Baustoffe

Heidelberg Cement ringt mit Energie­preisen

Heidelberg Cement kämpft mit Preiserhöhungen gegen den massiven Anstieg der Energiekosten. Dennoch muss der Baustoffkonzern seinen Gewinnausblick senken.

Heidelberg Cement ringt mit Energie­preisen

hek Frankfurt – Die starke Verteuerung von Energie und Rohstoffen zwingt Heidelberg Cement zu einer Revision des Gewinnausblicks. Der Baustoffhersteller stellt sich nun auf einen leichten Rückgang des Geschäftsergebnisses vor Konsolidierungs- und Wechselkurseinflüssen ein. Bisher hatten die Heidelberger mit einem leichten Ertragsanstieg gerechnet. Die Steigerung der Energiepreise in den letzten Wochen beschreibt Heidelberg Cement im Halbjahresbericht als „beispiellos“. Vorstandschef Dominik von Achten sprach in der Telefonkonferenz von einem „wilden Quartal und Halbjahr“. Die Volatilitäten seien atemberaubend. Die zweite Jahreshälfte bleibe herausfordernd, heißt es im Ausblick. Das Management bestätigt die Erwartung eines deutlichen Umsatzanstiegs im Gesamtjahr. Auch für das berichtete Ergebnis sei ein Anstieg zu erwarten. Konkurrent Holcim hatte am Vortag seine Gewinnprognose bestätigt und den Umsatzausblick angehoben.

Für Strom und Brennstoffe hat Heidelberg Cement nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 60% mehr ausgegeben als im Vorjahreszeitraum. Das ergebe Mehrkosten von einer halben Milliarde Euro. Im Gesamtjahr 2021 bewegten sich die Energiekosten des Konzerns bei 2,1 Mrd. Euro.

Kosten steigen stark

Den starken Anstieg der Kosten habe man im zweiten Quartal durch Preiserhöhungen nahezu ausgeglichen, sagt von Achten. Im Juni habe die Differenz zwischen Preiserhöhungen und Mehrkosten ins Positive gedreht (siehe Grafik). Früher seien die Preise einmal im Jahr angepasst worden, jetzt fortlaufend. Zement beispielsweise war im zweiten Jahresviertel bereits 22% teurer als vor einem Jahr. Die zusätzlichen Preiserhöhungen über die sonst üblichen 2% im Jahr hinaus sollen 2 Mrd. Euro Mehreinnahmen im Gesamtjahr bringen, was gut einem Zehntel des 2021er Umsatzes entspricht. Rund 800 Mill. Euro davon seien erreicht.

Die Preisanhebungen führten im zweiten Quartal – trotz Absatzeinbußen – zu einer Umsatzausweitung auf vergleichbarer Basis um 10,4% auf 5,52 Mrd. Euro. Das Geschäftsergebnis vor und nach Abschreibungen gab like for like um 5,7% auf 1,13 Mrd. bzw. 817 Mill. Euro nach. Damit fiel der Rückgang geringer aus, als Analysten erwartet hatten. Die operative Marge vor Abschreibungen ging um 345 Basispunkte auf 20,5% des Umsatzes zurück. Der vergleichbare Zement- und Klinkerabsatz schrumpfte im Quartalsvergleich um 6,7%. Die Verkaufsmengen von Zuschlagstoffen und Transportbeton gaben ebenfalls nach, während bei Asphalt in vergleichbarer Rechnung ein Anstieg um 2% verzeichnet wurde. Im regionalen Aufriss bescheinigt von Achten West- und Südeuropa ein „bärenstarkes Ergebnis“. In Nordamerika hätten einige Streiks Geschäft gekostet, in Indonesien und Indien belasteten die hohen Kohlepreise.

„Gute Fortschritte“ bescheinigt sich Heidelberg Cement bei der Eindämmung des CO2-Ausstoßes – für die hochgradig energieintensive Branche quasi eine Überlebensfrage. Die Emissionen je Tonne Zement seien seit Ende 2021 um 2,5% gesunken. Der extrem CO2-intensive Klinkeranteil liege bei 71,9 (Juni 2021: 73,3)%, die alternative Brennstoffrate bei 27,8 (26,2)%. Auf dem Kapitalmarkttag im Mai hatte Heidelberg Cement ehrgeizigere Klimaziele verkündet (vgl. BZ vom 25. Mai).

Bei den Energie-, Rohstoff- und Transportpreisen erwartet der Konzern vorerst keine Entspannung. Der Wohnungsmarkt habe den Peak erst einmal überschritten. Die russischen Gaslieferkürzungen träfen das Unternehmen nur indirekt, etwa über die Stromerzeugung, erläutert von Achten. Als Brennstoff spielt Gas nur eine untergeordnete Rolle. Den Anteil hat Heidelberg Cement unlängst auf einen niedrigen einstelligen Prozentsatz veranschlagt. Wo Gas eingesetzt werde, könne man auf andere Brennstoffe ausweichen, sagte von Achten.

Wertberichtigt Seite 8

Heidelberg Cement
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr     
in Mill. Euro20222021
Umsatz9 9508 938
Geschäftsergebnis vor Abschreibungen1 5251 720
 in % des Umsatzes15,319,2
Geschäftsergebnis9081 084
Periodenüberschuss597825
Operativer Cashflow–133158
Nettofinanzschulden6 7927 454
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