Glasfaserausbau geht zäh voran
Einen Katalog von Maßnahmen will die Telekombranche bis zum Digitalgipfel im Oktober vorlegen, um den Ausbau Gigabit-fähiger Netze in Deutschland voranzutreiben. Es gehe um neue Verlegetechnologien, Bürokratieabbau und gezielte Fördermaßnahmen, so der Branchenverband VATM. Bisher sind hierzulande 15 Millionen Gigabit-Anschlüsse verfügbar.hei Köln – Obwohl die Versorgung mit superschnellen Internetanschlüssen von mindestens 1 Gigabit pro Sekunde in Deutschland im ersten Halbjahr um rund 10 % auf 15 Millionen Haushalte vorangekommen ist, muss die Schlagzahl aus der Sicht des Telekombranchenverbands VATM noch deutlich erhöht werden, wenn der Rückstand in Europa zeitnah aufgeholt werden soll. Präsident Martin Witt sagte im Pressegespräch auf der Branchenmesse Anga.com in Köln, man habe dem Bundesverkehrsministerium eine ganze Reihe von Vorschlägen unterbreitet, die den eigenwirtschaftlichen Ausbau von Glasfaser ankurbeln. Es gehe darum, Förderung zu optimieren, Bürokratie abzubauen und neue Verlegetechniken zuzulassen.Wie aus der vom VATM erstellten Studie hervorgeht, sind es insbesondere die Wettbewerber der Telekom, also die Kabelgesellschaften und die alternativen Netzbetreiber, die den Ausbau Gigabit-fähiger Netze vorantreiben. Sie haben demnach 94,7 % dieser Anschlüsse gebaut, die Telekom insgesamt nur 802 000. Dabei rechnet die Studie nur echte Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude oder die Wohnung (FTTB/H) mit ein, kein sogenanntes VDSL, das auf der letzten Meile aufgerüstetes Kupferkabel (Vectoring-Technik) verwendet. Von den insgesamt 15 Millionen Anschlüssen entfallen 11,2 Millionen auf Kabelanschlüsse mit der Docsis-3-Technik, d. h. hier handelt es sich streng genommen auch nicht um Glasfaser, sondern um Coax-Kabel, das allerdings ebenfalls sehr hohe Bandbreiten zulässt. MaßnahmenkatalogIndes fällt die Zahl der tatsächlich vertraglich genutzten Gigabit-Anschlüsse in Deutschland deutlich hinter die bereitgestellten zurück. Von den 15 Millionen angebundenen Haushalten ist erst ein knappes Viertel vermarktet. Christoph Clement, Geschäftsführer von Vodafone Deutschland, räumte ein, dass insbesondere die Kabelgesellschaften derzeit viel schneller ausbauen, als Kundenverträge hereinkommen. Gleichwohl sei die sogenannte Uptake-Rate bei den Anschlüssen der Wettbewerber insgesamt mit rund 34 % deutlich höher als die der Telekom mit 20 %, unterstrich Uwe Nickl, CEO von Deutsche Glasfaser, die ohnehin erst ab einer Vorvermarktung von 40 % in einem Gebiet ausbaut. Von reinen Glasfaseranschlüssen sind hierzulande 1,3 Millionen (Gesamt: 2,76 Millionen) vermarktet, Gigabit-fähige Kabelanschlüsse gibt es 8,8 Millionen, 2,4 Millionen davon sind vermarktet.Um die tatsächliche Nutzung und damit einen rentablen Ausbau von Gigabit-Netzen voranzutreiben, will die Branche bis zum Digitalgipfel im Oktober einen “detaillierten Maßnahmenkatalog” vorlegen, so Witt. Der Verband macht sich u. a. besonders für moderne Verlegetechniken wie Trenching stark, um die Kosten deutlich zu senken, was sowohl die Endkundenpreise attraktiver machen, als auch die Rentabilität für die Netzbetreiber verbessern würde. Außerdem spricht sich der VATM für Direktmarketing-Maßnahmen wie Voucher für die Endkunden aus.