Handelsverband malt schwarz

Branche verliert im Nonfood 2020 mehr als ein Fünftel an Umsatz - Bis zu 10 000 Insolvenzen denkbar

Handelsverband malt schwarz

Die Covid-19-Pandemie hat den deutschen Einzelhandel in eine tiefe Krise gestürzt. Insbesondere den Nonfood-Handel hat der Lockdown schwer getroffen. In diesem Handelssegment erwartet der Branchenverband HDE im Gesamtjahr einen Umsatzrückgang um 22 % und zahlreiche Firmenpleiten. ab Düsseldorf – Die Coronakrise versetzt dem deutschen Einzelhandel einen schweren Schlag. Insbesondere die Unternehmen im Nonfood-Handel sehen sich bis heute mit massiven Umsatzausfällen konfrontiert, wie Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), vor der Presse ausführte. Im Gesamtjahr könnte sich der Umsatzausfall jenseits des Lebensmittelhandels in der Branche auf 40 Mrd. Euro summieren, das wäre ein Rückgang um 22 %. Voraussetzung dafür sei, dass eine zweite Infektionswelle ausbleibe, die Kurzarbeit massiven Arbeitsplatzabbau verhindere und in den Innenstädten eine gewisse Grundfrequenz gesichert bleibe.Die dramatischen Umsatzrückgänge könnten im Herbst zudem eine Insolvenzwelle nach sich ziehen. “Im Bereich Nichtlebensmittelhandel halten wir (in diesem Jahr) 10 000 Insolvenzen für möglich”, sagte Genth. Insgesamt könnten im Gefolge der Pandemie gut 50 000 Geschäfte vor dem Aus stehen.Für den Einzelhandel inklusive Lebensmitteln kalkuliert der HDE im Gesamtjahr mit einem Umsatzminus gegenüber dem Vorjahr von 4 %. 2020 dürfte sich somit als das Jahr mit dem stärksten Rückgang in der Geschichte des Einzelhandels seit dem Zweiten Weltkrieg entpuppen.Wenig Hoffnung macht Genth zudem auf eine rasche Rückkehr zur Normalität. “Frühestens 2022 dürfte der Handel wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen”, glaubt Genth. Grund dafür sei auch, dass sich das Einkaufsverhalten signifikant verändert hat. “Die Kunden kommen nicht in der gewohnten Zahl, die Umsätze sinken dementsprechend weit unter Normalniveau”, führte Genth aus.Das lässt sich nicht nur an der Umsatzentwicklung in einzelnen Produktgruppen ablesen, sondern auch an der Art des Einkaufs. So gingen die Konsumenten seit dem Lockdown vorwiegend zur Bedarfsdeckung einkaufen und weniger des Einkaufserlebnisses wegen. Im Vergleich zu 2017 seien die gezielten Einkäufe um ein Fünftel gestiegen, während die Zahl der allgemeinen Shoppingausflüge um 12 % zurückgegangen sei. “Damit wird dem Handel die Umsatzgrundlage entzogen”, fürchtet Genth. Schuhe kaum gefragtBesorgniserregend sei, dass die Umsatzausfälle während des Lockdown nicht nur nicht aufgeholt würden, sondern die Erlösentwicklung auch nach der schrittweisen Lockerung nur langsam wieder Fahrt aufnimmt. Nach einer Umfrage des HDE hatten in der vorigen Woche nur 20 % der befragten Händler aus dem Nonfood-Segment mindestens so hohe Umsätze wie im Vorjahr, bei 60 % der Befragten bewegen sich die Umsätze dagegen weiterhin auf einem Niveau zwischen 51 und 100 % des Vorjahres (siehe Grafik). Vom Lockdown war der Bekleidungshandel mit Umsatzrückgängen im März und April von 54 und 75 % am heftigsten betroffen, gefolgt vom Schuheinzelhandel, wo die Umsätze um 53 bzw. 68 % wegbrachen. Im Zuge des Lockdown kam es auch zu Umsatzverschiebungen aus dem stationären Handel in den Online-Handel. So zeigt der Konsummonitor für den Zeitraum März bis Mai einen Rückgang in den Ausgaben im stationären Handel um 10 %, während sie im Online-Handel um 20 % stiegen. Das verdeutliche die Dringlichkeit für den Handel, die Geschäftsmodelle anzupassen, sagte Genth. Da viele kleinere Unternehmen damit überfordert seien, benötige die Branche einen Digitalisierungszuschuss. Zudem forderte Genth, den Zugang zu staatlichen Überbrückungshilfen zu erleichtern.Doch auch im Online-Handel, der eindeutig von der Krise profitiert habe, werden die Umsätze nach Einschätzung von Genth nicht in den Himmel wachsen. Nach dem Peak während des Lockdown lasse die Wachstumsdynamik wieder nach. Gleichwohl schätzt der HDE, dass sich der auf den E-Commerce entfallende Umsatzanteil hierzulande von knapp 11 % im Vorjahr 2020 auf etwa 13 % erhöhen wird.Vom Lockdown profitiert hat auch der Lebensmitteleinzelhandel. Dort stiegen die Erlöse im März um 14 % und im April um knapp 10 %. Allerdings sahen sich die Lebensmitteleinzelhändler auch mit erheblichen Mehrkosten konfrontiert.