hek Frankfurt – Über den Markterwartungen liegende Quartalszahlen haben für Erleichterung unter Hello­fresh-Investoren gesorgt. Die im Dax vertretene Aktie, die seit Monaten unter Druck steht, legte am Donnerstag im frühen Handel mehr als 10% zu. Sorgen wegen des Ergebnisses seien unberechtigt gewesen, stellt die US-Investmentbank Jefferies fest. „Wir sind ziemlich zufrieden“, sagt CEO und Mitgründer Dominik Richter im Mediencall.

Hellofresh hat wie kaum ein anderes Unternehmen in den vergangenen beiden Jahren von coronabedingten Beschränkungen profitiert. Mit der Wiedereröffnung von Restaurants und der Aufhebung von Kontakt- und Ausgangsregeln läuft dieser Schub nun aus. Daher stellten sich Analysten auf nachlassendes Wachstum und einen Margeneinbruch ein.

Die Bremseffekte fallen aber geringer aus als erwartet. Hellofresh habe im ersten Quartal mit einer operativen Marge von 3,5% gerechnet, sagt Richter. Tatsächlich seien es 5,2% geworden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die Umsatzrendite gleichwohl mehr als halbiert. Damals erreichte der adjustierte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 11% des Umsatzes.

Die Analysten von Stifel Europe Research bescheinigen den Berlinern „beeindruckende Widerstandsfähigkeit“ gegenüber dem sinkenden Verbrauchervertrauen und steigenden Lebensmittelpreisen. Die Preise für die Kochboxen mit abgemessenen Zutaten für die Zubereitung eines Gerichts, die im Abomodell an die Haustür des Bestellers geliefert werden, hat Hellofresh laut Richter in den zurückliegenden Monaten um 2 bis 5% erhöht. Das sei weit weniger als die allgemeine Food-Verteuerung. Hellofresh verfolge die Strategie, den Kunden ein attraktives Produkt zu bieten. Daher würden Preise nur selektiv angehoben. Man wolle sich eher auf das Produkt fokussieren und die Preise nicht allzu stark erhöhen, sagt Richter.

Dieses Vorgehen half bei der Gewinnung neuer Kunden. Ihre Zahl liegt jetzt bei 8,52 Millionen, 17% mehr als vor einem Jahr. Zu jeweils der Hälfte kommen die Kunden aus Europa und den USA.

Mit schwarzen Zahlen in Japan rechnet Richter in vier bis fünf Jahren. Der Umsatzbeitrag im laufenden Jahr werde mit einem einstelligen Millionen-Euro-Betrag noch niedrig ausfallen. Hellofresh hatte in der vergangene Woche den offiziellen Markteintritt verkündet. Damit ist das im November 2011 gegründete Unternehmen nun in 17 Ländern vertreten. Im Herbst will das Management ein bis zwei weitere neue Märkte in Angriff nehmen.

Das bereinigte Quartals-Ebitda schrumpfte von 159,2 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 99,3 Mill. Euro. Hier schlägt zum einen die um drei Prozentpunkte auf 25,2% gesunkene Deckungsbeitragsmarge durch – Folge der Preisinflation bei Zutaten sowie der Kosten für neue Produktionskapazitäten und neue Märkte. Zum anderen wurde der Marketingaufwand auf Normalniveau erhöht. Vor einem Jahr war aufgrund des Corona-Booms weniger Marketing notwendig. Der Umsatz kletterte in den ersten drei Monaten um währungsbereinigt 26,4% auf den Rekordwert von knapp 1,92 Mrd. Euro. Der Kassenbestand beläuft sich auf 796 Mill. Euro. Richter stellt weitere Aktienrückkäufe und selektive Akquisitionen in Aussicht.