Unternehmensanleihen

Großindustrie refinanziert im Eiltempo

Die deutsche Großindustrie nutzt die Gunst der Stunde und sichert ihren Finanzbedarf für das laufende Jahr sehr frühzeitig ab. So billig wie vor wenigen Jahren ist Fremdkapital aber längst nicht mehr.

Großindustrie refinanziert im Eiltempo

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Evonik und Eon platzieren Anleihen – Rückgriff auf Green Bonds

ab Köln

Das neue Jahr ist noch keine zwei Wochen alt und schon starten die Unternehmen mit der Absicherung ihrer Finanzierungsbedarfe durch. Am Mittwoch begab der Chemiekonzern Evonik einen grünen Bond im Volumen von 500 Mill. Euro, am Donnerstag folgte Eon mit der Emission von Bonds im Volumen von 1,75 Mrd. Euro. Beide Emissionen trafen auf gute Nachfrage. Bei dem Energieversorger kam ein kombiniertes Orderbuch von 4,3 Mrd. Euro zusammen. Evonik spricht ebenfalls von einer „signifikanten“ Überzeichnung.

Es ist der dritte grüne Bond, den Evonik begeben hat. Global Coordinator der Transaktion war J.P. Morgan, die zusammen mit Citi, Helaba, HSBC und Société Générale auch als Joint Bookrunner fungierte. Mit dem Emissionserlös wird ein im September auslaufendes, konventionelles Papier im gleichen Volumen abgelöst. Der Green Bond hat eine Laufzeit von fünf Jahren und ist mit einem Kupon von 3,25% ausgestattet. Allerdings muss Evonik im Vergleich zu früheren Anleihen nun tiefer in die Tasche greifen, das ist vor allem der Zinswende geschuldet. Zum Vergleich: Das im September 2025 auslaufende Papier, das 2020 begeben wurde, trug einen Kupon von 0,625%.

Evonik schon am Ziel

Dessen ungeachtet hat Evonik mit der Emission den gesamten Bond-Refinanzierungsbedarf für dieses Jahr gedeckt. Mit dem erneuten Zugriff auf eine zweckgebundene Anleihe wollen die Essener ihr Bekenntnis in Sachen grünen Transformation untermauern. Das Gros des Emissionserlöses will Evonik nach den Angaben zum Ausbau des Portfolios an Produkten und Lösungen mit überragendem Nachhaltigkeitsprofil (Next Generation Solutions). Nach früheren Angaben will Evonik den Umsatzanteil dieser Produkte bis 2030 auf 50% ausbauen.

Eon sammelte am Bondmarkt 1,75 Mrd. Euro ein. Dabei entfiel das Gros mit 900 Mill. Euro ebenfalls auf einen Green Bond mit Fälligkeit 2040, der jährlich mit 4% verzinst wird. Die konventionelle Anleihe, die zur Finanzierung allgemeiner Unternehmenszwecke dient, wird im April 2033 fällig und trägt einen Kupon von 3,5%. Auch das ist mehr als in der Vergangenheit. Als aktive Bookrunner fungierten BofA, Deutsche Bank, MUFG und NatWest. Da Eon 2024 schon vorfinanzierte, ist mit der jüngsten Transaktion das Gros des 2025er Bedarfs abgesichert.

Nachhaltige Finanzierung bleibt

Während Evonik Ende 2023 Anleihen im Volumen von knapp 3 Mrd. Euro ausstehen hatte, spielt Eon mit einem ausstehenden Bondvolumen von fast 30 Mrd. Euro in einer völlig anderen Liga. Ungeachtet der jüngsten Investorenbewegung in den USA, ESG-Themen weniger Gewicht beizumessen, halten europäische Unternehmen fürs Erste an nachhaltigen Finanzierungsinstrumenten fest. „Wir sehen diese Entwicklung in den für uns relevanten europäischen Kapitalmärkten nicht“, heißt es bei Eon. Ziel sei es, mehr als die Hälfte des Refinanzierungsbedarfs über grüne Anleihen zu decken. Inklusive der neuen grünen Anleihe hat Eon aktuell ein Volumen an Green Bonds von 13,1 Mrd. Euro ausstehen.

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