Heidelberg Cement dreht an der Preisschraube
hek Frankfurt
Mit weiteren Preisanhebungen und striktem Kostenmanagement reagiert Heidelberg Cement auf die anhaltend hohen Energiekosten. Das kündigt der Baustoffhersteller bei der Vorlage der Jahresergebnisse 2021 an. Aufgrund weltweiter Investitionen in die Infrastruktur und der Dynamik im Wohnungsbau erwartet das Management für das laufende Jahr ein deutliches Umsatzplus. Verhaltener fällt der Ergebnisausblick aus – hier wird auf vergleichbarer Basis eine leichte Zunahme in Aussicht gestellt. Folglich zeichnet sich eine Abschwächung der operativen Marge ab.
Investoren zeigten sich wenig erbaut: Die im Dax vertretene Aktie sackte am Donnerstag in einem schwachen Markt im Handelsverlauf um 7,5% ab. Die Bemerkung des Managements, dass die Marktbedingungen wegen der hohen Energiekosten herausfordernd blieben, vor allem im ersten Halbjahr, lasse Abwärtspotenzial für die Konsens-Gewinnschätzungen erwarten, kommentiert die Bank Goldman Sachs.
Die direkten Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind sehr überschaubar. Die Anlagen in der Ukraine hat Heidelberg Cement 2019 verkauft. In Russland betreibt der Konzern drei Zementwerke. Diese produzieren für den lokalen Markt, sie seien solide unterwegs, sagt Vorstandschef Dominik von Achten. Der Ergebnis- und Umsatzanteil der russischen Werke liege bei 1%.
Kapitalrendite bei 9,3 Prozent
Indirekt kann der Konflikt aber erhebliche Auswirkungen entfalten, denn er nährt die Gefahr, dass die weltweiten Gaspreise und die Stromkosten weiter in die Höhe schießen. Das verteuert die Produktion, weil für die Zementherstellung viel Energie benötigt wird. Kurzfristig werden die Folgen durch Hedginggeschäfte eingedämmt. Nach Angaben von Finanzvorstand René Aldach sind die Stromkosten im ersten Quartal zu 80% und im zweiten zu 50 bis 60% abgesichert. Bei anderen Energieträgern seien die Quoten ähnlich.
Im vergangenen Jahr bewegten sich die Energiekosten bei 2,1 Mrd. Euro, 100 Mill. Euro mehr als 2019. Im Vergleich zum pandemiebedingt niedrigen 2020er Niveau beträgt der Anstieg laut Aldach rund 30%. Da diese Zunahme zu vier Fünfteln in die zweite Jahreshälfte 2021 fällt, ergeben sich nun für die erste Hälfte 2022 eklatante Verteuerungen zum Vorjahreszeitraum.
Zu den unerwartet starken Ergebnissen im vierten Quartal 2021 trugen Preiserhöhungen wesentlich bei. Bis Dezember wurden die heimischen Zementverkaufspreise nämlich um 13,3% über das Niveau des Vorjahresmonats gehievt. Im ersten Halbjahr betrug der Abstand lediglich 0,2%, im dritten Quartal waren es 4,2%. Für die Rendite auf das eingesetzte Kapital – das große Problem der Branche, wie von Achten sagt – steuert Heidelberg Cement für 2022 rund 9% an. Im Vorjahr waren es 9,3% und bereinigt um Auswirkungen der Anlagenverkäufe im Westen der USA sogar 9,9%. „Das zeigt: Es geht“, stellt der CEO unter Verweis auf frühere Kapitalrenditen von lediglich 5 bis 6% klar.
Unter dem Strich verdiente Heidelberg Cement im vergangenen Jahr 1,9 Mrd. Euro nach 2 Mrd. Euro Verlust im Vorjahr, die von hohen Abschreibungen auf Firmenwerte herrührten. Den Dividendenvorschlag will der Konzern im März bekannt geben.
Bei den Portfoliobereinigungen sind die Heidelberger ein gutes Stück vorangekommen. Mehr als die Hälfte der ursprünglichen Desinvestment-Liste sei abgearbeitet, sagt von Achten und betont zugleich, dass Portfoliooptimierung eine ständige Aufgabe sei, also neue Verkaufskandidaten hinzukommen können. Wachsen wolle Heidelberg Cement im Kerngeschäft und dabei die Themen Nachhaltigkeit, Recycling und Digitales forcieren. Details der Strategie will das Management auf dem Kapitalmarkttag am 24. Mai präsentieren.
Heidelberg Cement | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 18 720 | 17 606 |
Geschäftsergebnis vor Abschreibungen | 3875 | 3707 |
in % des Umsatzes | 20,7 | 21,1 |
Geschäftsergebnis | 2614 | 2363 |
Jahresüberschuss | 1902 | –2009 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 8,91 | –10,78 |
Freier Cashflow | 1187 | 2172 |
Nettofinanzschulden | 4999 | 6893 |
Kapitalrendite* (%) | 9,3 | 7,9 |
Sachinvestitionen | 1419 | 969 |
*) Return on Invested CapitalBörsen-Zeitung |