systematik macht sichtbar, wenn Aktienoptionen nicht ins Geld gekommen sind.In der Zusammensetzung der Vergütung dominieren laut Towers Watson langfristige variable Elemente mit einem Anteil von 39 % (siehe Grafik) – BMW ist darin noch nicht erfasst. Allerdings sind Aktienoptionen in der Quote nicht zum Ausübungspreis berücksichtigt, sondern zum Wert bei Gewährung.