swa Berlin – Steigende Festvergütungen für Top-Manager gehen nach Einschätzung von Manfred Gentz, Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, in die falsche Richtung. Der ehemalige Daimler-Finanzchef hält ein Fixum von 2 Mill. Euro, wie es einige große Konzerne inzwischen ihren Vorstandsvorsitzenden genehmigen, für einen Fehler. “Denn von den hohen Festgehältern kommt ein Unternehmen im Normalfall nicht mehr weg”, sagte Gentz im Interview der Börsen-Zeitung. Die Variabilität der Gehälter nach unten sei damit abgeschnitten.Der Vorsitzende der Kodex-Kommission, die heute und morgen auf ihrer 13. Konferenz in Berlin aktuelle Fragen der Unternehmensführung diskutiert, hält die Anreizsysteme in der Bezahlung von Führungskräften für viel zu komplex. Dass immer mehr Entlohnungskriterien in die Pakete einbezogen würden, sei aber auch auf Vorgaben des Gesetzgebers zurückzuführen. Gentz zeigte Verständnis, das mancher Vorstand sich nicht mehr in jedes Detail der eigenen Vergütungsregeln einarbeitet. “Die meisten Incentive-Systeme für Manager werden bei weitem überschätzt”, unterstrich er.Im Arbeitsethos der Führungskräfte appelliert der Kodex-Vorsitzende an traditionelle Werte: “Die Motivation eines deutschen Vorstands sollte primär in der Aufgabe liegen und in der Verantwortung, die er für sein Ressort und das Unternehmen hat.” Dies könne man mit Geld unterstützen, das Incentive dürfe aber nicht der dominierende Faktor für die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft sein. “Ich halte das für eine grobe Fehlentwicklung, die von Amerika zu uns herüberschwappt”, kritisierte er.Mit den jüngsten Kodex-Empfehlungen zur Vergütung haben die Unternehmen aus Sicht der Kommission das Rüstzeug, um für eine angemessene Bezahlung zu sorgen. Gentz sieht die Aufsichtsräte in der Pflicht, durch einen vertikalen Gehältervergleich innerhalb der Konzerne zu einem vertretbaren Urteil zu kommen, das auch für die Hauptversammlung nachvollziehbar ist.In ihrer künftigen Kodexarbeit wird sich die Kommission auch mit der Ämterhäufung in Aufsichtsräten befassen.—– Ansichtssache Seite 8- Interview Seite 11