Großaktionär erwägt Übernahmeangebot für Salzgitter
Großaktionär erwägt Offerte für Salzgitter
Stahlkonzern informiert über Vorstoß von Günter Papenburg und TSR Recycling − Aktie schnellt um 37 Prozent hoch
Die Salzgitter AG sieht sich mit einer möglichen Übernahmeofferte durch ihren Großaktionär Günter Papenburg zusammen mit dem Metallrecycler TSR Recycling konfrontiert. Der 2024 stark gefallenen Aktie des zweitgrößten deutschen Stahlkonzerns gibt die Ankündigung kräftigen Auftrieb. Ein Übernahmepreis steht aber aus.
ste Hamburg
Der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern Salzgitter muss sich möglicherweise auf ein Übernahmeangebot seines größten Aktionärs Günter Papenburg einstellen. Die GP Günter Papenburg Aktiengesellschaft habe Salzgitter mitgeteilt, dass sie erwäge, zusammen mit der TSR Recycling GmbH & Co. KG den Salzgitter-Aktionären ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot zu machen, gab der Stahlhersteller am Donnerstagabend in einer Adhoc-Mitteilung bekannt.
Bedingung für Offerte
Eine Bedingung für die mögliche Offerte sei, dass das Konsortium bis zum Ablauf der Annahmefrist einschließlich der bereits von Günter Papenburg gehaltenen Anteile mindestens 45% plus eine Aktie erreiche. Salzgitter-Angaben kommt der langjährige Aktionär Günter Papenburg im Anschluss an Zuäufe nach der diesjährigen Hauptversammlung Ende Mai auf mehr als 27% der Anteile. Die 30-%-Schwelle würde gemäß Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz die Abgabe eines Pflichtangebots erfordern.
Die nach dem Gründer Günter Papenburg benannte Unternehmensgruppe aus Hannover ist mit 4.000 Beschäftigten in den Bereichen Bau, Rohstoffe und Spedition, Baumaschinen und Entsorgung tätig. Inzwischen ist sie vor dem mit 26,5% beteiligten Land Niedersachsen größter Einzelaktionär und gilt als großer Abnehmer der Salzgitter-Schlacke.
Der Partner im möglichen Bieterkonsortium, TSR Recycling, ist Teil der ebenfalls in Lünen ansässigen Remondis, einem der weltweit größten Dienstleister für Recycling, Service und Wasser. Remondis gehört zur Familienholding Rethmann, die mit 96.000 Beschäftigten auf einen Umsatz von rund 23 Mrd. Euro kommt.
Bislang kein Preis
Über eine mögliche Höhe des Angebotspreises sei man noch nicht informiert worden, so Salzgitter weiter. Sollte ein Übernahmeangebot vorliegen, würden sich Vorstand und Aufsichtsrat dazu äußern. Der Salzgitter-Aktie, deren Kurs sich zuvor seit Jahresanfang halbiert hatte, gab die für den Stahlkonzern offenbar überraschende Ankündigung starken Auftrieb. Das Papier legte am Dienstag in der Spitze um 37% auf 19 Euro zu, die Salzgitter-Marktkapitalisierung erhöhte sich damit auf über 1,1 Mrd. Euro.
Die Schweizer Großbank UBS, die bei Salzgitter aktuell eine neutrale Anlagebeurteilung und ein Kursziel von 17 Euro angibt, erklärte, dass eine signifikante Prämie in einer Übernahmeofferte nicht überraschend wäre.
Niedersachsen prüft
Der Ankeraktionär Niedersachsen äußerte sich auf Anfrage zurückhaltend. Die Landesregierung prüfe die beabsichtigte Übernahme der wirtschaftlichen Kontrolle über die Salzgitter AG durch die GP Günter Papenburg Aktiengesellschaft und die TSR Recycling GmbH & Co. KG sowie die damit verbundenen rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen sehr gründlich, teilte ein Sprecher des Finanzministeriums mit. Dabei werde man insbesondere die Belange der Beschäftigten berücksichtigen. „Eine inhaltliche Positionierung wird erst nach Abschluss der Prüfung möglich sein.“ Mit Blick auf das mehrjährige und teure Transformationsprojekt Salcos fügte der Sprecher hinzu, man sei „von der Richtungsentscheidung der Salzgitter AG hin zu grünem Stahl nach wie vor fest überzeugt“ und wolle das Unternehmen auf diesem zukunftsorientierten Weg „weiter konstruktiv begleiten“.