Börsengänge

Goldman Sachs erwartet zweite IPO-Welle

Weltweit und auch in Deutschland gehen die Märkte für Börsengänge und Kapitalerhöhungen auf Rekordkurs. Für den Herbst erwartet Goldman Sachs auch in Deutschland eine fortgesetzte Welle von Börsengängen.

Goldman Sachs erwartet zweite IPO-Welle

cru Frankfurt

– Auch für den Herbst steht in Deutschland ein Dutzend Börsenkandidaten mit einer Milliardenbewertung in den Startlöchern. Mit Spannung blicken Investoren darauf, ob der offene Geldhahn der Notenbanken den IPO-Boom weiter befeuert – oder ob die Einschränkung der Anleihekäufe durch Notenbanken und die Inflation als Auslöser für eine Zinserhöhung dem Ansturm auf die Börse ein Ende setzen.

Zumindest die Investmentbank Goldman Sachs gibt sich äußerst optimistisch für das Geschäft mit Börsengängen und Aktienemissionen im weiteren Jahresverlauf: „Es würde mich sehr wundern, wenn wir weniger als 10 Mrd. Euro Neuemissionsvolumen für IPOs und Kapitalerhöhungen sehen“, sagt Christoph Stanger, Chairman Equity Capital Markets in Europa bei Goldman Sachs. „Wir glauben, dass sich das Marktgeschehen mit großer Intensität fortsetzen wird. Unsere eigene Pipeline ist sehr voll – und auch die Kassen der Investoren sind voll. Doch wird man bei den Börsengängen darauf achten müssen, dass sie nach der Erstnotiz eine gute Kursentwicklung bieten.“ Im Schnitt haben die deutschen IPOs dieses Jahr bis dato um 12% gegenüber dem Ausgabepreis zugelegt.

Der Markt für Börsengänge und Kapitalerhöhungen geht 2021 auf Rekordkurs. Global hat sich das Volumen bis dato gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum laut Goldman Sachs um 34% auf 1,03 Bill. Dollar erhöht. Das ist so viel wie nie zuvor in den vergangenen 20 Jahren.

Lufthansa-Emission schwierig

Bis dato haben 2021 schon 15 deutsche Unternehmen mit einem IPO in Frankfurt addiert 11 Mrd. Euro eingesammelt – so viel wie seit dem gleichen Zeitraum des Jahres 2000 –, und die Kette der Neuemissionen reißt nicht ab.

Als größte Kapitalerhöhung wird die milliardenschwere Emission der Lufthansa erwartet, die durch die Reisebeschränkungen für US-Amerikaner schwieriger werden könnte. „Bisher gibt es aber keine roten Lichter für den Travel-Sektor. Der Markt bepreist das einfach“, sagt Stanger.

Zudem stehen die ebenfalls milliardenschweren Abspaltungen der Continental-Antriebssparte Vitesco und der Daimler-Lastwagensparte Daimler Trucks auf der Liste der Investmentbanker – wenngleich es sich dabei nur um separate Börsennotierungen ohne Kapitalerhöhungen handelt.

Aber auch die Liste der milliardenschweren „echten“ Börsenkandidaten, die frisches Geld einsammeln wollen, umfasst mindestens ein Dutzend Unternehmen. Zu den Schwergewichten, die 2021 oder 2022 an die Börse streben, zählen der Ölkonzern Wintershall Dea mit einer Bewertung von bis zu 14 Mrd. Euro, der zur Hälfte BASF gehört, sowie das Arzneimittelunternehmen Cheplapharm mit 11 Mrd. Euro und der Autoteilehändler Autodoc mit bis zu 10 Mrd. Euro. Aber auch kleinere Unternehmen mit einem Milliardenwert wie der Batteriehersteller BMZ, der Luxusuhren-Onlinehändler Chronext oder der Speziallogistiker Transoflex stehen vor dem Sprung aufs Parkett. Im September soll BMZ aus Karlstein an die Börse kommen – laut Insidern mit einer Bewertung von rund 2 Mrd. Euro und einem Emissionserlös in der Größenordnung von 500 Mill. Euro. Mit dem IPO des 1994 gegründeten Unternehmens beauftragt sind Citigroup, J.P. Morgan und Berenberg.

Nach der Beobachtung von Goldman-Sachs-Mann Stanger sind die IPOs in den vergangenen zwölf Monaten vollständig virtualisiert und die Zeiträume für die Roadshows deutlich reduziert worden. „Anstatt zwei Wochen durch die Welt zu fliegen, können sie nun alle Investoren in einer Woche vom Bildschirm aus abgreifen. Das empfinden die meisten Vorstände als angenehmer. Deshalb wird das voraussichtlich auch so bleiben.“

Für Spacs (Special Purpose Acquisition Companies), die in den USA den IPO-Markt dominieren, erwartet Stanger zumindest ein Abflauen, wenn auch keinen Abbruch der Serie. „Nur die besten Spacs gehen noch durch die Tür“, sagt Stanger. 430 bereits börsennotierte Spacs seien mit einem Volumen von 130 Mrd. Dollar auf der Suche nach Akquisitionszielen. In Deutschland gibt es drei Spacs, und es wird eine kleine Zahl weiterer Spac-IPOs erwartet.

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