Hapag-Lloyd sucht Synergien im eigenen Haus
scd Hamburg
Die Containerschifffahrt hat zuletzt zwar einen Boom erlebt, wie ihn angesichts des Einbruchs zu Beginn der Coronakrise kaum ein Branchenexperte auf der Rechnung hatte. Der Gewinn der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd hat sich im Lieferketten-Chaos des vergangenen Jahres auf den Rekordwert von über 9 Mrd. Euro vor Zinsen und Steuern mehr als versiebenfacht.
CEO Rolf Habben Jansen sieht bereits erste Anzeichen dafür, dass die Sonderkonjunktur zu einem Ende kommt und eine Normalisierung bei den Frachtraten einsetzt. Hapag-Lloyd habe daher die Aufgabe, die Effizienz im Unternehmen zu verbessern. Das falle leicht, wenn man einen Zusammenschluss durchziehen müsse wie Hapag zuletzt 2017/2018 mit UASC oder 2014 mit CSAV. „Das hat jeweils dazu geführt, dass wir das Geschäft wesentlich vereinfacht haben. Man muss aus zwei Firmen eine Firma machen, aus zwei Netzwerken ein Netzwerk, aus zwei Flotten ein Flotte, aus zwei Zentralen eine Zentrale“, sagte Habben Jansen auf der Feier zum 70-jährigen Geburtstag der Börsen-Zeitung in Hamburg. So sei das Unternehmen letztlich auch sehr viel besser geworden. „Aber jetzt haben wir in den nächsten ein bis zwei Jahren keinen Zusammenschluss vor uns und müssen dennoch dasselbe leisten“, so der CEO. „Das hört sich vielleicht einfach an, aber ich kann Ihnen sagen – ein Merger ist viel einfacher.“
Ein Teil der Lösung werde sein, dass Hapag einige größere Schiffe hereinbekomme, die kleinere Schiffe ersetzen werden. Das führe so schon einmal zu höherer Effizienz und bedeute auch, dass man sich das gesamte Netzwerk noch einmal anschauen werde. „Und hoffentlich wird es dazu führen, dass unsere Kosten auch in drei bis fünf Jahren noch wettbewerbsfähig sind.“
Auch in der Digitalisierung und Automatisierung im Kontakt mit den Kunden habe Hapag-Lloyd noch immer enormes Potenzial. „Ich traue mich nicht, Ihnen zu sagen, wie viele E-Mails mit Kundenanfragen wir noch immer jeden Tag bekommen.“ Die Abarbeitung der vielen Fragen könne noch deutlich besser laufen. Neben den technischen Voraussetzungen, die für eine effizientere Kundenkommunikation nötig seien, brauche es sicher auch ein Umdenken bei Kunden und Mitarbeitern. Umso mehr gelte es diese mitzunehmen. Deshalb werde die Strategie für 2030 wie vergangene Pläne auch gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelt. „Das bedeutet zwar auch, dass es etwas länger dauert. Aber es bedeutet meistens auch, dass man die Teams besser mitnimmt“, so Habben Jansen. „Und ich bin auch fest davon überzeugt, dass man damit am Ende eine bessere Strategie hat.“
Weichen stellen für 2045
Unabhängig davon, wie die konkrete Strategie aussehen wird, bleibt das Thema Nachhaltigkeit mit Sicherheit auf der Agenda. „Obwohl die Schifffahrt pro Ladungseinheit eigentlich die sauberste Transportmethode ist, verursachen wir nichtsdestotrotz eine enorme Menge an Emissionen.“ Und dabei geht es nicht nur um CO2, sondern auch um andere Emissionen wie Stickoxid oder Partikel. „Wir möchten bis 2045 klimaneutral sein. Ich weiß auch noch nicht, wie wir das machen“, räumte der Hapag-CEO ein. Dennoch ist er überzeugt, dass es nötig sei, sich heute schon Ziele zu setzen. „Wenn wir wollen, dass es 2045 funktioniert, müssen wir heute schon die Weichen stellen. Denn jedes Schiff, das wir heute bestellen, wird dann wahrscheinlich noch im Einsatz sein.“