Globale Aufstellung zahlt sich für Brenntag aus
ab Köln – Brenntag, der Weltmarktführer in der Chemiedistribution, profitiert von der Krise. Lieferzuverlässigkeit und Produktverfügbarkeit spielten in dem von Lieferengpässen und Sorgen um die Energiesicherheit gekennzeichneten Umfeld eine herausragende Rolle, sagte Vorstandschef Christian Kohlpaintner bei der Vorlage des Zwischenberichts. Dank der globalen Aufstellung könne Brenntag an dieser Stelle punkten.
Zwar sei die weitere Geschäftsentwicklung im Kontext der sich verschärfenden Energiekrise zu betrachten, doch verfüge der Chemiedistributeur über „zahlreiche Beschaffungsalternativen“. Die direkten Auswirkungen infolge einer möglichen Gasrationierung seien gering, indirekt sei Brenntag dennoch betroffen, wenn beispielsweise die eigenen Lieferanten ihre Produktion einschränken müssten. Brenntag spielt vor diesem Hintergrund verschiedene Szenarien durch, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
Dessen ungeachtet überwiegt bei dem Dax-Wert die Zuversicht. Die erst im Juni angehobene Prognose – avisiert ist ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 1,75 bis 1,85 Mrd. Euro – wird nun an den oberen Rand der Zielspanne verschoben. Getragen wird der Ausblick von einem satten Gewinnsprung im zweiten Quartal. Zwischen April und Juni baute der Chemiehändler das bereinigte Ebitda um gut die Hälfte auf 534 Mill. Euro aus. Das Periodenergebnis wurde mit 294 Mill. Euro sogar mehr als verdoppelt. Das „gute Momentum“ setze sich auch im dritten Quartal fort, die Orderbücher seien voll, sagte Kohlpaintner.
Obwohl das Working Capital im ersten Halbjahr um 625 Mill. Euro ausgeweitet wurde – nicht zuletzt aufgrund einer höheren Lagerhaltung – verbesserte sich der freie Cashflow um 8 %. Gemäß Prognosebericht wird im Gesamtjahr mit „einem signifikanten Anstieg“ kalkuliert.
Dass Brenntag zu den Krisenprofiteuren gehört, will Kohlpaintner so nicht stehen lassen. Die erfolgreiche operative Entwicklung, die vor allem auf organischem Wachstum fußt, sei auch auf das Transformationsprogramm zurückzuführen. Vom avisierten Einsparziel von 220 Mill. Euro auf Ebitda-Ebene seien inzwischen 90 % realisiert. Der Rest werde in der zweiten Jahreshälfte eingefahren. Damit würde „Project Brenntag“ ein Jahr früher als erwartet abgeschlossen.
Da weiterhin verschiedene Initiativen liefen, zeichnen sich für 2023 zusätzliche positive Ebitda-Beiträge ab. Diese will Brenntag im weiteren Jahresverlauf quantifizieren. Zugleich lägen die Einmalkosten für das Programm, das einen Stellenabbau um 1 300 Arbeitsplätze beinhaltet, deutlich unter dem zunächst veranschlagten Betrag von 250 Mill. Euro. Bisher seien Kosten von 77 Mill. Euro angefallen.
Brenntag | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 9 594 | 6 602 |
Operatives Ebitda | 997 | 655 |
Ebit | 814 | 364 |
Konzernüberschuss | 548 | 237 |
Free Cashflow | 206 | 191 |
Nettofinanzschulden | 2 562 | 2 070 * |
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung |