Handelskonflikte belasten Luftverkehr
Das schwächelnde Wachstum und die Eintrübung des weltweiten Handels haben das Geschäft von Airlines in diesem Jahr erschwert. Der Luftfahrtverband IATA geht jedoch davon aus, dass die Branche weltweit 2020 wieder mehr verdienen wird, allerdings sind nicht alle Regionen rentabel.wü Genf – Die Luftverkehrsindustrie bekommt die weltweiten Handelskonflikte stärker zu spüren als zunächst angenommen. Der Luftfahrtverband IATA (International Air Transport Association) hat deshalb seine Gewinnprognosen für das laufende Jahr erneut gesenkt. Er erwartet, dass Fluggesellschaften 2019 weltweit auf ein Nettoergebnis von 25,9 Mrd. Dollar kommen werden. Vor einem Jahr war er noch von 35,5 Mrd. Dollar ausgegangen, bevor er die Prognose im Juni auf 28 Mrd. Dollar senkte. Schuld daran sind die Wachstumsabschwächung und die deutlich schwächer als erwartet ausgefallene Entwicklung des Handels, die die Nachfrage im Passagier- und vor allem im Frachtverkehr haben einbrechen lassen. Der Frachtverkehr habe mit einem Einbruch um rund 5 % am schlechtesten seit der Finanzkrise 2008/09 abgeschnitten, sagt IATA-Chefökonom Brian Pearce.Die Abschwächung des weltweiten Handels dürfte nun aber die Talsohle durchschreiten. Entsprechend blickt der Branchenverband, der 290 Airlines vertritt, wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Für 2020 erwartet er einen Anstieg des Nettogewinns der weltweiten Fluggesellschaften auf 29,3 Mrd. Dollar. Diese Prognose beruht auf der Annahme, dass das weltweite Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr 2,7 % betragen und der globale Handel wieder um 3,3 % steigen wird, nachdem er in diesem Jahr um gerade mal 0,9 % zulegte. Sinkender Ölpreis erwartetDer Ölpreis wiederum dürfte weiter sinken, meint die IATA. Nach durchschnittlich 65 Dollar pro Barrel in diesem Jahr dürfte er 2020 im Schnitt 63 Dollar betragen. Die Kerosinpreise dürften von 77 Dollar je Barrel auf 75,60 Dollar zurückgehen. Entsprechend dürften sich die Treibstoffkosten der Fluggesellschaften von 188 Mrd. Dollar auf 182 Mrd. Dollar verringern, erwartet der Luftverkehrsverband. Damit dürften sie statt 23,7 % der Ausgaben wie in diesem Jahr 22,1 % ausmachen.”Die große Frage für 2020 ist, wie sich die Kapazität entwickeln wird, vor allem wenn der mit einem Flugverbot belegte 737 Max wie erwartet den Dienst wieder aufnehmen wird und seine verzögerten Auslieferungen kommen”, sagt IATA-Chef Alexandre de Juniac. Die Experten des Branchenverbandes gehen davon aus, dass im nächsten Jahr über 2 206 Flugzeuge an Airlines ausgeliefert werden, so dass sich die Flotte auf mehr als 31 000 Jets erhöhen wird und rund 4,7 Millionen Sitzplätze verfügbar sein werden.Der Auslastungsfaktor im Passagiergeschäft dürfte sich dann von 82,4 % in diesem Jahr auf 82 % verringern, der im Frachtgeschäft von 46,7 % auf 46,3 %. Die Passagierkapazität dagegen dürfte 2020 laut IATA von 3,5 % auf 4,7 % steigen. Dadurch dürfte der Druck auf die Renditen anhalten. Sie dürften sich um 1,5 % verringern, nachdem sie in diesem Jahr um 3 % gefallen sein dürften. Das Passagieraufkommen dürfte jedoch 2020 ähnlich wie 2019 um 4,1% steigen. Die Passagiererlöse dürften um 2,5 % auf 581 Mrd. Dollar zulegen, Nebeneinkünfte ausgenommen. Insgesamt dürfte der Umsatz der Fluggesellschaften von 838 Mrd. Dollar auf 872 Mrd. Dollar steigen.Die Airlines werden jedoch nicht in allen Regionen gleich gut abschneiden. Nordamerika und Europa dürften weiterhin gute Werte für Investoren schaffen. So dürften nordamerikanische Fluggesellschaften mit einem Nettoergebnis von 16,5 Mrd. Dollar weltweit weiterhin die größten Gewinnbringer bleiben. Allerdings dürfte ihr Ergebnis leicht schrumpfen, da sie laut den Prognosen der IATA in diesem Jahr unter dem Strich 16,9 Mrd. Dollar verdienen dürften. Europäische Airlines dagegen dürften ihr Nettoergebnis im nächsten Jahr von zuletzt 6,2 Mrd. Dollar auf 7,9 Mrd. Dollar verbessern, da die Ausweitung der Kapazitäten stark beschnitten wurde und die Treibstoffkosten relativ niedrig bleiben dürften, erwartet der Branchenverband. Mit einem erwarteten Anstieg des Passagierverkehrs um 7,5 % dürfte Europa in diesem Jahr der am zweitstärksten wachsende Markt nach China sein. Das Wachstum in Europa werde jedoch fast ausschließlich von den osteuropäischen Märkten getrieben, sagt IATA-Chefökonom Brian Pearce. Dagegen lege der Passagierverkehr in den reiferen westeuropäischen Märkten rund 3 % wesentlich schwächer zu.Asiatische Fluggesellschaften dürften ihren Nettogewinn im nächsten Jahr laut den IATA-Prognosen von 4,9 Mrd. Dollar auf 6 Mrd. Dollar verbessern. Sie haben die Handelsspannungen und den damit verbundenen Rückgang des Frachtverkehrs in diesem Jahr am stärksten zu spüren bekommen. Südamerikanische Airlines wiederum dürften in die schwarzen Zahlen zurückkehren und nach einem Nettoverlust von 400 Mill. Dollar unter dem Strich 100 Mill. Dollar verdienen. Dagegen dürften Fluggesellschaften aus dem Mittleren Osten und Afrika auch im nächsten Jahr wieder Verluste einfliegen. Im Mittleren Osten dürften sich die Nettoverluste von 1,5 Mrd. Dollar in diesem Jahr auf 1 Mrd. Dollar verringern, während die Nettoverluste in Afrika mit 200 Mill. Dollar unverändert ausfallen dürften.