Handel bleibt auf Rabatt-Droge
ab Düsseldorf – Trotz der uneingeschränkt guten Geschäftslage und -aussichten im deutschen Einzelhandel ist ein Ende der ausufernden Rabattschlachten nicht in Sicht. Mit Preisnachlässen von durchschnittlich 25 % wollen Deutschlands Krämer ihre Lager im Sommerschlussverkauf räumen, wie aus einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. Zugleich erklären die Händler – befragt wurden 120 leitende Manager führender deutscher Handelsunternehmen -, künftig noch häufiger zum Rotstift greifen zu wollen.16 % der Befragten gaben an, künftig noch mehr Rabattaktionen zu fahren, ihnen gegenüber stehen nur 11 %, die seltener Preisnachlässe gewähren wollen. Schon heute führt ein Drittel der Händler jährlich sechs oder mehr Rabattaktionen durch, vor einem Jahr waren es erst 27 %, geht aus der Befragung hervor. Zwar hält Thomas Harms, der bei EY den Bereich Consumer Products & Retail leitet, Rabattaktionen zum Abbau hoher Lagerbestände für sinnvoll und glaubt auch, dass sich mit gezielten Aktionen die Kundenbindung erhöhen lässt.Von einem klugen Einsatz des Rabattinstruments machen nach seiner Wahrnehmung aber noch viel zu wenige Händler Gebrauch. So beschränkten beispielsweise nur 35 % der Befragten die Preisnachlässe auf einen ausgewählten Kundenkreis wie beispielsweise die Besitzer von Kundenkarten.Zudem weist Harms darauf hin, dass es die Handelsunternehmen angesichts der günstigen Rahmenbedingungen derzeit gar nicht nötig hätten, den Absatz über Preismaßnahmen anzukurbeln. Nicht nur, weil 43 (i.V. 36) % der Befragten die aktuelle Geschäftslage als gut bewerten und 18 (24) % als eher gut, auch die Perspektiven seien günstig. So gehen 51 (48) % der Händler für die kommenden sechs Monate von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage aus, nur 9 (8) % rechnen mit einer Verschlechterung. Diese Einschätzung wird von den Erwartungen hinsichtlich der Konsumstimmung untermauert. So wird die aktuelle Konsumbereitschaft der Verbraucher von 34 % der Befragten als hoch bezeichnet, der höchste Wert seit 2013. Umgekehrt fürchten nur 11 (15) % eine Stimmungseintrübung. Stabiles Umfeld”Die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland ist nach wie vor gut – die Arbeitslosigkeit niedrig, die Einkommen steigen, niedrige Energiekosten entlasten die Haushaltskassen”, resümiert Harms. Selbst der Stimmungskiller Brexit bereitet den Einzelhandelsfirmen kein Kopfzerbrechen, wurde die Umfrage doch erst nach der Abstimmung in Großbritannien durchgeführt.Auch Harms glaubt, dass sich die Auswirkungen auf die Stimmung der deutschen Verbraucher zumindest vorerst in Grenzen halten. Zwar sei nicht auszuschließen, dass einige Unternehmen aufgrund der Unsicherheit Investitionen und Neueinstellungen hinauszögerten. “Bis diese Effekte aber auch für die Verbraucher spürbar werden, werden noch etliche Monate vergehen.” Erst wenn sich die konjunkturelle Lage in Deutschland und Europa beispielsweise aufgrund rückläufiger Exporte verschlechtere, werde das auch auf das hiesige Konsumklima durchschlagen, sagt Harms.