Gestoppt vor der Wachablösung?

Im Smartphonemarkt droht Huawei Apple und Samsung den Rang abzulaufen

Gestoppt vor der Wachablösung?

Von Sebastian Schmid, FrankfurtIm vergangenen Jahr hat sich Huawei noch knapp hinter Apple und deutlicher hinter Samsung auf Rang 3 im weltweiten Smartphone-Markt einreihen müssen. Allerdings sollte es bis zur Wachablösung laut Experten nur eine Frage der Zeit sein. Während Huawei den Absatz 2018 nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Gartner um ein Drittel auf knapp 203 Millionen Geräte hochfuhr, gingen die Auslieferungen an Endkunden bei Apple und Samsung zurück. Im ersten Quartal hat sich dieser Trend laut IDC-Daten weiter fortgesetzt. Trotz einer Reihe neuer Smartphones sank der Absatz von Marktführer Samsung um 8 % auf knapp 72 Millionen Stück. Bei Apple, die keine eigenen Verkaufszahlen mehr preisgibt, sollen die Auslieferungen sogar um 30 % auf 36 Millionen Stück eingebrochen sein. Huawei legte derweil um gut die Hälfte auf 59 Millionen Stück zu. Auch andere chinesische Anbieter holen Marktanteile auf. Die Wachablösung ist also in vollem Gange. Leica als wichtiger PartnerDie Smartphones aus dem Reich der Mitte überzeugen auch in Deutschland eine wachsende Kundenschar mit fortschrittlicher Hardware zu oftmals deutlich günstigeren Preisen, als sie selbst die koreanische Konkurrenz anbieten kann. Technologisch setzt Huawei etwa seit Jahren auf eine Partnerschaft mit dem deutschen Edelkamerahersteller Leica. Bei jedem höherpreisigen Smartphone – vom Mate 20 Pro bis zum neuesten P30 Pro – weisen die Chinesen stolz mit “Co-Engineered with Leica” auf die Kooperation hin. Techniktestern zufolge weisen die Geräte der Chinesen tatsächlich eines der oder gar das derzeit beste Kamerasystem im Smartphonemarkt auf.Allerdings hat das Verkaufsargument beste Kamera in einem Mobiltelefon historisch nur dann gezogen, wenn andere Faktoren ebenfalls stimmten. So scheiterte Nokia 2012 mit dem 808 Pureview, das einen größeren Sensor als sämtliche Smartphonekameras verbaut hatte und in Verbindung mit einem Zeiss-Objektiv eine deutlich bessere Bildqualität versprach, beim Versuch, dem hauseigenen Betriebssystem Symbian neues Leben einzuhauchen. Die Anwender waren am Betriebssystem nicht interessiert und damit auch nicht an der Kamera des Pureview. Das Nachfolgemodell Lumia 1020, das im Sommer 2013 auf den Markt gebracht wurde, hatte erneut ein weit überdurchschnittliches Kameramodul und ein Carl-Zeiss-Objektiv, wurde aber aufgrund des Betriebssystems Windows Phone 8 letztlich ebenfalls nicht der erhoffte Erfolg. Einzigartige HerausforderungNach zwölf Jahren haben sich im globalen Smartphonemarkt nur zwei Betriebssysteme durchgesetzt, die beide über ein ausreichendes Applikationsangebot verfügen und rund 95 % des Marktes unter sich aufteilen: Googles Android und Apples iOS. Versuche, dieses Duopol aufzubrechen, sind bislang gescheitert. Ohne Zugang zu Android und Googles Marktplatz Play Store müsste Huawei, um relevant zu bleiben, also etwas leisten, das in der vergangenen Dekade ohne Beispiel ist.