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Großaktionäre versilbern Aktienpakete wie noch nie

Konzerne und Investoren nutzen die hohen Aktienkurse zu Gewinnmitnahmen. Die Platzierungen von Aktienpaketen per beschleunigtem Bookbuilding erreichen Rekordniveau. Dabei dominieren strategische Verkäufe.

Großaktionäre versilbern Aktienpakete wie noch nie

Mehr Aktienpakete versilbert denn je

J.P. Morgan verzeichnet Rekordwert bei Platzierungen von Hauptanteilseignern

cru Frankfurt

Konzerne, Milliardärsfamilien und Finanzinvestoren haben die hohen Aktienkurse in den vergangenen zwei Monaten ausgiebig genutzt, um an der Börse Kasse zu machen oder Beteiligungen zu entflechten. Die Platzierungen von Aktienpaketen per beschleunigtem Bookbuilding erreichen einen Rekordwert. „Großaktionäre haben in diesem Jahr bis dato weltweit so umfangreich Aktienpakte platziert wie noch nie zuvor", sagt Thorsten Zahn, Leiter der Abteilung Equity Capital Markets von J.P. Morgan in Frankfurt. „Damit hat sich die schon 2024 rasante Entwicklung noch einmal beschleunigt. Bisher wurden Aktienpakete im Gesamtwert von 44 Mrd. Dollar an der Börse versilbert. Dazu gehören auch eine Reihe von seit langem gehaltenen, strategischen Beteiligungen.“

Beispiele sind der Anteilsverkauf der Japan Post an der Japan Post Bank (4,2 Mrd. Dollar) oder der Teilausstieg der Familie Agnelli bei Ferrari (3,1 Mrd. Dollar) und der Familie Reimann beim US-Konzern Keurig Dr. Pepper (2,8 Mrd. Dollar). Die Sandoz-Stiftung trennte sich von Novartis-Aktien, und EQT ging beim belgischen Chemiehändler Azelis raus, ebenso wie Siemens bei Healthineers oder CVC bei der Mailänder Pharmafirma Recordati. „Trotz aller Widrigkeiten sind die Kurse auf breiter Front gestiegen", sagt Zahn. "So lohnt es sich Gewinne mitzunehmen. Zudem war die Kursentwicklung nach der Transaktion meist weiterhin sehr gut. Das hat dazu eingeladen nachzuahmen.“ Wenngleich sich die Stimmung jüngst leicht eingetrübt hat, wurde manchmal mit Abschlägen von weniger als 5% auf den letzten Kurs platziert.

Schnelles Bookbuilding

Das Bookbuilding wird meist nach Börsenschluss angekündigt und binnen drei Stunden durchgezogen. Meist handelt es sich um 50 bis 100 Adressen, die kaufen, darunter auch schnell entscheidende Hedgefonds. „Je größer das Aktienpaket im Verhältnis zur Marktkapitalisierung und zur Liquidität des Titels ist, desto höher fällt der Abschlag auf den Kurs aus“, sagt Zahn. "Bei ungefähr der Hälfte der Deals gibt es auch ein vertrauliches Pre-Marketing. Damit gibt man großen institutionellen Investoren, die Gelegenheit vorab zu prüfen, ob sie interessiert sind.“