Hapag-Lloyd stimmt auf Gewinneinbruch ein
ste Hamburg
Nach dem Ende der Sonderkonjunktur für die Containerschifffahrt im Verlauf der Corona-Pandemie rechnet auch Hapag-Lloyd 2023 mit einem stark sinkenden Gewinn. Die operativen Ergebnisse vor (Ebitda) und nach Abschreibungen (Ebit), die im vergangenen Jahr mit 19,4 (i.V. 10,9) Mrd. Euro bzw. 17,5 (9,4) Mrd. Euro neue Bestmarken erreichten, werden im laufenden Turnus zwischen 4 und 6 Mrd. Euro (4,3 bis 6,5 Mrd. Dollar) bzw. zwischen 2 und 4 Mrd. Euro (2,1 bis 4,3 Mrd. Dollar) erwartet, wie die größte deutsche Containerreederei bei der Präsentation ihrer Geschäftsjahresbilanz 2022 am Donnerstag mitteilte.
„Wir sind ordentlich in das laufende Geschäftsjahr gestartet, aber die Konjunktur hat sich abgekühlt und ein deutlicher Ergebnisrückgang bleibt unausweichlich“, erklärte Rolf Habben Jansen, Vorstandschef der weltweit fünftgrößten Containerreederei aus Hamburg. Die aktuelle Prognose geht unter anderem davon aus, dass bei einer leicht steigenden Transportmenge die 2022 um 42,9% auf 2863 (2003) Dollar je Standardcontainer (TEU) gestiegene durchschnittliche Frachtrate deutlich fallen wird. Im vierten Quartal gab die Rate infolge nachlassender Staus in den Häfen und einer geringeren Nachfrage mit 2625 Dollar/TEU verglichen mit dem Höhepunkt von 3106 Dollar/TEU im dritten Quartal bereits deutlich nach. Zugleich rechnet man bei Hapag-Lloyd damit, dass die Erholung der Lieferketten sowie Maßnahmen zur Kostensenkung die Transportaufwendungen reduzieren werden und auch der im vorigen Jahr um 58,5% auf 753 Dollar/Tonne gestiegene durchschnittliche Bunkerverbrauchspreis 2023 deutlich sinken wird.
Habben Jansen verwies darauf, dass die für das laufende Geschäftsjahr prognostizierten operativen Ergebnisse die drittbesten in der 175-jährigen Geschichte sein würden. Man werde flexibel am Markt agieren und die Kosten fest im Blick behalten. Hapag-Lloyd-Finanzchef Mark Frese erklärte, es sei bereits ein gewinnfokussiertes Programm aufgelegt worden, um die Kostenbasis auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten. Der ebenfalls börsennotierte dänische Transport- und Logistikkonzern A.P. Møller-Mærsk hatte bereits vor knapp vier Wochen auf einen Gewinneinbruch in diesem Jahr eingestimmt. Erwartet werden in Kopenhagen ein auf 8 bis 11 (i.V. 36,8) Mrd. Dollar sinkendes bereinigtes Ebitda und ein auf 2 bis 5 (31,2) Mrd. Dollar schrumpfendes bereinigtes Ebit.
Die Hapag-Lloyd-Aktie, zu weniger als 4% im Streubesitz, legte am Donnerstag zunächst um bis zu 1,3% auf 285,80 Euro zu, ehe sie mit bis zu 1,8% ins Minus rutschte. Das Hamburger Unternehmen hatte bereits Ende Januar über die im vorigen Jahr erreichten operativen Rekordergebnisse informiert. Zudem wurde im Februar bekannt gegeben, dass die Dividende für 2022 auf 63 (35) Euro je Aktie steigen soll. Die Dividendensumme von 11,1 (6,2) Mrd. Euro entspräche bei einem um 87,6% auf gut 17 Mrd. Euro gestiegenen Konzerngewinn einer Ausschüttungsquote von rund 65 (68)%.
Milliardeneinnahmen winken allen Großaktionären, darunter der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, die ebenfalls mit 30% beteiligte chilenische CSAV als Teil der Quiñenco-Holding der Familie Luksic sowie die Stadt Hamburg (13,9%). Hapag-Lloyd-Chef Habben Jansen betonte, Bilanz und Liquidität des Unternehmens würden auch nach der zur Abstimmung in der Hauptversammlung am 3. Mai vorgeschlagenen Ausschüttung „sehr stark“ sein. Die Reederei kommt bei einem um 28 Mrd. Euro angewachsenen Eigenkapital per Ende 2022 auf eine Eigenkapitalquote von über 72%. Die Nettoliquidität erhöhte sich binnen Jahresfrist vor allem infolge des positiven operativen Cashflows um fast 10,4 Mrd. auf 12,6 Mrd. Euro.
Habben Jansen geht davon aus, dass in der Branche 2023 und auch 2024 das Wachstum bei den Transportkapazitäten höher ausfallen wird als das Nachfragewachstum. Das Orderbuch für neue Schiffe – mit einem aktuellen Anteil von rund 27% der Weltflotte – sei signifikant. Die Frage, wann und wie schnell die Transportnachfrage zurückkommen werde, sei die größte Unbekannte. Der höhere Druck im Markt sei normal. Deshalb, so der Hapag-Lloyd-Chef, gehe es jetzt darum, die Kosten unter Kontrolle zu halten.
Hapag-Lloyd | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 34543 | 22274 |
Ebitda | 19429 | 10853 |
Ebit | 17525 | 9390 |
Konzernergebnis | 17041 | 9085 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 96,89 | 51,63 |
Divid. je Aktie (Euro) | 63 | 35 |
Operativer Cashflow | 19503 | 10410 |
Freier Cashflow | 15438 | 9178 |
Liquiditätsreserve | 15915 | 8240 |
Nettoliquidität | 12587 | 2226 |
Eigenkapitalquote (%) | 72,1 | 60,5 |
ROIC (%)* | 111,6 | 70,0 |
Beschäftigtenzahl | 14248 | 14106 |
*) Rendite auf das investierte Kapital Börsen-Zeitung |