Gutachten weckt Hoffnung für Meyer Werft
Hoffnungszeichen
für Meyer Werft
dpa-afx Papenburg
Die um ihre Existenz kämpfende Papenburger Meyer Werft kann und sollte einem Gutachten zufolge saniert werden. Sie sei demnach grundsätzlich sanierungsfähig und sanierungswürdig, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums in Hannover. Der Bericht eines externen Gutachters ist sowohl für die Vergabe von Bankkrediten erforderlich als auch für eine Bewilligung von Bürgschaften des Landes und des Bundes.
Die Werft wollte sich zunächst nicht zu dem Gutachten äußern. „Wir wollen zuerst die Belegschaft informieren“, sagte ein Sprecher. Wahrscheinlich werde man am Montag Stellung nehmen. Das Unternehmen muss zur Finanzierung von Schiffsneubauten bis Ende 2027 mehr als 2,7 Mrd. Euro aufbringen. In dieser Summe ist nach früheren Angaben von Sanierer Ralf Schmitz auch die Erhöhung des Eigenkapitals um 400 Mill. Euro enthalten, die von den Banken verlangt wird.
Ziel: In drei Jahren wettbewerbsfähig sein
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies sprach von einem zentralen Punkt für den weiteren Weg. Das Gutachten attestiere der Werft eine starke Auftragslage und eine starke Kundenstruktur. Die Produkte des Unternehmens bedienten einen schnell wachsenden Markt und seien sehr begehrt. „Das Ziel lautet, die Werft in den nächsten drei Jahren wieder wettbewerbsfähig am Markt zu machen. Dieses Gutachten liefert die Grundlage dafür“, sagte der SPD-Politiker.
Das Gutachten sei eine zentrale Grundlage für die Unterstützung der Werft durch das Land, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Sebastian Lechner: „Auf Basis des Sanierungskonzepts können Land und Bund die notwendige staatliche Hilfe gewähren, um zeitlich begrenzt das Eigenkapital zu stärken und die Vorfinanzierung der anstehenden Aufträge mit Bürgschaften abzusichern.“
Nachwirkungen der Corona-Pandemie
Anfang Juli einigte sich die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat und der IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept. 340 der mehr als 3.000 Stellen sollen demnach abgebaut werden. Es sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat geschaffen und der Unternehmenssitz wieder von Luxemburg nach Deutschland verlegt werden. Die für Kreuzfahrtschiffe bekannte Werft steckt in der schwersten Krise ihrer mehr als 200-jährigen Existenz. Sie hat Aufträge bis 2028.
Allerdings waren die Verträge für die Kreuzfahrtschiffe zum Teil vor der Corona-Pandemie abgeschlossen worden. Wegen des zwischenzeitlichen Einbruchs des Tourismusmarktes waren die Aufträge in Absprache mit den Reedereien zeitlich gestreckt worden. Sie sehen aber keine Anpassung an die drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine vor. Die Werft bekommt rund 80% des Kaufpreises erst bei der Ablieferung und muss den Bau mit Krediten zwischenfinanzieren.