Gute Noten für MDax-Aufsichtsräte

Studie: Internationaler und agiler als im Dax - Frauenquote nimmt erstmals 30-Prozent-Hürde

Gute Noten für MDax-Aufsichtsräte

ab Düsseldorf – Die Aufsichtsräte im MDax sind internationaler, agiler und günstiger als im Dax. Zu diesem Ergebnis kommt die Personalberatung Russel Reynolds in ihrer Analyse zur Zusammensetzung der Kontrollgremien im Index der mittelschweren Unternehmen. Gerade was die Diversität der Aufsichtsgremien anbelangt, haben die 60 Unternehmen des MDax einen großen Sprung nach vorn gemacht und den Dax an dieser Stelle teilweise sogar überholt, heißt es.Nach der Studie liegt die Quote der nicht deutschsprachigen AR-Mitglieder im MDax bei 27 %, während es im Dax nur 20 % sind. Mit einer Frauenquote von 30,6 % haben die Unternehmen auch erstmals auf der Kapitalseite die gesetzlich vorgeschriebene 30-Prozent-Hürde genommen, inklusive der Arbeitnehmerseite beläuft sich die Quote sogar auf 32 %.Zwar habe der Dax in seiner Gesamtheit die vorgeschriebene Schwelle schon vor zwei Jahren erreicht. Der MDax habe jedoch deutlich schneller aufgeholt, belief sich die Frauenquote vor sechs Jahren doch erst auf 14 %. Zudem liege die Frauenquote bei den in diesem Jahr neu gewählten Aufsichtsratsmitgliedern mit 33 % deutlich über der Quote im Dax (22 %). Erheblichen Nachholbedarf beim Frauenanteil gebe es aber – vergleichbar dem Dax – auf Vorstandsebene. So haben 40 der 60 MDax-Firmen noch immer einen rein männlichen Vorstand, im Dax sind es sieben der 30 Unternehmen. Mit einem Frauenanteil auf der höchsten Managementebene von mehr als 30 % warten Kion, TAG, Puma und Aareal Bank auf.”Der MDax steht oft im Schatten des großen Bruders Dax. Doch mittlerweile ist der MDax zum Teil agiler und dynamischer als der Dax. Veränderungen verlaufen schneller”, fasst Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen CEO-&-Board-Praxisgruppe bei Russell Reynolds und Mitautor der Studie, zusammen. Springer zahlt am meistenMehr Tempo vorgelegt haben die MDax-Firmen vor allem beim Blick auf die Anreicherung des Aufsichtsrats mit Digitalkompetenz. Gemäß der Studie ist der Anteil der Digitalexperten in den vergangenen beiden Jahren um 74 % und damit schneller als im Dax gestiegen. Ein Grund dafür seien allerdings auch die Änderungen in der Indexzusammensetzung zugunsten von Unternehmen aus der “New Economy” sowie dem Pharma-, Medizin- und Biotechnologiesektor. Inzwischen verfügten 43 % der Unternehmen über Digitalkompetenz im Aufsichtsgremium, 20 % hätten gar zwei oder mehr Digitalisierungsexperten an Bord. Allerdings sei der Anteil der Unternehmen, die über keinerlei Digitalisierungsexperten verfügten, mit 57 % noch immer höher als im Dax.Die strenge Auslegung der neuen Vorgaben des Deutschen Corporate Governance Kodex hätte jedoch spürbare Auswirkungen. So gelten 47 Aktionärsvertreter aufgrund ihrer langjährigen Gremienzugehörigkeit nicht mehr als unabhängig. Weitere 72 Mandatsträger, entsprechend 18 %, wären nach der neuen Definition “overboarding-gefährdet”.Trotz der Aufholjagd der MDax-Firmen bei der Zusammensetzung der Aufsichtsgremien arbeiteten die MDax-Kontrolleure wesentlich günstiger als ihre Kollegen im Dax. Zum einen kämen die Aufsichtsräte im MDax mit weniger Personal aus, zum anderen belaufe sich die durchschnittliche Jahresvergütung im MDax auf 100 000 Euro, das sei fast die Hälfte der durchschnittlichen AR-Vergütung im Dax. Die höchste durchschnittliche Vergütung zahlt Axel Springer mit 300 000 Euro, die niedrigste Telefónica Deutschland mit weniger als 25 000 Euro. Nicht wesentlich anders als im Dax ist dagegen das Gehaltsgefälle zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Die Vorstandsvorsitzenden der MDax-Unternehmen verdienten etwa 13 Mal mehr als ihre AR-Chefs.Bei einer an Schulnoten orientierten Durchschnittsbewertung der Aufsichtsratszusammensetzung vergibt Russell Reynolds für 2019 die Gesamtnote von 2,3. Ein Jahr davor hatte die Gesamtnote noch bei 2,4 gelegen. Den Spitzenplatz mit der Note 1,4 teilen sich Evonik, Metro und Telefónica Deutschland. Vier neue MDax-Mitglieder schafften es auf Anhieb unter die Top 10. Am schwächsten schneiden Carl Zeiss Meditec mit der Note 3,1, Aroundtown mit 3,3 und United Internet mit 3,4 ab.