Handel nutzt Digitalisierung zu wenig

Bitkom-Umfrage zeigt, dass sich drei Viertel der Händler als Nachzügler sehen

Handel nutzt Digitalisierung zu wenig

ge Berlin – Die Einsicht ist durchaus vorhanden: Mehr als drei Viertel aller Händler sehen sich als Nachzügler bei der Digitalisierung, ergab eine Umfrage des Hightech-Verbands Bitkom unter stationär und online tätigen Einzel- und Großhändlern. Zugleich sagen zwar zwei Drittel der Befragten, dass sie die Digitalisierung als Chance begreifen – aber gut jeder Vierte sieht sie als Gefahr. Doch trotz Einsicht, dringend etwas tun zu müssen, investiert die Hälfte aller Händler nicht mehr in die Digitalisierung als im Jahr zuvor, fast jeder Fünfte streicht das Budget sogar zusammen. Die Diskrepanz zwischen sich als Nachzügler zu fühlen und dennoch wenig dagegenzusetzen, erstaunt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder – “die Praxis bleibt weit hinter der Theorie zurück”, sagte er bei der Erläuterung der Handelsumfrage.Nicht weniger erstaunt zeigte sich der Bitkom-Experte, dass die Digitalisierung – und nicht die teuren Mieten – das größte Problem für stationäre Händler ist. Auch dass zwei Drittel die neue Technik als Chance erkennen, tröstet Rohleder nicht, zeigten doch vergleichbare Umfragen in anderen Wirtschaftsbranchen, dass dort bis zu 90 % die neuen Chancen beim Schopfe greifen wollten. Handel braucht RelaunchUngewöhnlich findet der Bitkom-Geschäftsführer zudem, dass fast zwei Drittel der stationären Händler eine eigene – komplizierte und damit teure – Website pflegen, aber nur ein Bruchteil davon über soziale Netzwerke oder Online-Verkaufsplattformen ihren Absatz ankurbeln wollen. Unter dem Strich sind reichlich 60 % der Befragten der Überzeugung, der stationäre Handel in den Innenstädten müsse sich neu erfinden – “er braucht einen Relaunch”, konstatiert Rohleder.Welchen bedeutenden Anteil das Online-Geschäft inzwischen erobert hat, zeigt die Auflistung, nach der immerhin gut jeder zehnte Händler mehr als die Hälfte seines 2016er Umsatzes über das Internet erlöste. Mehr als jeder Vierte realisierte 30 bis 50 % seiner Umsätze per Mausklick, bei gut 40 % sind es zumindest 10 bis 30 %.Von allen befragten Händlern verkauft gut jeder Vierte seine Waren nur im Geschäft. 5 % seien nur im Netz aktiv, während inzwischen zwei Drittel sowohl stationär als auch online unterwegs seien. Bei diesen unterscheidet sich bei der übergroßen Mehrheit das analoge Angebot nicht vom digitalen, ergab die Umfrage weiter. Gibt es Unterschiede – wie bei jedem vierten Händler -, dann sind hier oftmals die Online-Angebote günstiger als die stationären – bei einer allerdings nicht selten kleineren Auswahl.—– Wertberichtigt Seite 6